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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 17): Die letzten Strassburger Jahre: 1546 - 1549 — Gütersloh, 1981

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https://doi.org/10.11588/diglit.30258#0225
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3. WEGEN ABSCHAFFUNG GROBER LASTER

221

Von besserüng der feier Gottes.
Nun von besserüng des dritten schweristen felhs an heiligung des Sonnentags vnnd auch
in sonders angesetzter bettag vnnd stunden: Da müßt man wol betrachten, das alle
vnsere zeitliche vnnd ewige Wolfart daran steht, | [iob] | das wir vor allen andern
5 dingen vnnd gschefften suchen vnnd trachten, wie bey vnns das Reich christi immer
gestercket werde vnnd seine gerechtigkheit wachße vnd züneme90, vnnd das der Sontag
mit anderen bettagen vnd Zeiten von Gott ahie zu in sondersa verordnet vnnd so gar
ernstlich gebotten ist, das er aüch hatt gebotten, das die alles volck versteinigen solle, die
seine feire nit heiligten0, vnnd das des seele - ob gleich das volck die straffe des verstei-
io nigens nachliesse - solle von seinem volckh außgerottet werden als die den ewigen
gnadenbund mit Gott freuenlich gebrochen, Exod. 3 x[14] vnnd 3 5 [2]. Ja, wer die groß
erschröckliche maiestet vnnd almechtigkheit Gottes, vnnd dabey auch seine onauß-
sprechliche gnad vnnd güttigkheit vber vnns könde jm selb recht vor aügen stellen vnnd
bedencken, was da seye, dem ewigen, almechtigen Gott, schöpffer vnnd regierer aller
15 ding, dienen von gantzem hertzen, gantzer seelen vnnd allen krefften91 vnnd mit forcht
vnnd zittern; Vnnd dan auch, das die wäre religion vnnd Gottes dienst vnser ewigs leben
vnnd seligkheit ist; Auch das die bey vns anders nit mage erhalten werden dan durch die
mittel, die Gott selbs darzü geordnet hatt, als dan sind die heiligen feir gottes mit iren
wercken; Vnnd zum dritten, auch sein hertz möchte gentzlich von den so lang eingeris-
20 senen menschlichen mißbreüchen, gewonheiten vnnd freüel, gottes gebott zu verachten,
abwendenn vnnd | [11a] | erhaben, recht anzuschawen vnnd zu erwegen die ietz er-
meldte so ernste gebott vnnd vrtheil des almechtigen von heiligung seiner feiere, der
würde leicht erkhennen, was grewlicher vnnd erschrocklicher beleidigung in sich habe
der ewigen göttlichen Maiestet, das man jm nit mag in siben tagen einen tag recht heili-
25 gen; vnd daran vnser eigen ewigs heil vnnd leben von jm, vnserem aller getrewisten Gott
vnnd Vatter, suchen vnnd als92 volkhomner empfachen, So er vnns doch alle tag vnnd
zeitt verleichet93 vnnd darin so vnseglich grosses0 güts jmer vber vnns ausgeußet.
Nun aber, so man wil diße große schwere sünd, die gott in seinem volck allemal mit
gentzlichem hinwerffen94 vnnd vbergeben in die hende seiner feinden gestraffet hatt,
30 wan sy von der Oberkheit vnnd dem volckh nit selb abgeschaffet vnnd gepessert warde,
So müße man wie in aller beßerung göttlicher gehorsame vnser fleischlichen gedancken
gentzlich zu ruck stellen vnnd sehen, wie gott selb gebotten, seinen Sabbath zu heiligen.
Der hatt nun so ernstlich vnnd filfaltig gebotten von Heiligung seiner feiere: Erstlich,
das niemand einig geschefft oder werckh vff den Sabath thun solle, niemandts son oder
35 tochter, knecht oder magd, auch khein frembdling noch das viche95. Darum sie auch nit

a)-a) insonders hierzu B. - b) heiligen B. - c) gestr.: giptt.

90. Vgl. Mt 6,33.
91. Vgl. Mt 22,37.
92. Immer.
93. Verleiht, schenkt, gewährt.
94. Unterwerfen.
95. Vgl. 2M0S 20,8.10.
 
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