3- WEGEN ABSCHAFFUNG GROBER LASTER
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ein gewontes menschliches gepreng75, sonder weißt, das man dem almechtigen er-
schröcklichen Gott dienen muß mit aller forcht vnnd zittern vnnd jn anbetten im geist
vnnd der warheyt76, das solcher vleis gar vil mehr vnnd ernster ist antzükheren in der
waren religion Christi, dem geschefft vnnd hendel götlichs diensts vnnd vnsers ewigen
5 heils, darzü wir leider von der erbsünd her gar fil vbeler gelernig77 vnnd hefftiger wider-
spenstig sind dan zu einigen menschlichen Sachen vnnd hendlen.
Da wirfft aber die vngleübige vernünfft jmmer für die onmüglicheit, das sych die leüt
in Gottes Sachen nit also lassen einthun78 vnd in ordnüng bringen. Das ist aber allein
war von denen, die aüs Gott nit geboren sind, vnnd da Gott den seinen nit die gentzliche
10 Oberkheit zustellet.
Es khan ie das wort des herren zu keiner zeit vnnd bei keinen leuten on war sein. Der
sagt aber, das, wer aus Gott geboren, Gottes wort höret vnnd das seine schäfflin seine
stimm kennen vnnd ir volgen. Was dann ein gotselige Oberkheit in disen Sachen ver-
mage, wan sie getrost vff Gottes krafft trawlich nach seinem wort handelt, des hatt man
15 in der h. Schrifft so fil vnnd herliche exempel | [9a] | an Mose, Jehosua vnnd anderen
gotseligen richteren, am Dauid, Salomon, Asa, Josaphat, Ezechia, Josia vnd den gotseli-
gen fürsten Zerübabel, Nehemia vnnd den Machabeem, durch die das volckh Israel, so
etwan mehr dan 12 mal hundert taüset man gehabt hatt, dennoch in gehorsam Gottes
ordnüng vnnd gesatz hatt mögen gehalten werden, das sych niemand öffentlich hatt
20 dem waren Gottes dienst entzogen oder die gemeind mit wißenden79 lästeren vererge-
ret. Was onkrüts80 dann nit also grob herfurgebrochen ist, das mans on schaden des
weissens81 hette mögen außietten82, das hat man dem vrtheil Gottes befolchen. Darümb
hat auch Gott vber die Gemeinde nit gezürnet, sonder, die one schuld der obren vnnd
gemeinden gesündiget, aüch besonders gestraffet.
25 Also haben sych aüch zun zeitten der heiligen vetter gar große völckher vnnd gemein-
den laßen inn christlicher zücht halten. Vnnd so man im Bapstumb die leüt dahin hat
bringen mögen, das ein iedes hatt so offt beichten müßen vnnd darzü alle seine heimli-
che sünden anzeigen, das doch Gott niey gebotten, Solte man dan nit fil mehr im chri-
stenthumb zu denen dingen, die Gott außtrucklich vnnd so ernstlich gepotten, volge
30 finden83, nemlich bey den kindern Gottes? Dan die aüs Gott nit geboren, muß man
Gottes vnnd der Oberkheit gericht befelchen.
Das ist aber vnser vnglaub, was wir in Gottes Sachen on das nit gern thün vnnd auch
vnserem selb fleisch zu | [9 b] | schwer ist, das selbige, sagen wir, seie ander leütten
halben on muglich, Vnnd haben doch in solchem den rechten ernst, so vnns der almech-
y) nit B.
75. Zeremoniell.
76. Vgl. Eph 6,5; Jo 4,25.
77. Gelehrig, lernbereit.
78. Gefangen nehmen; auch: einfügen.
79. Offenbaren.
80. Was an Unkraut.
81. Weizens.
82. Ausreißen, ausjäten. Vgl. Mt 13,29.
83. Gehorsam finden.
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ein gewontes menschliches gepreng75, sonder weißt, das man dem almechtigen er-
schröcklichen Gott dienen muß mit aller forcht vnnd zittern vnnd jn anbetten im geist
vnnd der warheyt76, das solcher vleis gar vil mehr vnnd ernster ist antzükheren in der
waren religion Christi, dem geschefft vnnd hendel götlichs diensts vnnd vnsers ewigen
5 heils, darzü wir leider von der erbsünd her gar fil vbeler gelernig77 vnnd hefftiger wider-
spenstig sind dan zu einigen menschlichen Sachen vnnd hendlen.
Da wirfft aber die vngleübige vernünfft jmmer für die onmüglicheit, das sych die leüt
in Gottes Sachen nit also lassen einthun78 vnd in ordnüng bringen. Das ist aber allein
war von denen, die aüs Gott nit geboren sind, vnnd da Gott den seinen nit die gentzliche
10 Oberkheit zustellet.
Es khan ie das wort des herren zu keiner zeit vnnd bei keinen leuten on war sein. Der
sagt aber, das, wer aus Gott geboren, Gottes wort höret vnnd das seine schäfflin seine
stimm kennen vnnd ir volgen. Was dann ein gotselige Oberkheit in disen Sachen ver-
mage, wan sie getrost vff Gottes krafft trawlich nach seinem wort handelt, des hatt man
15 in der h. Schrifft so fil vnnd herliche exempel | [9a] | an Mose, Jehosua vnnd anderen
gotseligen richteren, am Dauid, Salomon, Asa, Josaphat, Ezechia, Josia vnd den gotseli-
gen fürsten Zerübabel, Nehemia vnnd den Machabeem, durch die das volckh Israel, so
etwan mehr dan 12 mal hundert taüset man gehabt hatt, dennoch in gehorsam Gottes
ordnüng vnnd gesatz hatt mögen gehalten werden, das sych niemand öffentlich hatt
20 dem waren Gottes dienst entzogen oder die gemeind mit wißenden79 lästeren vererge-
ret. Was onkrüts80 dann nit also grob herfurgebrochen ist, das mans on schaden des
weissens81 hette mögen außietten82, das hat man dem vrtheil Gottes befolchen. Darümb
hat auch Gott vber die Gemeinde nit gezürnet, sonder, die one schuld der obren vnnd
gemeinden gesündiget, aüch besonders gestraffet.
25 Also haben sych aüch zun zeitten der heiligen vetter gar große völckher vnnd gemein-
den laßen inn christlicher zücht halten. Vnnd so man im Bapstumb die leüt dahin hat
bringen mögen, das ein iedes hatt so offt beichten müßen vnnd darzü alle seine heimli-
che sünden anzeigen, das doch Gott niey gebotten, Solte man dan nit fil mehr im chri-
stenthumb zu denen dingen, die Gott außtrucklich vnnd so ernstlich gepotten, volge
30 finden83, nemlich bey den kindern Gottes? Dan die aüs Gott nit geboren, muß man
Gottes vnnd der Oberkheit gericht befelchen.
Das ist aber vnser vnglaub, was wir in Gottes Sachen on das nit gern thün vnnd auch
vnserem selb fleisch zu | [9 b] | schwer ist, das selbige, sagen wir, seie ander leütten
halben on muglich, Vnnd haben doch in solchem den rechten ernst, so vnns der almech-
y) nit B.
75. Zeremoniell.
76. Vgl. Eph 6,5; Jo 4,25.
77. Gelehrig, lernbereit.
78. Gefangen nehmen; auch: einfügen.
79. Offenbaren.
80. Was an Unkraut.
81. Weizens.
82. Ausreißen, ausjäten. Vgl. Mt 13,29.
83. Gehorsam finden.