124
DIE LETZTEN STRASSBURGER JAHRE 1546-1549
ongnaden Gottes und in dem todt müssen bleiben alle, die sich nit an in, unseren Herren
Jesum, mit festem glauben halten und in tröstlich bekennen, preisen und gross machen
in allen iren Worten und wercken, Und in der lehre, Sacramenten und Ceremonien der
Kirchen, darinn unser Herre Christus sein reich und Majestet uns am gewaltigsten
fürbringet, am aller klaristen, ernstlichsten, freüdigsten, wie wir begeren, das er uns 5
annemme und bekennen an jenem tage vor Gott, seinem himlischen vatter, und seinen
heiligen Engelen21.
Der geist, den Herren zu bekennen, muss sich auch in uns erzeigen, der in dem Psal-
men gesungen hat: Dich wil ich preisen in der grossen Gemeinden, ich wil mein gelübde
bezalen vor denen, die in fdrehten; Psalm xxii [26]. Item: Ich wil predigen die gerech- 10
tigkeit in der grossen Gemeind. Sihe, ich wil mir meinen mund nit stopffen lassen, Herr,
das weissestu. Deine gerechtigkeit verberge ich nicht in meinem hertzen. Von deiner
warheit und von deinem heil rede ich. Ich verhele deine güte und trewe nit vor der
grossen Gemeinde; Psalm xl [10-11].
Zum vierden haben wir das volck auch vermanet zu aller demütigkeit und gehorsame 15
gegen der Oberkeit und zu aller freündtlicheit und dienstwilligkeit gegen meniglichen22,
und das sie wolten der anderen böses mit irem guten überwinden. Haben inen dabei
auch die hauptstuck unser Christlichen lehre summarisch fürbracht23und aus Göttli-
cher Schrifft bestetiget und vermanet, das sie Gott wolten trewlich betten, das sie
mochten b ei solcher gewissen und ungezweiffelten lehre Christi, rechtem gebrauch der 20
h. Sacramenten bleiben und darbei aber auch die wäre zücht Christi mit ernst antretten.
Alsdann | A 4b | wurde Gott, der aller gewaltigen hertzen24 in seiner hand hat, die wol
wenden zu unserm besten und uns nichts schaden lassen; Rom. viii [28].
Auff die weise haben wir unser volck auff den tage, davon diser lesterer meldet, und
andere tag mehr vermanet. Das werden all unsere zühdrer bezeügen, die anders auch 25
nach Gott und der warheit fragen.
Nun wollen, liebe Christen, vernemen, wahin der gemelt lesterer unsere erzelte
vermanung deütet und wes er uns derhalben lesteret.
Die lesterung, so wider die Predigen zu Strasburg newlich ausgeschriben istg.
Es schreibet dieser Dichter, wenn er der Predicanten, die die statt Münster under dem
schein des Evangeli und Gottes wort in grundtliche verderbung und jämerliche Zer-
störung gefüret haben25, im grundt und eigentlich besehe und erwege, so kondte er nit
anders gedencken noch in seinem verstand begreiffen, dann das eben derselbige geist, 35
g) dreizeiliger Block; Zeile 1 (Die ... Predigen) in größeren Typen; Text beginnt mit zweizeiliger
Initiale E.
21. Vgl. Lk 12,8; Mt 10,32.
22. Jedermann, irgendeiner. Götze, S. 158.
23. Vgl. Anm. 17 und 13.
24. Die Herzen aller Gewaltigen.
25. Vgl. Einleitung, Anm. 7.
DIE LETZTEN STRASSBURGER JAHRE 1546-1549
ongnaden Gottes und in dem todt müssen bleiben alle, die sich nit an in, unseren Herren
Jesum, mit festem glauben halten und in tröstlich bekennen, preisen und gross machen
in allen iren Worten und wercken, Und in der lehre, Sacramenten und Ceremonien der
Kirchen, darinn unser Herre Christus sein reich und Majestet uns am gewaltigsten
fürbringet, am aller klaristen, ernstlichsten, freüdigsten, wie wir begeren, das er uns 5
annemme und bekennen an jenem tage vor Gott, seinem himlischen vatter, und seinen
heiligen Engelen21.
Der geist, den Herren zu bekennen, muss sich auch in uns erzeigen, der in dem Psal-
men gesungen hat: Dich wil ich preisen in der grossen Gemeinden, ich wil mein gelübde
bezalen vor denen, die in fdrehten; Psalm xxii [26]. Item: Ich wil predigen die gerech- 10
tigkeit in der grossen Gemeind. Sihe, ich wil mir meinen mund nit stopffen lassen, Herr,
das weissestu. Deine gerechtigkeit verberge ich nicht in meinem hertzen. Von deiner
warheit und von deinem heil rede ich. Ich verhele deine güte und trewe nit vor der
grossen Gemeinde; Psalm xl [10-11].
Zum vierden haben wir das volck auch vermanet zu aller demütigkeit und gehorsame 15
gegen der Oberkeit und zu aller freündtlicheit und dienstwilligkeit gegen meniglichen22,
und das sie wolten der anderen böses mit irem guten überwinden. Haben inen dabei
auch die hauptstuck unser Christlichen lehre summarisch fürbracht23und aus Göttli-
cher Schrifft bestetiget und vermanet, das sie Gott wolten trewlich betten, das sie
mochten b ei solcher gewissen und ungezweiffelten lehre Christi, rechtem gebrauch der 20
h. Sacramenten bleiben und darbei aber auch die wäre zücht Christi mit ernst antretten.
Alsdann | A 4b | wurde Gott, der aller gewaltigen hertzen24 in seiner hand hat, die wol
wenden zu unserm besten und uns nichts schaden lassen; Rom. viii [28].
Auff die weise haben wir unser volck auff den tage, davon diser lesterer meldet, und
andere tag mehr vermanet. Das werden all unsere zühdrer bezeügen, die anders auch 25
nach Gott und der warheit fragen.
Nun wollen, liebe Christen, vernemen, wahin der gemelt lesterer unsere erzelte
vermanung deütet und wes er uns derhalben lesteret.
Die lesterung, so wider die Predigen zu Strasburg newlich ausgeschriben istg.
Es schreibet dieser Dichter, wenn er der Predicanten, die die statt Münster under dem
schein des Evangeli und Gottes wort in grundtliche verderbung und jämerliche Zer-
störung gefüret haben25, im grundt und eigentlich besehe und erwege, so kondte er nit
anders gedencken noch in seinem verstand begreiffen, dann das eben derselbige geist, 35
g) dreizeiliger Block; Zeile 1 (Die ... Predigen) in größeren Typen; Text beginnt mit zweizeiliger
Initiale E.
21. Vgl. Lk 12,8; Mt 10,32.
22. Jedermann, irgendeiner. Götze, S. 158.
23. Vgl. Anm. 17 und 13.
24. Die Herzen aller Gewaltigen.
25. Vgl. Einleitung, Anm. 7.