z. ERRINNERUNG DER PREDIGER
203
heuser49, hie wider anrichten, da die arme juget erst recht zu aller vnzucht angefuret
vnnd durstig gemacht wurde, das sie darnach eheweibern vnnd jungfrawen desto eer
vnd geferlicher nachstelleten vnnd anfielen, wie man doch hieuor wol gesehen, vnnd
was elenden jamers vnd schänden hie sind vorgangen mit Ehe vnnd jungfraw schen-
5 den50 51, da man solche schandschulen so fil gehalten hatt; wie man alle schänd bald jn der
juget in disen schulen gelehret, also hatt mans denn getriben, da es alles mit schänd vnnd
läster vberschwemmet warde, wie des noch dfil erbar leuth gedencken vnd wissen. Also
gothsd51 auch zu Rom vnnd jn Italia, da man so fil vnnd so köstliche Schandschulen
haltet der verruchten weiber. Dann damit wurt dißem läster6 der vnzucht also begegnet,
10 das sich jung vnnd alte der weiber nit meher lassen geniegen. Dann wer weiß nit, das diß
läster so vil meher vberhand nimet, so vil jm mehr nachgeben wurdt?
Die forcht gottes, ehrliche vbungen des gemuts52 vnnd des leibs sampt ernsten straf-
fen, diß sind die mitel, damit man dißen vnnd allen anderen lästeren wehren muß. Vnnd
darumb | [6 b] | musten die Oberkeitenn verschaffen53, das die jungen knaben vnnd
15 gesellen vff die Sonnentag zu dem wort Gottes vnnd aller vbung der Religion gezogen
vnnd angehalten werden. Vnnd zu den Zeiten, da jnnen solle ergetzlichkeit54 zugelassen
werden, das man sie anfure, jre ergetzlichkeiten zuhaben in göttlichen gesangen, jn
christlichen schawspielen, jn züchtigen vnnd nützlichen vbungen der geradigkeit55.
Vnnd das jnnen das vnordenlich zechen vnnd spielen mit nichten zugelassen werde. So
20 man in dem wolte den vleyß ankeren, den etwan die Heiden angekeret haben, jre juget
zu jren politischen tugenden anzufuren, Gott wurde groß gedeyen darzu geben vnnd
die juget mit allerley guten vnnd nützlichen vbungen zu aller gottes forcht vnnd erbar-
keit angewisen vnnd bracht vnnd von den verderblichen lästern dieser zeit fein abge-
wendt vnnd gehalten werdenn.
25 Man sihet ja wol bey den Euangelischen Eidtgenossen, wie leicht sich die juget von
vnzucht der weiber, des trinckens vnnd spielens, der vnzuchtigen bekleidung
| [7 a] | wie von dem gottlosen schweren vnnd fluchen lasset abhalten, wenn man behar-
renden ernst ankeret. Dann Gott lob diese läster bey den Zurcheren vnd Berneren also
abgetrieben sind, das sich des alle frembde leuth nit wissen gnug zuuerwunderen56.
30 Damit auch die vnzucht mit dem so nachteyligen vnnd gar ergerlichen zechen vnnd
spielen möchte desto baß abgetriebenn werden, wolten E. G. diese schweriste zeit vnnd
so fil frommer weiber vnnd kinder klagen vnnd schaden so fil behertzigen, das sie der
d) -d) add. mit Verweisungszeichen am Rand.
e) gestr.: also.
49. Lasterhöhlen (Dirnenquartiere) und öffentliche Häuser (Bordelle).
50. Ehebruch und Vergewaltigung.
51. Geht es. 52. Willens.
53. Anordnen, bewirken.
54. Unterhaltung, Vergnügen.
55. Gewandtheit in Tanz, Spiel und Kurzweil (eine Art körperlicher Betätigung in der Freizeit
als Ablenkung).
56. Zürich und Bern galten als vorbildlich sittenstrenge Städte. Dort gab es seit langem feste
Zuchtordnungen für alle Bürger. Vgl. W. Köhler-. Zürcher Ehegericht und Genfer Konsistorium.
2 Bde. Leipzig 1932 u. 1942.
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heuser49, hie wider anrichten, da die arme juget erst recht zu aller vnzucht angefuret
vnnd durstig gemacht wurde, das sie darnach eheweibern vnnd jungfrawen desto eer
vnd geferlicher nachstelleten vnnd anfielen, wie man doch hieuor wol gesehen, vnnd
was elenden jamers vnd schänden hie sind vorgangen mit Ehe vnnd jungfraw schen-
5 den50 51, da man solche schandschulen so fil gehalten hatt; wie man alle schänd bald jn der
juget in disen schulen gelehret, also hatt mans denn getriben, da es alles mit schänd vnnd
läster vberschwemmet warde, wie des noch dfil erbar leuth gedencken vnd wissen. Also
gothsd51 auch zu Rom vnnd jn Italia, da man so fil vnnd so köstliche Schandschulen
haltet der verruchten weiber. Dann damit wurt dißem läster6 der vnzucht also begegnet,
10 das sich jung vnnd alte der weiber nit meher lassen geniegen. Dann wer weiß nit, das diß
läster so vil meher vberhand nimet, so vil jm mehr nachgeben wurdt?
Die forcht gottes, ehrliche vbungen des gemuts52 vnnd des leibs sampt ernsten straf-
fen, diß sind die mitel, damit man dißen vnnd allen anderen lästeren wehren muß. Vnnd
darumb | [6 b] | musten die Oberkeitenn verschaffen53, das die jungen knaben vnnd
15 gesellen vff die Sonnentag zu dem wort Gottes vnnd aller vbung der Religion gezogen
vnnd angehalten werden. Vnnd zu den Zeiten, da jnnen solle ergetzlichkeit54 zugelassen
werden, das man sie anfure, jre ergetzlichkeiten zuhaben in göttlichen gesangen, jn
christlichen schawspielen, jn züchtigen vnnd nützlichen vbungen der geradigkeit55.
Vnnd das jnnen das vnordenlich zechen vnnd spielen mit nichten zugelassen werde. So
20 man in dem wolte den vleyß ankeren, den etwan die Heiden angekeret haben, jre juget
zu jren politischen tugenden anzufuren, Gott wurde groß gedeyen darzu geben vnnd
die juget mit allerley guten vnnd nützlichen vbungen zu aller gottes forcht vnnd erbar-
keit angewisen vnnd bracht vnnd von den verderblichen lästern dieser zeit fein abge-
wendt vnnd gehalten werdenn.
25 Man sihet ja wol bey den Euangelischen Eidtgenossen, wie leicht sich die juget von
vnzucht der weiber, des trinckens vnnd spielens, der vnzuchtigen bekleidung
| [7 a] | wie von dem gottlosen schweren vnnd fluchen lasset abhalten, wenn man behar-
renden ernst ankeret. Dann Gott lob diese läster bey den Zurcheren vnd Berneren also
abgetrieben sind, das sich des alle frembde leuth nit wissen gnug zuuerwunderen56.
30 Damit auch die vnzucht mit dem so nachteyligen vnnd gar ergerlichen zechen vnnd
spielen möchte desto baß abgetriebenn werden, wolten E. G. diese schweriste zeit vnnd
so fil frommer weiber vnnd kinder klagen vnnd schaden so fil behertzigen, das sie der
d) -d) add. mit Verweisungszeichen am Rand.
e) gestr.: also.
49. Lasterhöhlen (Dirnenquartiere) und öffentliche Häuser (Bordelle).
50. Ehebruch und Vergewaltigung.
51. Geht es. 52. Willens.
53. Anordnen, bewirken.
54. Unterhaltung, Vergnügen.
55. Gewandtheit in Tanz, Spiel und Kurzweil (eine Art körperlicher Betätigung in der Freizeit
als Ablenkung).
56. Zürich und Bern galten als vorbildlich sittenstrenge Städte. Dort gab es seit langem feste
Zuchtordnungen für alle Bürger. Vgl. W. Köhler-. Zürcher Ehegericht und Genfer Konsistorium.
2 Bde. Leipzig 1932 u. 1942.