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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 17): Die letzten Strassburger Jahre: 1546 - 1549 — Gütersloh, 1981

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https://doi.org/10.11588/diglit.30258#0226
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DIE LETZTEN STRASSBURGER JAHRE 1546-1549

weitter dann ein welsche meyl96 des Sabaths reysen | [11 b] | dorfften, welches der herre
darum so ernstlich gebotten, damit die leütt an vbüng der gotseligkheit durch khein
zeitlich geschefft verhindert würden.
Wol ists war, dieweil der Sabath vmbs menschen willen istA, nit der mensch vmb des
Sabaths willen9’’, so will gott, wa der mensch sein leben, wie es den Machabeern begeg- 5
net, oder sein viehe oder frucht98 vom gewissen verderben vff den feirtag zu retten vnnd
erhalten getrungen wurde, das der Sabath des menschen heil vnnd notturfft diene; wa
aber diße fehl der nött, das der mensch sych selb oder die notwendigen gaben gottes vor
gewissem verderben zürötten" nit getrungen wirt, da hatt gott das müßig stehn100 aller
zeitlichen geschefften so ernstlich erfordert, das er den versteinigen hieße, der vff den 10
Sabath allein hat holtz gelesen101. Dan es Ja ein grewliche freuele102 Verachtung Gottes
ist, jhm zu ehren vnnd zubefürderung vnsers ewigen heils in syben tagen nit einen feiren
vnnd heiligen wollen.
Vnnd ist auch zwar wol zurbarmen, das die juden dises so fleißig halten, das sy aüch
mit kheinem gelt vff den Sabath vmbghon, das bey vns Christen solche gottes gehorsame 15
solle so vntreglich103 geachtet werden.
| [12a] | Das ander, so gott zu seiner feir gebotten, ist, das alles volck sich vff die
feirtage vor jm, das ist zu seinem wort, gebett vnnd Sacramenten solle versamlen.
So man dan ein wäre reformation des feiertags nach gottes wort vnnd so ernsten
gebotten will furnemen, muß man erstlich mit höhisten ernst verhietten vnnd wehren, 20
das niemand vberal, er seie heimisch oder frembd, etwas zeitlicher geschefften oder
arbeytt vff die feiertage treibe, wann das nit die offenbare leibs notturfft oder gewisses
verderben oder Verlust der Gaben gottes erforderet. Vnnd souil mit mehrerm ernst muß
man verhietten vnnd wehren, das vff die tage, die man Gott solle heiligen, niemandt
etwas sundtlicher geschefften vbe dan leibliche arbeyt, so vil die sündtlichen geschefft 25
mehr dan die leibliche arbeyt an heiligung der feirtagen vnnd vbung der Religion verhin-
deren.
Darumb muß man nit allein alle leibliche vnnd sonst nützliche arbeytt, geschefft,
handthierung, reysen, kauffen vnnd verkaüffen, vnnd was zu disem zeitlichen leben
erfordert wirdt vnnd doch on sonderen schaden vnnd nachtheil der menschen wol mage 30
vff andere tage verschoben werden, gentzlich abschaffen, Sonder aüch alle sunst züle-
ßige | [12b] | spil vnnd kurtzweilen104, noch vil mehr aber alle vngötliche zechen105,
trincken, lustlins spiel106 vnnd dergleichen sündtliche werckhe. Der fromme Gottes
d) fehlt B.
96. Italienische Meile (Längenmaß).
97. Mk 2,27.
98. Getreide.
99. Zu retten.
100. Ruhen von, abstehen von.
101. Vgl. 4M0S 15,32-35.
102. Freche, mutwillige.
103. Unerträglich.
104. Zerstreuungen, Vergnügungen.
105. Trinkgelage. 106. Lustige Spiele. Gedacht ist an Tanz, Brett-und Würfelspiele.
 
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