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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 17): Die letzten Strassburger Jahre: 1546 - 1549 — Gütersloh, 1981

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https://doi.org/10.11588/diglit.30258#0104
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IOO

DIE LETZTEN STRASSBURGER JAHRE 1546-1549

Was dan der liebe Gott vor plagen und straffen mit Pestilentz und allerlei Süchten118,
thewrung, uffrür und kriege umb | C 3 a | solcher Gotloskeit uns zügesendt, die hat man
der natur, dem gestirn, dem Teuffel, den richlichen heiligen und hegsen119 und anderen
bösen leuten eer zugegeben120, dann das man sie als wolverdiente Gotliche straffen
erkennet und sich dadurch zu ihm mit ernst zu keren gedacht hette. 5
Nun, in disen so grewlichsten Verachtungen und schmachen121 der ewigen Gütlichen
Majestet und schwerister übertrettung aller seiner gepotten sind wir armen Deutschen
mit anderen nationen nun in so vil hundert jar verstockt gelegen on einige wäre büs und
besserung. Und über das, da der barmhertzig Gott on alles unser gedencken und bitten
uns sein h. Evangeli hat so gnediglich zugesant, haben vil dasselbige als die allerver- 10
dampste ketzereien auffs strengist verfolget oder gar verachtet. Und under denen, die
sich, als ob sie dem Evangelio glaubten, herfürgethon, ist doch einiges volck oder Ge-
meind noch nit erfunden, die für alle die schweristen beleidigung Gotlicher Majestet, in
den vorigen Zeiten des widerchristischen onwissens und blindheit begangen, je ein
gemeine öffentliche und recht ernste büs gethon hette mit gemeinem ernsten fasten, 15
betten und flehen und gentzlichem ergeben in allen willen Gottes, wie wir des gepott
und bewerte Exempel der Schrifft haben im anderen122 büch Mose 33 [1—6]; 1. Samuel.
7 [3~6J; im 9. und 10. Esdre [6-15] [1-14]; im 9. Nehemie [1-37]; 9. Danielis [4-19];
Johelis 1 [5-2.0] und 2 [12-17]; Jone 3 [4-10]-
Welche Gemeind oder volck auch von denen, die doch wollen gesehen sein, als ob 20
sie das Evangeli mit etwas ernst angenommen hetten, haben noch den seligen Bund
unsers heils mit Gott und unserem herren Christo gentzlich und in gemein wider einge-
gangen und bestetiget, das sie sich seinem wort und gesetz in allem hetten von hertzen
und mit der that underworfen? Wie wir des so vil herrlicher exempel haben, die Gott
uns darumb allein, das wir ihnen mit der that sollen nachfolgen, hat lassen fürschrei- 25
ben123 und bis anher124 wunderbarlichen | C 3 b | erhalten. Als im 2. büch Mose 19
[3-11]; Im 5. büch 29. und 31. capitel [1-14] [3-8]; Jehosua 24 [1-24]; 1. Samuel. 12
[6-25]; 1. der Königen 8 [15-61]; im andern theil der Chronicen 15 [1-15], 19 [4-11], 30
[4-9.13-20], 31 [1-10], 34 [1-7.21-33] und 35 [1-5.16-19]; Nehemia 10 [1.29-40].
Dann wo hat sich noch ye ein Gemeinde angestellet nach der recht Apostolischen 30
Ordnung und dem Exempel der ersten kirchen, das sie hette ire Eltisten, die Gottsver-
stendigsten und eyfferigsten auß allem volck Christi, zum ampt der Seelsorgen erwolet
ihnen exemplifiziert er seine Vorstellungen einer kirchlichen Zucht. So auch in anderen Denkschrif-
ten wie z. B. >Von der Kirchen mengel vnnd fähl< (1545/46). Vgl. W. Bellardi, Die Geschichte,
S. 22f.
118. Krankheiten (Epidemien).
119. Den rachsüchtigen Heiligen und Hexen. Lexer 2, Sp. 421: richlich = zur Rache geneigt.
Oder: reichlichen, zahlreichen ... (?).
120. Zugewiesen, zugeschrieben, zur Last gelegt. Götze, S. 238.
121. Lästerungen; im Zusammenhang: durch Schmähreden herabsetzen, verächtlich machen.
Lexer 2, Sp. 998.
122. Zweiten.
123. Aufschreiben, um das Geschriebene vor Augen zu haben; zur Befolgung festsetzen.
Grimm, 4,1,1, Sp. 801.
124. Bis hierher, bis jetzt, Götze, S. 10.
 
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