DER CXX. PSALM
69
diser wicht weis, das zuvor auch einer, und vor einem Erbaren rhat hie, ist zu
| [G 4 b] | schänden worden78. Dann war und durch die Herren zu Ulm erweislich ist,
das man mir für denselbigen knecht x. gemeiner gülden an müntz zu xv. batzen und kein
gold hat gegeben; ich hab ihm aber zu Strasburg uff jeden gülden ein blappart79 gethon
5 und also x. gülden Strasburger werung gegeben, so fil mehr, dann ich von seinen wegen
empfangen hatt.
Nun was diser oder andere Lesterer von meinen grossen einkommen, schencken,
silbergeschir, das sie mir auch gar fil züliegen, das doch bei mir nieman je gesehen, ich
auch, Gott seie lob, nit begere, so hat mich doch der liebe Gott vor diser sucht des
10 geitzes und trachtens nach dem zeitlichen güt noch so vetterlich bewaret, das alle wäre
Christen, die meins einnemens und ausgebens und alles meines gebrauchs arbeit und
leibs vermoglicheit80 eigentlich wissen haben, mich noch mehr des züfil reihlichen
ausgebens zügüt anderen und der sperlicheit81 an mir und den meinen dann des wider-
spiels beschuldigen. Die wissen auch, das ich in liii jaren ein namhafftigs nach meiner
15 habe über alles, daz mir von diser kirchen eingeht, eingebüsset habe82 von dem, das mir
der Herre anderswoher und von meiner lieben hausfrawen bescheret hat.
Aber die dem Widerchrist dienen und die kirchen Christi verstören und verwüsten,
die sollen, was Christo, unserem Herren, und seinen kirchen zügüt der religion und
armen ist gegeben, mit grossem hauffen, wie dis Schandtichters so hochgelobter Grop-
2.0 per und seinesgleichen zü sich raffen und damit die wäre religion widerfechten und gar
ausrotten und die armen Christi verderben. Und was die, so dem Herren und den kir-
chen iren dienst gern wolten mit allen trawen leisten, von kirchengütern | H 1 a | allein
zü blosser notdurfft haben und gebrauchen, das solle alles zü fil sein. Ich erbiete mich,
wie ich mermals gethon, alles meines habens und niessens des zeitlichen vor nit allein
2.5 der kirchen Christi, sonder auch eines jeden Christen gericht und urtheil, Und bin
bereit, das allein zü haben und zü gebrauchen, das mir ein jedes christlich urtheil zü
nur 10 Münzgulden erhalten, diese dem Söldner weitergegeben und noch V2 Gulden (60 Pfennig)
aus eigener Tasche daraufgelegt. Es erscheint tatsächlich fraglich, ob 1531 in Ulm rheinische Gold-
gulden im Umlauf waren.
78. Das ist eine Anspielung auf einen uns sonst nicht bekannten Vorfall. In dem in Anm. 76
erwähnten Exemplar unserer Schrift steht hier als Marginalie von Huberts Hand »D. Spiegel«.
Jacob Spiegel, geb. 1483 in Schlettstadt, war Geheimsekretär der Kaiser Maximilian I. und Karl V.
und als solcher u. a. auch auf dem Reichstag zu Worms 152.1, wo er eine zwielichtige Rolle in den
Verhandlungen über Luther spielte. Im Jahre 1536 nimmt er in Straßburg Wohnung, bleibt aber
weiter Hofrat am kaiserlichen Hofe und erscheint auf den Reichstagen von Hagenau (1540) und
Worms (1545). Von einer Verhandlung gegen ihn vor dem Straßburger Rat ist uns nichts bekannt.
Vgl. ADB 35, S. 156; E. Sitzmann: Dictionnaire de Biographie des Hommes Celebres de l’Alsace 2.
S. 806. - Es könnte (gegen die Glosse von Hubert) auch sein, daß B. hier auf eine gegen ihn und
Engelbrecht erhobene Verleumdung anspielt, auf die Beschuldigung des Hanns Halm von Plochin-
gen (1531 im Gefängnis zu Trier zu Protokoll gegeben), er (Halm) habe von B. und Engelbrecht
Geld erhalten, um im Stift Speyer Unruhe zu stiften. Darüber wurde eingehend im Rat der Stadt
Straßburg verhandelt, nachdem die Beschuldigten verhört worden waren und ihre Unschuld be-
schworen hatten. Vgl. dazu W. Bellardi, Anton Engelbrecht, S. 187!.
79. Weißpfennig, Groschen.
80. Von meiner Berufsarbeit und körperlichen Leistungsfähigkeit. Götze, S. 80.
81. Sparsamkeit, bescheidene Lebenshaltung. Lexer 1, Sp. io8zf.
82. Losgeworden bin.
69
diser wicht weis, das zuvor auch einer, und vor einem Erbaren rhat hie, ist zu
| [G 4 b] | schänden worden78. Dann war und durch die Herren zu Ulm erweislich ist,
das man mir für denselbigen knecht x. gemeiner gülden an müntz zu xv. batzen und kein
gold hat gegeben; ich hab ihm aber zu Strasburg uff jeden gülden ein blappart79 gethon
5 und also x. gülden Strasburger werung gegeben, so fil mehr, dann ich von seinen wegen
empfangen hatt.
Nun was diser oder andere Lesterer von meinen grossen einkommen, schencken,
silbergeschir, das sie mir auch gar fil züliegen, das doch bei mir nieman je gesehen, ich
auch, Gott seie lob, nit begere, so hat mich doch der liebe Gott vor diser sucht des
10 geitzes und trachtens nach dem zeitlichen güt noch so vetterlich bewaret, das alle wäre
Christen, die meins einnemens und ausgebens und alles meines gebrauchs arbeit und
leibs vermoglicheit80 eigentlich wissen haben, mich noch mehr des züfil reihlichen
ausgebens zügüt anderen und der sperlicheit81 an mir und den meinen dann des wider-
spiels beschuldigen. Die wissen auch, das ich in liii jaren ein namhafftigs nach meiner
15 habe über alles, daz mir von diser kirchen eingeht, eingebüsset habe82 von dem, das mir
der Herre anderswoher und von meiner lieben hausfrawen bescheret hat.
Aber die dem Widerchrist dienen und die kirchen Christi verstören und verwüsten,
die sollen, was Christo, unserem Herren, und seinen kirchen zügüt der religion und
armen ist gegeben, mit grossem hauffen, wie dis Schandtichters so hochgelobter Grop-
2.0 per und seinesgleichen zü sich raffen und damit die wäre religion widerfechten und gar
ausrotten und die armen Christi verderben. Und was die, so dem Herren und den kir-
chen iren dienst gern wolten mit allen trawen leisten, von kirchengütern | H 1 a | allein
zü blosser notdurfft haben und gebrauchen, das solle alles zü fil sein. Ich erbiete mich,
wie ich mermals gethon, alles meines habens und niessens des zeitlichen vor nit allein
2.5 der kirchen Christi, sonder auch eines jeden Christen gericht und urtheil, Und bin
bereit, das allein zü haben und zü gebrauchen, das mir ein jedes christlich urtheil zü
nur 10 Münzgulden erhalten, diese dem Söldner weitergegeben und noch V2 Gulden (60 Pfennig)
aus eigener Tasche daraufgelegt. Es erscheint tatsächlich fraglich, ob 1531 in Ulm rheinische Gold-
gulden im Umlauf waren.
78. Das ist eine Anspielung auf einen uns sonst nicht bekannten Vorfall. In dem in Anm. 76
erwähnten Exemplar unserer Schrift steht hier als Marginalie von Huberts Hand »D. Spiegel«.
Jacob Spiegel, geb. 1483 in Schlettstadt, war Geheimsekretär der Kaiser Maximilian I. und Karl V.
und als solcher u. a. auch auf dem Reichstag zu Worms 152.1, wo er eine zwielichtige Rolle in den
Verhandlungen über Luther spielte. Im Jahre 1536 nimmt er in Straßburg Wohnung, bleibt aber
weiter Hofrat am kaiserlichen Hofe und erscheint auf den Reichstagen von Hagenau (1540) und
Worms (1545). Von einer Verhandlung gegen ihn vor dem Straßburger Rat ist uns nichts bekannt.
Vgl. ADB 35, S. 156; E. Sitzmann: Dictionnaire de Biographie des Hommes Celebres de l’Alsace 2.
S. 806. - Es könnte (gegen die Glosse von Hubert) auch sein, daß B. hier auf eine gegen ihn und
Engelbrecht erhobene Verleumdung anspielt, auf die Beschuldigung des Hanns Halm von Plochin-
gen (1531 im Gefängnis zu Trier zu Protokoll gegeben), er (Halm) habe von B. und Engelbrecht
Geld erhalten, um im Stift Speyer Unruhe zu stiften. Darüber wurde eingehend im Rat der Stadt
Straßburg verhandelt, nachdem die Beschuldigten verhört worden waren und ihre Unschuld be-
schworen hatten. Vgl. dazu W. Bellardi, Anton Engelbrecht, S. 187!.
79. Weißpfennig, Groschen.
80. Von meiner Berufsarbeit und körperlichen Leistungsfähigkeit. Götze, S. 80.
81. Sparsamkeit, bescheidene Lebenshaltung. Lexer 1, Sp. io8zf.
82. Losgeworden bin.