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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 17): Die letzten Strassburger Jahre: 1546 - 1549 — Gütersloh, 1981

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https://doi.org/10.11588/diglit.30258#0210
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DIE LETZTEN STRASSBURGER JAHRE 1546-1549

206
Zum neunden: wiewol die vbertrettung des zehenden gepotts, das die angeporen
Widerspenstigkeit zu gottes willen vnnd lust zu allem argen in allen menschen so hart
stecket, das diese vbertrettung in diesem | [9 b] | leben nit mag von den leuthen gar
abtrieben83 werden, Noch dieweil ein jeder Christ sich dahin, so fil er mage, ieder nach
seinem beruff84, solle bearbeyten, das diese sundensucht immermehr geschwechet vnnd 5
vndertrucket werde, So ist auch ein Oberkeyt schuldig, das sie nach jrem so grossen
göttlichen vermögen sich dahin bey den jren vff das aller trewlichst bearbeyte, das jn
jnnen allen alle böse lüst vnnd begirden, so vil immer möglich, gedempfet85 vnnd abge-
trieben werden, welches die Oberkeyt dann thut, wenn sie erstlich die jren zu der Reli-
gion vnnd zücht Christi mit höchstem ernst befordret vnnd anhaltet. Zum anderen, iO
wann sie alle anreytzung zun bösen begirden, so fil sie kan, verhietet vnnd abtreibet
vnnd dagegen dem volck gottselige vnnd erbare vbungen anrichtet. Vnnd zum dritten,
das sie alle offenbare vbertrettung der zehen gepott mit schuldigem ernst straffet.
Dieweyl nun Gott alle Obren gesetzet hat zu hirten seines volcks86, das iede vor allen
die gottseligkeyt vnnd alle erbarkeit bey den jren nach jrem besten vermögen sollen 15
beförderen, so wille er das blut deren, die durch jre vorlessigkeyt87 | [10a] | verderben,
von jren henden forderen. Darumb wollen E. G. diß alles wol bedenckenn vnnd zu
hertzen füren, das ewer selb vnnd der gantzen Stat zeytliches vnnd ewiges heyl daran
gentzlich staht, das wir vns alle zu der gehorsame des Allmechtigenn von gantzen
hertzen bekeren. Jn dem E. G. der gantzem gemein sollen vorgohn. Das wolle euch zo
vnnser lieber Herre Gott gnediglich verleyhenn. Amen.

83. Gänzlich beseitigt.
84. Antrieb, Kraft.
85. Unterdrückt.
86. Vom »Hirtenamt« der Obrigkeit redet B. selten. Man wird diese einzelne Stelle nicht überbe-
werten dürfen. Über den Begriff der Kirche und der Obrigkeit und ihrer Funktion nach B. (gerade
auch in der Abgrenzung gegenüber Zwingli) vgl. B. Moeller-. Reichsstadt und Reformation. In:
SVRG 180. Gütersloh 1962. S. 43ff.
87. Fahrlässigkeit.
 
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