i. BUCERS ERSTER BRIEF AN DIE KURFÜRSTEN
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Die Kurfürsten wüßten, mit welcher Hingabe er sich schon Vorjahren dem Werk der
Wiedervereinigung gewidmet habe und wie scharf er deswegen kritisiert worden sei.
Dieser letzte Gedanke weist auf eine wunde Stelle bei Bucer hin, welche in fast allen
seinen Äußerungen während seines Augsburger Aufenthalts sichtbar wird.
Zur Frage der Datierung des Briefes kann man die ersten Tage des Aprils 1548, viel-
leicht schon den 2. April ansetzen: in seinem Brief an Cruciger ergänzt Bucer den Aus-
druck expendi durch biduo3. Das widerspricht nicht unbedingt der Mitteilung der
Nürnberger Gesandten vom 3. April, nach welcher »der Butzerus noch darüber sit-
zet«4.
Die Handschriften
Die Ausfertigung, von der in der Pol. Cor. 4,2, S. 904, Anm. 4, die Rede ist, konnte,
nachdem der Bestand des Berliner Geh. Staatsarchivs nach Merseburg (DDR) gekom-
men ist, von uns nicht benutzt werden. Statt dieser stand uns aus dem Merseburger
Staatsarchiv eine Abschrift des Briefes, Sign.:Rep. 10, Nr. n,fasc. F, f. 1-3, zur Verfü-
gung (im folgenden B). Weitere Abschriften in AST 49, 6a,f. I44a-i45 a (A) und Würz-
burg, Staatsarchiv, Geistl. Sehr. Lad. 19, Nr. 3 (Opiniones et rationabiles sententiae
Martini Butzeri), S. 1-4 (C). In dem Straßburger Exemplar, das von der Hand von Chr.
Söll stammt, wurde an einer Stelle von K. Hubert eine Ergänzung eingetragen5. Diese
Straßburger Schrift scheint für die beiden anderen Abschriften als Vorlage gedient zu
haben, wobei zu vermerken ist, daß B (obwohl einmal eine ganze Zeile übersehen ist!)
an entscheidenden Stellen die Söllsche Fassung genauer als C wiedergibt. Die Abschrif-
ten A und B sind unserer Edition zugrunde gelegt worden.
Hinsichtlich der lateinischen Bibelzitate in diesem Dokument und in den anderen
Interimstexten konnten wir nicht ein einziges Mal eindeutig feststellen, daß Bucer
hierbei entweder auf die Übersetzung des Erasmus oder auf eine Vulgata-Ausgabe
zurückgreift. Man bekommt eher den Eindruck, daß er frei aus dem Gedächtnis zitiert.
| 144a/! | Vidi et expendi1, illustrissimi principes Electores Domini benignissimi pro
tenui iudicija mei facultate, scriptum, quod exhiberi mihi fecistis et ago gratias ingentes
aeterno Deo et patri domini nostri Iesu, qui dedit ista fundamenta poni piae Ecclesiarum
reconciliationis et reformationis. Nam quantum ego videre possum, ea sunt hic tradita
5 de hominis per Adam primum lapsu et per Adam secundum, Dominum nostrum Iesum
Christum restitutione. De fide uerab Evangelij Christi, fideique et charitatis cum hac fide
connexione, de necessitate, debito, precio et mercede bonorum operum, de usu et fructu
a) iudeii B. — b) ueri C.
3. S. oben Anm. 2.
4. Pol. Cor. 4,2 S. 904, Anm. 4.
5. S. unten, Anm. k)—k).
1. Vgl. B.s Brief an Cruciger: Expendi librum et annotavi biduo: den 31. März und 1. April; vgl.
unten S. 401.
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Die Kurfürsten wüßten, mit welcher Hingabe er sich schon Vorjahren dem Werk der
Wiedervereinigung gewidmet habe und wie scharf er deswegen kritisiert worden sei.
Dieser letzte Gedanke weist auf eine wunde Stelle bei Bucer hin, welche in fast allen
seinen Äußerungen während seines Augsburger Aufenthalts sichtbar wird.
Zur Frage der Datierung des Briefes kann man die ersten Tage des Aprils 1548, viel-
leicht schon den 2. April ansetzen: in seinem Brief an Cruciger ergänzt Bucer den Aus-
druck expendi durch biduo3. Das widerspricht nicht unbedingt der Mitteilung der
Nürnberger Gesandten vom 3. April, nach welcher »der Butzerus noch darüber sit-
zet«4.
Die Handschriften
Die Ausfertigung, von der in der Pol. Cor. 4,2, S. 904, Anm. 4, die Rede ist, konnte,
nachdem der Bestand des Berliner Geh. Staatsarchivs nach Merseburg (DDR) gekom-
men ist, von uns nicht benutzt werden. Statt dieser stand uns aus dem Merseburger
Staatsarchiv eine Abschrift des Briefes, Sign.:Rep. 10, Nr. n,fasc. F, f. 1-3, zur Verfü-
gung (im folgenden B). Weitere Abschriften in AST 49, 6a,f. I44a-i45 a (A) und Würz-
burg, Staatsarchiv, Geistl. Sehr. Lad. 19, Nr. 3 (Opiniones et rationabiles sententiae
Martini Butzeri), S. 1-4 (C). In dem Straßburger Exemplar, das von der Hand von Chr.
Söll stammt, wurde an einer Stelle von K. Hubert eine Ergänzung eingetragen5. Diese
Straßburger Schrift scheint für die beiden anderen Abschriften als Vorlage gedient zu
haben, wobei zu vermerken ist, daß B (obwohl einmal eine ganze Zeile übersehen ist!)
an entscheidenden Stellen die Söllsche Fassung genauer als C wiedergibt. Die Abschrif-
ten A und B sind unserer Edition zugrunde gelegt worden.
Hinsichtlich der lateinischen Bibelzitate in diesem Dokument und in den anderen
Interimstexten konnten wir nicht ein einziges Mal eindeutig feststellen, daß Bucer
hierbei entweder auf die Übersetzung des Erasmus oder auf eine Vulgata-Ausgabe
zurückgreift. Man bekommt eher den Eindruck, daß er frei aus dem Gedächtnis zitiert.
| 144a/! | Vidi et expendi1, illustrissimi principes Electores Domini benignissimi pro
tenui iudicija mei facultate, scriptum, quod exhiberi mihi fecistis et ago gratias ingentes
aeterno Deo et patri domini nostri Iesu, qui dedit ista fundamenta poni piae Ecclesiarum
reconciliationis et reformationis. Nam quantum ego videre possum, ea sunt hic tradita
5 de hominis per Adam primum lapsu et per Adam secundum, Dominum nostrum Iesum
Christum restitutione. De fide uerab Evangelij Christi, fideique et charitatis cum hac fide
connexione, de necessitate, debito, precio et mercede bonorum operum, de usu et fructu
a) iudeii B. — b) ueri C.
3. S. oben Anm. 2.
4. Pol. Cor. 4,2 S. 904, Anm. 4.
5. S. unten, Anm. k)—k).
1. Vgl. B.s Brief an Cruciger: Expendi librum et annotavi biduo: den 31. März und 1. April; vgl.
unten S. 401.