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DIE LETZTEN STRASSBURGER JAHRE 1546-1549
lieh betzeugt vnd protestiert!29 haben wie allweg, das wir vns des welttlichenn schwerts
nie anzünemen begertt haben, als das vns nicht zugehörig, sonder das selbig gantz
allwegen der Oberkeit vberantwort haben vnd abermal hie mit ihr vbergeben sein solle,
also das wir mit dem kirchen Regiment der welttlichen Oberkeyt nit allein keinen in-
trag30 zuthün begeeren, sonder vns auch für vnsere person ihrem gewalt vnderwerffen, 5
ihren gebotten vnd verbotten, diß zeittlich leben betreffend, als gehorsame vnderthonen
nach höchstem fleiß zügeleben begeren; wollen auch mennigklich mitt vnserm ampt auß
Gottes wortt deßgleichen zuthün anhalten vnnd vermanen.
Daneben aber wollen wir vmb Gottes willen gebetten haben, das doch auch der
kirchen ihr regiment, damitt die leuth zü dem ewigen leben bracht werden vnd vnser 10
aller herr vnd heiland Jhesus Christus selbs geordnet vnd eingesetzett hatt, gantz gela-
ßen werde, das die welttlich Oberkeyth sich jnn ihrem zirckel behaltte31 vnd sich nit
mehres gewalts, dann ihr von gott vffgelegt vnd beuolhen, vnderstande32, das ist, die
Sachen, so der kirchen gehörig, nit zühindern begeereh. Dann wo sollichs geschehe, so
wurde auch volgen, das, gleich wie vß des Bapsts vnbillichen anmüthen33 beider Regi- 15
ment vnußsprechlicher großer schade entstanden, also auch solliche vermischüng vnd
hinderung nit on sonderlichen nachtheil vnd merckliche große verletzüng des
| a4b | Heiligen Euangeliums wurde abgehn, an welchem allem dann ein Oberkeit
schuldig were vnd derhalben der mal eins vnertregliche rechnung dem aller obersten
herren vnnd Regenten Christo jesu thün mueste1. 10
Damit aber vnser anligen jnn gegenwertigem handel dester baß muge verstanden
werden, auch, wie wir verhoffen, nach gelegenheit der zeyt, das der kirchen am besten
möchte geholffen werden, wollen wir zuuor anzeigen, was vnsern kirchen seid der zeyt,
das Euangelium durch die gnad vnd barmhertzigkeit Gottes ist wider angefangenn,
luther34 vnd klar gepredigt züwerden, habe an den oberzöleten funff puncten mangel 25
vnd abgang35 gehapt; daruß dann güt züuermercken sein wirt, wie hoch von nöten, das
ein ernstlichs jnsehen geschehe vnd hinfurther die Sachen mit größerem fleiß vnd beße-
rer Ordnung allenthalben bestellet werde.
Nün von dem ersten puncten, souil das verkündigen göttlichs worts belangett, da
sollen wir billich on vnderlaß dem allmechtigen, Ewigen gott vmb solliche große gnad 3°
vnd barmhertzigkeit mit höchstem fleiß dancksagen, das er vns zü disen letsten Zeiten
das liecht seines heiligen Euangelij so gnedigklich hatt wider angezündet vnd auß so
grewlichen vnnd verderblichen jrrthumben vnd abgöttereyen erlößt vnnd errettet; so ist
auch die lehr dermaßen jnn gottes wort gegründet, das wir vnns in keynem artickel
einiges jrthumbs bewust seind, sonder haben noch36 vermug37 vnd jnhalt der heiligen 35
h) begeeren. - i) muesten.
29. Uns dagegen verwahrt.
30. Beeinträchtigung, Nachteil.
31. Sich auf ihren Bereich beschränke.
32. Bemächtige.
33. Gelüst nach (im Sinne von: Anmaßung).
34. Lauter.
35. Ausfall, Verlust.
36. Nach, bezüglich. 37. Vermögen, Fähigkeit.
DIE LETZTEN STRASSBURGER JAHRE 1546-1549
lieh betzeugt vnd protestiert!29 haben wie allweg, das wir vns des welttlichenn schwerts
nie anzünemen begertt haben, als das vns nicht zugehörig, sonder das selbig gantz
allwegen der Oberkeit vberantwort haben vnd abermal hie mit ihr vbergeben sein solle,
also das wir mit dem kirchen Regiment der welttlichen Oberkeyt nit allein keinen in-
trag30 zuthün begeeren, sonder vns auch für vnsere person ihrem gewalt vnderwerffen, 5
ihren gebotten vnd verbotten, diß zeittlich leben betreffend, als gehorsame vnderthonen
nach höchstem fleiß zügeleben begeren; wollen auch mennigklich mitt vnserm ampt auß
Gottes wortt deßgleichen zuthün anhalten vnnd vermanen.
Daneben aber wollen wir vmb Gottes willen gebetten haben, das doch auch der
kirchen ihr regiment, damitt die leuth zü dem ewigen leben bracht werden vnd vnser 10
aller herr vnd heiland Jhesus Christus selbs geordnet vnd eingesetzett hatt, gantz gela-
ßen werde, das die welttlich Oberkeyth sich jnn ihrem zirckel behaltte31 vnd sich nit
mehres gewalts, dann ihr von gott vffgelegt vnd beuolhen, vnderstande32, das ist, die
Sachen, so der kirchen gehörig, nit zühindern begeereh. Dann wo sollichs geschehe, so
wurde auch volgen, das, gleich wie vß des Bapsts vnbillichen anmüthen33 beider Regi- 15
ment vnußsprechlicher großer schade entstanden, also auch solliche vermischüng vnd
hinderung nit on sonderlichen nachtheil vnd merckliche große verletzüng des
| a4b | Heiligen Euangeliums wurde abgehn, an welchem allem dann ein Oberkeit
schuldig were vnd derhalben der mal eins vnertregliche rechnung dem aller obersten
herren vnnd Regenten Christo jesu thün mueste1. 10
Damit aber vnser anligen jnn gegenwertigem handel dester baß muge verstanden
werden, auch, wie wir verhoffen, nach gelegenheit der zeyt, das der kirchen am besten
möchte geholffen werden, wollen wir zuuor anzeigen, was vnsern kirchen seid der zeyt,
das Euangelium durch die gnad vnd barmhertzigkeit Gottes ist wider angefangenn,
luther34 vnd klar gepredigt züwerden, habe an den oberzöleten funff puncten mangel 25
vnd abgang35 gehapt; daruß dann güt züuermercken sein wirt, wie hoch von nöten, das
ein ernstlichs jnsehen geschehe vnd hinfurther die Sachen mit größerem fleiß vnd beße-
rer Ordnung allenthalben bestellet werde.
Nün von dem ersten puncten, souil das verkündigen göttlichs worts belangett, da
sollen wir billich on vnderlaß dem allmechtigen, Ewigen gott vmb solliche große gnad 3°
vnd barmhertzigkeit mit höchstem fleiß dancksagen, das er vns zü disen letsten Zeiten
das liecht seines heiligen Euangelij so gnedigklich hatt wider angezündet vnd auß so
grewlichen vnnd verderblichen jrrthumben vnd abgöttereyen erlößt vnnd errettet; so ist
auch die lehr dermaßen jnn gottes wort gegründet, das wir vnns in keynem artickel
einiges jrthumbs bewust seind, sonder haben noch36 vermug37 vnd jnhalt der heiligen 35
h) begeeren. - i) muesten.
29. Uns dagegen verwahrt.
30. Beeinträchtigung, Nachteil.
31. Sich auf ihren Bereich beschränke.
32. Bemächtige.
33. Gelüst nach (im Sinne von: Anmaßung).
34. Lauter.
35. Ausfall, Verlust.
36. Nach, bezüglich. 37. Vermögen, Fähigkeit.