7- ETLICHE SCHRIFFTEN
313
| 164 a | Etliche schrifften an die andern prediger1.
Die genadt vnndt geist der liebe vnndt gemeinschafft vnsers herren Jesu Christi zuuor,
Lieben herrn vnnd brüder.
Vns muß vnndt soll billich beelenden2, daß wir von eüch nunn in zehen tagen kein
5 antwort, auch kein anzeig, ob ihr vns doch wollet antworten, mögen erlangen vff vnser
an eüch so freündtlich, demütig vnndt nothgetrenget schreiben3, bitten vnndt flehen,
vnndt das in so wichtiger ernsten gottes vnd seiner kirchen Sachen, darin wir auch vnser
gewissen halben so schwerlich vnndt gefehrlich4 sindt betretten5, Nach dem großen
Alten vnnd Newen gebott vnseres Königes vnnd Heilandt Jesu Christi, auch nach dem
10 wir vnns gegen eüch gott lob gesumet6 wissen vnndt bißher haben mit der that bewie-
sen, hetten wir vnns in eüch gäntzlich versehen7, ihr würden den herrn vom Rath in der
Sachen gemeiner kirchen vnndt vnsers gemeinen dienstes vnnd die vnser, eür mitbrüder
vnd diner8, gewissen so hoch betrenget9, ohn vnser vorwissen vnndt gesuchte Verglei-
chung10 mit vns, keine antwort oder doch nit ein solche antwort gegeben, oder doch
15 zum wenigsten vns eüer gegeben antwort11 alßbalt verstendiget12 vnndt vff gleiche
vnndt gottseelige außführung diser Sachen mit vns brüderliches fleiß gehandelt haben,
wie wir daß geringst in solchen Sachen13 nit gehandelt, des wir eüch nit vor vnndt nach
brüderlich berichtet vnndt eüer mithelligung14 höchstes fleißes gesucht haben. Nun aber
deren keins geschehen15 vnndt man erst auch vff den Cantzeln sich gegen vns rühmet16,
20 daß man vff den einigen polum17 Christum weist, | 164 b | vnndt sich mit weltlicher
I. Nota: quae hic in Margine extant, Dominus Theobaldus Nigri loco responsionis Original]
apposuit. [Marg.J. - Wahrscheinlich auch von O. Schadaeus; vgl. Anm. 48 u. 49. Nigri ist also der
Empfänger des Originalschreibens, dessen Abschrift hier vorliegt. Er ist der Verfasser der sehr
originellen Randglossen. Vgl. Einleitung.
z. Bekümmern.
3. Es handelt sich hier um die >Ermanschrifft< vom 11. November 1547, nach AST 173, f. 163 b,
an Nigri und Steinlin gesandt, die aber nach AST 168, f. 85 a, außerdem auch an Hedio und Zell
gegangen ist, und zwar »Wegen Verhütung eines besorgenden schismatis«. Sie war offenbar unbe-
antwortet geblieben, obwohl sie mit fünf Fragen geschlossen hatte (vgl. dazu die Anm. z zu den
Einleitungsfragen).
4. Belastend und gefahrdrohend.
5. Betroffen.
6. Mit euch verbunden (gesummet), mit euch einigf?].
7. Von euch bestimmt erwartet.
8. Daß ist ohn verachtnus vnd Vorsatz, nicht anders müglich, beschehen. [Marg.J.
9. So schwer belastet, so sehr bedrängt.
10. Versuch einer Übereinkunft.
II. Eine Stellungnahme der Angeschriebenen ist uns - abgesehen von dem Bedacht Hedios (vgl.
Einleitung) - nicht bekannt.
iz. Hatte viel disputierens bracht. [Marg.J.
13. Daß weiß jch nitt. [Marg.J.
14. Zustimmung.
15. D. Casp. Hedio hatt in einer Predig einfeltig diese wortt geredt. Aber das ist eines argwöhni-
schen Menschen frevel vrthel vnd einer bitteren Wurtzel des hertzens argument. [Marg.J.
16. Sich uns gegenüber darauf beruft.
17. Mittelpunkt (gemeinsame Basis).
313
| 164 a | Etliche schrifften an die andern prediger1.
Die genadt vnndt geist der liebe vnndt gemeinschafft vnsers herren Jesu Christi zuuor,
Lieben herrn vnnd brüder.
Vns muß vnndt soll billich beelenden2, daß wir von eüch nunn in zehen tagen kein
5 antwort, auch kein anzeig, ob ihr vns doch wollet antworten, mögen erlangen vff vnser
an eüch so freündtlich, demütig vnndt nothgetrenget schreiben3, bitten vnndt flehen,
vnndt das in so wichtiger ernsten gottes vnd seiner kirchen Sachen, darin wir auch vnser
gewissen halben so schwerlich vnndt gefehrlich4 sindt betretten5, Nach dem großen
Alten vnnd Newen gebott vnseres Königes vnnd Heilandt Jesu Christi, auch nach dem
10 wir vnns gegen eüch gott lob gesumet6 wissen vnndt bißher haben mit der that bewie-
sen, hetten wir vnns in eüch gäntzlich versehen7, ihr würden den herrn vom Rath in der
Sachen gemeiner kirchen vnndt vnsers gemeinen dienstes vnnd die vnser, eür mitbrüder
vnd diner8, gewissen so hoch betrenget9, ohn vnser vorwissen vnndt gesuchte Verglei-
chung10 mit vns, keine antwort oder doch nit ein solche antwort gegeben, oder doch
15 zum wenigsten vns eüer gegeben antwort11 alßbalt verstendiget12 vnndt vff gleiche
vnndt gottseelige außführung diser Sachen mit vns brüderliches fleiß gehandelt haben,
wie wir daß geringst in solchen Sachen13 nit gehandelt, des wir eüch nit vor vnndt nach
brüderlich berichtet vnndt eüer mithelligung14 höchstes fleißes gesucht haben. Nun aber
deren keins geschehen15 vnndt man erst auch vff den Cantzeln sich gegen vns rühmet16,
20 daß man vff den einigen polum17 Christum weist, | 164 b | vnndt sich mit weltlicher
I. Nota: quae hic in Margine extant, Dominus Theobaldus Nigri loco responsionis Original]
apposuit. [Marg.J. - Wahrscheinlich auch von O. Schadaeus; vgl. Anm. 48 u. 49. Nigri ist also der
Empfänger des Originalschreibens, dessen Abschrift hier vorliegt. Er ist der Verfasser der sehr
originellen Randglossen. Vgl. Einleitung.
z. Bekümmern.
3. Es handelt sich hier um die >Ermanschrifft< vom 11. November 1547, nach AST 173, f. 163 b,
an Nigri und Steinlin gesandt, die aber nach AST 168, f. 85 a, außerdem auch an Hedio und Zell
gegangen ist, und zwar »Wegen Verhütung eines besorgenden schismatis«. Sie war offenbar unbe-
antwortet geblieben, obwohl sie mit fünf Fragen geschlossen hatte (vgl. dazu die Anm. z zu den
Einleitungsfragen).
4. Belastend und gefahrdrohend.
5. Betroffen.
6. Mit euch verbunden (gesummet), mit euch einigf?].
7. Von euch bestimmt erwartet.
8. Daß ist ohn verachtnus vnd Vorsatz, nicht anders müglich, beschehen. [Marg.J.
9. So schwer belastet, so sehr bedrängt.
10. Versuch einer Übereinkunft.
II. Eine Stellungnahme der Angeschriebenen ist uns - abgesehen von dem Bedacht Hedios (vgl.
Einleitung) - nicht bekannt.
iz. Hatte viel disputierens bracht. [Marg.J.
13. Daß weiß jch nitt. [Marg.J.
14. Zustimmung.
15. D. Casp. Hedio hatt in einer Predig einfeltig diese wortt geredt. Aber das ist eines argwöhni-
schen Menschen frevel vrthel vnd einer bitteren Wurtzel des hertzens argument. [Marg.J.
16. Sich uns gegenüber darauf beruft.
17. Mittelpunkt (gemeinsame Basis).