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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 17): Die letzten Strassburger Jahre: 1546 - 1549 — Gütersloh, 1981

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https://doi.org/10.11588/diglit.30258#0227
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3. WEGEN ABSCHAFFUNG GROBER LASTER

2.2.3

furst Nehemias hielt die Stat Hierüsalem6 vff die Sabath den gantzen tag verschlossen,
das man auch khein essende war107 mocht jn die Stat füren, ließ auch den Sabbath die, so
soliche wäre vff den Sabbath vor Jerusalem brachten, nit die nacht vor dem thor halten.
Dan, wie gott gebotten, wolt er, das der Sabbath vff dem erdtrich des herren von nie-
5 mand, auch nit von frembden leütten, verbrochen108 oder einige hindernüß an heiligung
der feir des herren gegeben wurde109.
Es duncket manichen, es soltef gemeiner Burgerschafft gar beschwerlich sein, wa man
nit doch eßende speis vff feirtagen solte kauffen vnnd verkaüffen, wa man nit solte
schießen vnnd andere spiele treyben laßen. Der aber Gott lieb hatt auß gantzem hertzen,
10 gantzer Seelen vnnd allen krefften vnnd wil recht ansechen vnnd betrachten die so gar
ernstlichen gebott, trawüng110 vnnd Verheißung derg | [131a] | almechtigen ewigen
götlichen maiestät, die sie vns von der feire in irem gsatz vnd den Propheten furgeben
hatt, dem wirtt das nitt allein nitt schwer, alle solche weltliche, fleischliche vnd auch
sündtliche werck vnd geschefft vff die feiertage des herren zu meyden, sonder jm wirdt
15 schwer vnd gantz vntreglich seyn, das er des Herren feier im aller geringsten solte ver-
letzen.
Man könde je so wol als das alte vollck gottes vff die vorfeier oder feiroben rüstag111
der feirtag halten vnd sich mitt aller leibsnotturfft versehen, vnd so man auch den gant-
zen feirtagh dem Herren wolte recht heiligen, würde man der speiss vff den feiroben
2.0 bald gnüg bereitet haben.
So fil dan das schiessen vnd andere zügelassene kurtzwylen vnd Übungen belanget, do
zu fynde man je zeytt gnüg jn den Sechs tagen, daran der Herre vns hat geheissen,
vnsere werck thun, welches auch derhalben solte desto leychter syn, diewyl man der
feirtagen so vil - nemlich was die zeitliche arbeit vnd geschefft belanget - hatt fallen
2.5 lassen.
Mann muss1 in disen Sachen als woll bedencken, das ein wore bekerung zu gottes
gehorsamme erfordert, das wir an synenn göttlichen gebotten gar nichts meisteren112
vnd die noch vnserenn verkertenn gewonheyten oder fleisch- | [13 b] | liehen güttdunk-
ken mitt nichten messigen, biegen noch milteren113 oder ettwas darzü oder darvon thün,
30 sonder die stracks, wie sie vns der almechtig gott gebotten, on einiges wancken dorvon,
weder zur rechten noch zur lincken, halten mitt höhestem vleiss vnd ernst, das ist mitt
forcht vnd zitteren, vnd dobei auch mitt allem lust vnd willen.
Darumb ja hoch zu erbarmen, das wir vnser so schwere Verachtung gottes also gering
e) Jerusalem B. - f) solle B.
g) hier endet die zweite Schreiberschrift. Vgl. oben, Anm. t).
h) tag B. - i) gestr.: auch.
107. Nahrungsmittel.
108. Übertreten, gebrochen.
109. Vgl. Neh 13,15-22.
110. Drohung.
111. Vorabend des Sonn- oder Festtages, d. h. Samstagabend. Der »Rüsttag« der Juden beginnt
am Freitagabend.
112. Berichtigen (schulmeistern).
113. Einschränken, umdeuten, noch abschwächen.
 
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