DER CXX. PSALM
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man von eins jeden zücht oder unzucht erforschen solle. Deren und gottes gericht seie
dis und alles lesteren dises Lasterdichters befohlen.
ZUletste 127 , damit er doch alles wider mich bewege, leugt er mich auch an, das ich der
Kaiserlichen] Mfajestet] wünsche fil feinde, Türcken und Frantzosen, und das, da-
5 | [H 4b] | mit sie allein uns nit straffen möge, und das ich ein besondere freud erzeiget
habe ab den schweren kriegen zwischen der K. M. und Franckreich, das auch, die mei
ner lehre folgen, allerlei tyrannen mehr dann die K. M. loben. Das weis aber Got und
alle fromme leut, die mich je gehört haben von der K. M. reden, das ich in der warheit
begere und Gott bitte, das ich und meniglich Got möchten geben, daz Got zügehöret,
10 und dem Keiser auch, was dem Keiser gepüret 128 . Und sind deren nit wenig, die das in
den ergangnen schweren kriegen zwischen disen zweien heupteren von mir offtermals
gehöret haben: wann ich schon wüßte, das die K. M. und König zu Franckreich, als
bald sie zu friden miteinander kernen, sich wurden wider uns, die das Evangeli Christi
bekennen, zum hefftigsten setzen, noch wolt ich 129 nicht desto weniger Gott bitten, das
15 er sie zu friden brechte, damit das so greulich blütvergiessen und verderben der armen
underthonen und so jämerlich landsverhergen 130 diser kriegen möchte abgestellet
werden. Gott wurde uns dannocht, wie er doch bishar so vetterlich gethon, wol schüt
zen und erhalten vor allem argen.
So ist auch dis war, daz noch keine Stende im Reich sich der K. M., weder in gemein
20 vom reich bewilligten diensten noch auch in besonderen, williger und trewlicher erzeigt
dann eben, die unser christlichen religion anhangen.
Aber was soll ich ewer liebe und andere fromme Christen bemühen mit antwort uff
dis Schandtichters lugen und lesterungen, die doch als ein allergifftigest schandgedicht
kein biderman lesen oder haben solle, geschweig, das im jemand, der ein funcken erbars
25 gemüts hat, könde | I ia | in einigen stuck glauben geben. Weil doch ein jeder, der dis
schandgedicht gelesen, wol greiffet, das es aus einem lauter teufelischen hass wider die
christliche lehr und reformation ist ausgespeiet.
Wa dann je etliche geringes Verstands und blöder 131 erbarkeit sich durch solche so
gar gifftige und teufelische lesterung haben zu etwas argem verdacht wider uns lassen
30 bewegen, so ist auch gewißlich war, wa denselbigen von solchem verdacht das nit helf-
fen mag, das ich hie geantwortet und das sie in anderen unseren, die das h. Evangeli
predigen, büchern lesen und täglich von uns hören und an uns sehen mögen - wollen
sie -, denen wird weiters verantworten 132 auch nit helffen. Darumb ichs recht hiebei wil
bleiben lassen und in gemein uff alles sehenden und lesteren dises Schandtichters und
35 des gantzen Gropperischen widerchristischen und auch Epicurischen hauffen 133 , die
127. Erdichte lugen von Verletzung keiserlicher Majestet. [Marg.].
128. Vgl. Mt 22,21.
129. So wollte ich dennoch.
130. Verheerung, Verwüstung des Landes (durch den Krieg).
131. Zaghafter, gehemmter. Lexer 1, Sp. 311: schwach, gebrechlich.
132. Beantworten im Sinne von widerlegen.
133. Zu Gropper und seiner Gruppe vgl. Anm. 143 (Teil 1). Über die »epicurischen hauffen«
vgl. Anm. 71 (Teil 2b). Dort auch Literatur. - Als Epikuräer kann man Gropper keinesfalls be
zeichnen. Diese Gruppe erscheint als Opposition zu B. bereits 1530. Sie ist - darin ist Wendel,
eglise, S. 38 zuzustimmen - schwer auf einen theologischen Nenner zu bringen. Im letzten Grunde
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man von eins jeden zücht oder unzucht erforschen solle. Deren und gottes gericht seie
dis und alles lesteren dises Lasterdichters befohlen.
ZUletste 127 , damit er doch alles wider mich bewege, leugt er mich auch an, das ich der
Kaiserlichen] Mfajestet] wünsche fil feinde, Türcken und Frantzosen, und das, da-
5 | [H 4b] | mit sie allein uns nit straffen möge, und das ich ein besondere freud erzeiget
habe ab den schweren kriegen zwischen der K. M. und Franckreich, das auch, die mei
ner lehre folgen, allerlei tyrannen mehr dann die K. M. loben. Das weis aber Got und
alle fromme leut, die mich je gehört haben von der K. M. reden, das ich in der warheit
begere und Gott bitte, das ich und meniglich Got möchten geben, daz Got zügehöret,
10 und dem Keiser auch, was dem Keiser gepüret 128 . Und sind deren nit wenig, die das in
den ergangnen schweren kriegen zwischen disen zweien heupteren von mir offtermals
gehöret haben: wann ich schon wüßte, das die K. M. und König zu Franckreich, als
bald sie zu friden miteinander kernen, sich wurden wider uns, die das Evangeli Christi
bekennen, zum hefftigsten setzen, noch wolt ich 129 nicht desto weniger Gott bitten, das
15 er sie zu friden brechte, damit das so greulich blütvergiessen und verderben der armen
underthonen und so jämerlich landsverhergen 130 diser kriegen möchte abgestellet
werden. Gott wurde uns dannocht, wie er doch bishar so vetterlich gethon, wol schüt
zen und erhalten vor allem argen.
So ist auch dis war, daz noch keine Stende im Reich sich der K. M., weder in gemein
20 vom reich bewilligten diensten noch auch in besonderen, williger und trewlicher erzeigt
dann eben, die unser christlichen religion anhangen.
Aber was soll ich ewer liebe und andere fromme Christen bemühen mit antwort uff
dis Schandtichters lugen und lesterungen, die doch als ein allergifftigest schandgedicht
kein biderman lesen oder haben solle, geschweig, das im jemand, der ein funcken erbars
25 gemüts hat, könde | I ia | in einigen stuck glauben geben. Weil doch ein jeder, der dis
schandgedicht gelesen, wol greiffet, das es aus einem lauter teufelischen hass wider die
christliche lehr und reformation ist ausgespeiet.
Wa dann je etliche geringes Verstands und blöder 131 erbarkeit sich durch solche so
gar gifftige und teufelische lesterung haben zu etwas argem verdacht wider uns lassen
30 bewegen, so ist auch gewißlich war, wa denselbigen von solchem verdacht das nit helf-
fen mag, das ich hie geantwortet und das sie in anderen unseren, die das h. Evangeli
predigen, büchern lesen und täglich von uns hören und an uns sehen mögen - wollen
sie -, denen wird weiters verantworten 132 auch nit helffen. Darumb ichs recht hiebei wil
bleiben lassen und in gemein uff alles sehenden und lesteren dises Schandtichters und
35 des gantzen Gropperischen widerchristischen und auch Epicurischen hauffen 133 , die
127. Erdichte lugen von Verletzung keiserlicher Majestet. [Marg.].
128. Vgl. Mt 22,21.
129. So wollte ich dennoch.
130. Verheerung, Verwüstung des Landes (durch den Krieg).
131. Zaghafter, gehemmter. Lexer 1, Sp. 311: schwach, gebrechlich.
132. Beantworten im Sinne von widerlegen.
133. Zu Gropper und seiner Gruppe vgl. Anm. 143 (Teil 1). Über die »epicurischen hauffen«
vgl. Anm. 71 (Teil 2b). Dort auch Literatur. - Als Epikuräer kann man Gropper keinesfalls be
zeichnen. Diese Gruppe erscheint als Opposition zu B. bereits 1530. Sie ist - darin ist Wendel,
eglise, S. 38 zuzustimmen - schwer auf einen theologischen Nenner zu bringen. Im letzten Grunde