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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 17): Die letzten Strassburger Jahre: 1546 - 1549 — Gütersloh, 1981

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https://doi.org/10.11588/diglit.30258#0059
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DER CXX. PSALM

55

drumbhalten101, das alle die Päpstlichen prelaten und gantze clerisei, die den dienst
christlicher seelsorgen, christlicher Schulen oder versehung der dürfftigen nit verrichten
noch etwas daran würcklichs dienen, sonder mer dise wäre kirchendienst verfolgen und
dieweil den kirchen nichs dann ir abgöttische geprengdienst102 und das unverstanden
5 abgöttisch geseng leisten, alles dasjenige, so sie von kirchen inhaben und messen103,
offentlichs Sacrilegii und kirchenraubs inhaben und verschwenden.
So sind auch104, vermög aller kirchenrechten, die Simoniaci, die ire pfrunden durch
fleischlichen gunst, einige zeitliche dienst, mied, schencken, Verheissung bekomen105
haben oder umb solichs ire vermeinte kirchendienst leisten.
io Da sihe, frommer Christ, wie fil du under der Päpstlichen clerisei findest, die nit
öffentlich mit der ersten ketzerei der Simonei seiend behafftet und deshalben Sacrilegi,
die von aller Clerisei sollen verstossen werden. Noch Schemen sich die leut nicht106,
auch alle die des kirchenraubs zu schelten, die iren raub zu dem einigen rechten ge-
brauch der kirchen widerzübringen begeren?
15 | F ia | Und wissen doch selb, das vermöge austrucklicher1 Gottes und kirchen
gesetzen nieman überal einigen rechtmessigen titel haben mage, etwas von der kirchen
gut zu messen, wa er nit an oder zu den waren religiondiensten der gemeinen seelsorg
oder lehr und zücht der gemeinen jugent oder an versehung der armen wiircklich und
trawlich dienet oder aber selb dürfftig ist. Welches doch nit allein uff die betler, sonder
2.0 auch uff die ires christlichen Stands und wesens halben dürfftig seind, solle verstanden
werden. Wie dann auch die alten h. Vetter ehrlichen leuten, wenn die in unfal107 und
armüt kommen, von kirchengüttern pfrunden und ehrliche underhaltung verordnet
haben, sich in iretri christlichen wesen und staht108 zu erhalten.
Ferner haben die h. Vetter aus dem gesatz der liebe recht erkennet und verordnet109,
15 das man deren, so die kirch begäbet, nachkommen, wa sie verarmen, solle von kirchen-
güttern erhalten. Auch das die kirchen nit sollen von leuten annemen, das iren erben zu
nachteil gereiche. Nun ist aber offenbar110, das grewlich gros güt zun kirchen kommen
ist durch öffentlichen betrug, der hilff aus dem fegfewr111 und anderem onglauben zü
1) austrucklicker.
101. Standhaft daran festhalten - vgl. Wander 1, Sp. 1305, Nr. 255 (Zitat von Murner).
102.. Gottloses (götzendienerisches) Schauspiel, heidnisches Zeremoniell.
103. Zu ihrer Verfügung haben (besitzen) und genießen (daran verdienen).
104. Welche Simoniaci seien. [Marg.J. - Simoniaci = die ihr geistliches Amt mit Geld erkauft
haben (Apg 8,9ff.).
105. Gunst = Begünstigung, Protektion. Lexer 1, Sp. 1120. Mied = durch Bestechung erhaltene
Einkünfte. Lexer 1, Sp. 2134. - Verheissung bekommen = zugesagt bekommen, übereignet erhal-
ten.
106. Schämen sich die Leute denn gar nicht?
107. Unglück, Not. Lexer 2, Sp. 1948.
108. Lebenshaltung, Stand (Status).
109. 16. q. 7. c. Denique. [Marg.J. - Wahrscheinlich handelt es sich um Decr. Grat., C. XVI. qu.
7. c. 30: Quicumque fidelium propria devotione de facultatibus suis aliquid ecclesiae contulerint...
110. Wem von kirchengütern zü helff en. [Marg.J.
in. Fegefeuer (hilff aus dem fegfewr = synonym für Ablaß). Grimm 3, Sp. 1412.
 
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