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DIE LETZTEN STRASSBURGER JAHRE 1546-1549
Stuben57 so fil nit offen liessen. Eins Ammeisters58 Stuben wurde doch frembden vnnd
heimischen, so vil erbar vnnd nützlich sein mag, wol genug thun. So konde man auch
leicht vorkommen59 vnnd wehren, daß solch zechen vnd spielenn auch nit in den Gast-
herbergen vnnd wurtzheusem getrieben wurde, wa man den würten rechte ernste
straffen darauff setzete, wie an anderen orten geschieht. 5
Diß wollen E. G. Christlich bedenken vnnd sich einmal mit rechtem ernst wider
diese verderbliche läster der vnzucht setzenn, das sie den öffentlichen vnnd schendtli-
chen weiberen hinfur keinen platz mehr jn oder vor der Stadt vergönnen, Auch allem
| [7b] | ergerlichen Zugang60 vnnd böse anzeige61 des Ehebruchs vnnd winckelhurey,
dadurch offt ein gantze nachpurschafft vnnd vil fromme leuth schwerlich verergeret 10
werden, wehren auch das voltrincken, den vnchristlichen pracht62 vnnd vnkosten in
zechen vnnd kleyderen mit ernst abtreiben.
Zumf Sibenden goht auch ein gar schwere klag vber diese Stadt von heimischen vnnd
frembden von wegen vil vnleidliches vnd öffentliches rawbischen63 verkauffens schier
aller dingen vnnd auch verdamptes wucherens, das hie vorgohn solle wider das acht 15
gepott. Nun wissen E. G. vnnd alle Christen wol, das niemandt einiger verkauff solle
gestattet werden, der dem gemeinen volck nit meher nutz dann schaden bringe, vnnd
das vberall niemand solle zugesehen64 werden, das er auch allein65 seine notwendige
narung, geschwigen reichtumb, suche vnnd gewinne mit ander leut vnnd der gantzen
gemeinden schaden vnd nachtheil. An dem bey keinem Christen die entschuldigung 20
gelten mage, das man sagt: kauffen die heimischen etwann die waren nit also auff, so
thuens die frembden, vnnd darumb seye ja so gut, die heimischen | [8 a ] | bekommen
solchen gewinn als die frembdenn. Dann fil besser ist, die burger vnnd gemeine Stadt
mangle solches schandtlichen gewins, dann das sie damit Gottes zorn, der armen gepett
vnnd aller erbarkeit klagen wider sich vnnd gemeine Stadt erwecke. So konde man auch 25
wol den frembden solche schedliche vorkauff66 wehren vnnd versehen67, das sie denen,
die die waren zu jrer selb notturfft vnnd handwercken bedorffen, nicht also vß den
henden vff meerschatz68 vffkaufften; die wege hiezu wurden die verstendigen dieser
Sachen leicht finden mögen, wa jnnen gott ein waren eyffer, disem läster zuwehren,
wolte geben. 30
Also weiß auch iederman wol, das in gemeinem gelt hinleyhen, da man des haupt-
f) add. am Rand.
57. Zunftstuben, Wirtsstuben.
58. Nach der Verfassung von 1482 ist Ammeister der Zunftobermeister. Vgl. Adam, S. 2.
59. Zuvorkommen.
60. Anstößigen Besuch.
61. Sündhafte Anzeigung; Werbung ...
62. Prunk, Aufwand.
63. Räuberisch, betrügerisch.
64. Gestattet, geduldet.
65. Nicht einmal.
66. Aufkäufen.
67. Anordnen, Vorsorge treffen.
68. Mit wucherischem Gewinn durch überhöhte Zinsen.
DIE LETZTEN STRASSBURGER JAHRE 1546-1549
Stuben57 so fil nit offen liessen. Eins Ammeisters58 Stuben wurde doch frembden vnnd
heimischen, so vil erbar vnnd nützlich sein mag, wol genug thun. So konde man auch
leicht vorkommen59 vnnd wehren, daß solch zechen vnd spielenn auch nit in den Gast-
herbergen vnnd wurtzheusem getrieben wurde, wa man den würten rechte ernste
straffen darauff setzete, wie an anderen orten geschieht. 5
Diß wollen E. G. Christlich bedenken vnnd sich einmal mit rechtem ernst wider
diese verderbliche läster der vnzucht setzenn, das sie den öffentlichen vnnd schendtli-
chen weiberen hinfur keinen platz mehr jn oder vor der Stadt vergönnen, Auch allem
| [7b] | ergerlichen Zugang60 vnnd böse anzeige61 des Ehebruchs vnnd winckelhurey,
dadurch offt ein gantze nachpurschafft vnnd vil fromme leuth schwerlich verergeret 10
werden, wehren auch das voltrincken, den vnchristlichen pracht62 vnnd vnkosten in
zechen vnnd kleyderen mit ernst abtreiben.
Zumf Sibenden goht auch ein gar schwere klag vber diese Stadt von heimischen vnnd
frembden von wegen vil vnleidliches vnd öffentliches rawbischen63 verkauffens schier
aller dingen vnnd auch verdamptes wucherens, das hie vorgohn solle wider das acht 15
gepott. Nun wissen E. G. vnnd alle Christen wol, das niemandt einiger verkauff solle
gestattet werden, der dem gemeinen volck nit meher nutz dann schaden bringe, vnnd
das vberall niemand solle zugesehen64 werden, das er auch allein65 seine notwendige
narung, geschwigen reichtumb, suche vnnd gewinne mit ander leut vnnd der gantzen
gemeinden schaden vnd nachtheil. An dem bey keinem Christen die entschuldigung 20
gelten mage, das man sagt: kauffen die heimischen etwann die waren nit also auff, so
thuens die frembden, vnnd darumb seye ja so gut, die heimischen | [8 a ] | bekommen
solchen gewinn als die frembdenn. Dann fil besser ist, die burger vnnd gemeine Stadt
mangle solches schandtlichen gewins, dann das sie damit Gottes zorn, der armen gepett
vnnd aller erbarkeit klagen wider sich vnnd gemeine Stadt erwecke. So konde man auch 25
wol den frembden solche schedliche vorkauff66 wehren vnnd versehen67, das sie denen,
die die waren zu jrer selb notturfft vnnd handwercken bedorffen, nicht also vß den
henden vff meerschatz68 vffkaufften; die wege hiezu wurden die verstendigen dieser
Sachen leicht finden mögen, wa jnnen gott ein waren eyffer, disem läster zuwehren,
wolte geben. 30
Also weiß auch iederman wol, das in gemeinem gelt hinleyhen, da man des haupt-
f) add. am Rand.
57. Zunftstuben, Wirtsstuben.
58. Nach der Verfassung von 1482 ist Ammeister der Zunftobermeister. Vgl. Adam, S. 2.
59. Zuvorkommen.
60. Anstößigen Besuch.
61. Sündhafte Anzeigung; Werbung ...
62. Prunk, Aufwand.
63. Räuberisch, betrügerisch.
64. Gestattet, geduldet.
65. Nicht einmal.
66. Aufkäufen.
67. Anordnen, Vorsorge treffen.
68. Mit wucherischem Gewinn durch überhöhte Zinsen.