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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 17): Die letzten Strassburger Jahre: 1546 - 1549 — Gütersloh, 1981

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https://doi.org/10.11588/diglit.30258#0205
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2.. ERRINNERUNG DER PREDIGER

201

| [4 a] | Gottes heuser sollen sein, die müssen allein zum wort gottes vnnd gebett geöff-
net vnnd gebraucht werden, das der Herr mit seinem H. wort vnnd so ernstem exempel
hat bewisen Math. 21 [12-17] Marei n [15-17].
Zum fierden ist auch ein gantz geferlich verwarlosen der juget wider das funffte
5 gebott, dann deren gar fil zum kinder bericht25 gar nicht gebracht vnnd sonst auch zu
keiner Christlichen zücht, sonder mehr zu aller vppigkeit vnnd gottloßkeit vfferzogen
vnnd verderbet werden, welche aber alle getauffet vnnd vnserem Herren Christo gehei-
liget sein, vnnd vor die auch derhalben ein oberkeit Gott schwere rechnung26 muß
geben; wider diß jemerlichest verderben der theuren juget wollen E. G. auffwachen
10 vnnd den ernst geprauchen, den nit allein Gott in seinem gesetz fordret, sonder auch die
exempel aller ordenlichen policien27 auch der Heyden, lehren. Die mittel hiezu, so vns
gott in seiner H. Schrifft furgibt vnnd die die alten kirchen Christi seliglich gebraucht
haben, wollen wir E. G. auch gern anzeigen vnnd furbringen, dann es ein notwendiges
stuck ist der kirchen zücht.
15 Zum funfften, so wurdt auch Gott gantz schwerlich erzürnet in diser Stadt durch die
vbertrettung | [4 b] | des sechsten gebotts, durch so grewlich fil neid, haß vnnd feindt-
schafft, Schelt vnd schmachwort28 vnnd anderen beschedigungen29 vnnder den bürge-
ren, wie auch durch so fil vnchristlichs haderen vnd zancken vor Rath vnnd den gerich-
ten. Dagegen E. gn. warlich jre so lang vorgehabte Reformation der rechtlichen proces-
20 sen30 solte einmal wurcklich furnemen. Auch die straffen deren, die one vrsach rechtli-
che gezenck furnemen31 vnnd den Eid für gefahr so vbel bedencken32, baß scherffe.
Vnnd dann, dieweil E. gn. ampt allein das eusser vnrecht zuwehren hat, der kirchen
Christi die hand trewlich biettenn, das sie die leuth zu hertzlicher geduldt vnnd liebe
baß anhalten; vnnd wa sich etwas zwischen jnen gestossen33, sie jnn Herren durch sein
25 wort zu geduldt, waren hertzlichen frieden vnd lieb wider bringen möchte, damit sie
sich selb miteinander versüneten, ehe sie vor den Richter kernen, wie der Herre gepeu-
tet. Dauon E. G. selb hieuor Ordnung gegeben haben34; die wurt aber leyder nit gehal¬
ten. Wie aber die zu Christlicher haltung möchte kommen, des wollen wir E. G. vnser
khleinfuge35 bedencken auch fürbringenn in dem, das wir von der kirchen zücht be-
30 dacht haben36.
25. Der Kinderbericht, die regelmäßige biblische und katechetische Unterweisung der Jugend an
den Sonntagnachmittagen, war durch die Kirchenordnungen von 1529 und 1534 geregelt worden.
Vgl. Adam, S. 186 und uns. Ausg. Bd. 5, S. 34t.
26. Verantwortliche Rechenschaft. 27. Stadtregiment, Stadtordnungen.
28. Tadel und Lästerung (bewußt üble Nachrede). 29. Ehrabschneidereien.
30. Von dem Plan des Rates, ein neues, eigenes Strafrecht zu schaffen oder die bestehenden
Strafordnungen zu revidieren, ist uns aus diesen Jahren nichts bekannt. Dazu müßten ggf. die
entsprechenden Ratsprotokolle im einzelnen verglichen werden.
31. Einen Rechtsstreit vom Zaun brechen.
32. Die Stelle ist nicht leicht zu verstehen. Der Sinn ist wohl: die ... in Gefahr ... den Eid so übel
mißbrauchen.
33. Falls etwas zwischen ihnen strittig wäre.
34. Hinweis auf die Kirchenordnung von 1534.
35. Geringfügiges, unbedeutendes (auch: unmaßgebliches).
36. Möglicherweise ist dies ein Hinweis auf den Bedacht vom 6. Januar 1546 >Von der Kirchen
mengel vnnd fähl<.
 
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