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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 17): Die letzten Strassburger Jahre: 1546 - 1549 — Gütersloh, 1981

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https://doi.org/10.11588/diglit.30258#0209
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z. ERRINNERUNG DER PREDIGER

205

guts69 mag sicher sein, vber funff vom hundert das jar für das interesse70 zunemen,
niemandt mit einigem rechtenn mage zugelassen werdenn, vnnd da man gleich etwas
gefahr des haupt guts muß bestohn71 vnd den werbenden leuthen geluhen72 wurt, das
noch dennoch das vbernemen73, welches von etlichen solle genommen werden, als das
5 hundert ein jar74 vber zweiff, sechtzehen, etwan zwentzig tregt, sich in keinen wege last
verteidigenn.
Nun ist aber diß vbernemen des nechsten auch deren läster | [8 b] | eins, darumb Gott,
wann es one schewe vnnd straffe getrieben wurt, gantze land vnnd volcker verderbet.
Darumb die Christlichen Oberkeiten dawider mit allem ernst wachen solten.
10 Es ist auch ein grosse ergernuß in dissem, das den juden so vil platz hie wurt vergön-
net, da man doch wol weiß, das sie vmb jres wucherens vnnd beschwerung willen der
armen Christen hiereinkommen; des vbels man sich damit theilhafftig machet, das man
jnnen raum darzu gibt. Darzu ist gewiß, das sie jr lesteren wider vnseren Herren Chri-
stum vnnd seine werde muter75 nit lassen, vnnd wa sie des satt ersehen76, die einfeltigen
15 im glauben vnsers Herren Jesu Christi jre machen. Die sünd ladet man auch auff die
gantze Stadt vnnd on alle vrsach, ja mit der Sünden darzu, das man durch diß zulassen
der juden auch etwan genanten Christen hilfet zu jren wucherischen hendlen, die sie mit
den juden treiben. Durch diß alles wurt der schwere zorn Gottes grewlich77 wider ein
gantze Stadt anzundet.
2.0 Zum achten goth hie auch öffentlich vnnd grewlich jm schwanck das bitter vnnd
gifftig affterreden vnd falsches verlembden78 wider das neundt gepott, damit
| [pa] | auch niemand verschonet wurdt weder der Oberkeiten noch gemeinen dieneren
der kirchen noch anderen leuthen, deren falsch verleumbden besonderen schaden brin¬
get. Dawider haben E. G. wol Mandata lassen vßgohn vnnd solichen schedlichen laste-
25 ren straffen gesetzet; die werden aber an gar wenigen volstrecket.
Nun solle aber ein Christliche Oberkeit der iren Ehr vnnd guten leumbden79 nitt mit
wenigerem vleyß dann jr zeitlich gut bewaren. So ists auch einer gottseligen Oberkeit
mit nichten gnug, das sie den geschmechten80 vff jr klagen lassen recht gohn81, sonder
ist schuldig, solchem läster zubegegnen jn alle weg, die jr möglich sind, das es bey nie-
3° mand einreyße; vnnd so sie erfaren mögen, das iemandt an seinen ehren verletzet vnnd
geschmehet worden, sollen sie das von jres ampts wegen straffenn vnnd nit warten, biß
mans rechtlich klage. Welches die Christen auch ehr nit thun, es tringe sie dann die
eusserste noth darzu, die leuth vor ergernuß an jnen vnnd den jren zuuerwaren82.
69. Kapitals. 70. Zins.
71. Wo man gleichwohl mit einigem Risiko für das Kapital rechnen muß.
72. Ausgeliehen.
73. Überfordern, überteuern.
74. Zum jährlichen Prozentsatz.
75. Liebe Mutter.
76. Hinreichend wahmehmen.
77. Fürchterlich.
78. Verleumden, afterreden (üble Nachrede).
79. Leumund, Ruf.
80. Geschmähten, verächtlich gemachten.
81. Recht zuteil werden. 82. Zu bewahren, zu sichern.
 
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