Metadaten

Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 17): Die letzten Strassburger Jahre: 1546 - 1549 — Gütersloh, 1981

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30258#0359
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
z. BUCER AN DRYANDER

355

Dokument 2
Bucers Brief an Franziskus Dryander
(3. April 1548)
AST 162 (Ep. s. XVI), Nr. 29, f. 85-86. (Or. v. Bucers Hand) .
Der angesehene spanische Humanist und Reformator Francesco de Enzinas (Dryander,
1520-1552) wohnte während eines Aufenthalts in Straßburg im August 1546 in Bucers
Haus1. Seit dieser Zeit entwickelte sich ein reger Briefwechsel zwischen den beiden
Männern, der auf ein freundschaftliches Verhältnis schließen läßt2. Am 19. Februar, als
Bucer auf seiner Reise nach Augsburg in Ulm weilte, schrieb Dryander von Basel aus an
Konrad Hubert und fragte besorgt nach Bucers Ergehen3. Es ist für unsere Einschät-
zung der ganzen Zeit bemerkenswert, in welchen dunklen Farben der Spanier die Lage
seines Straßburger Freundes schildert4. Der Brief, mit dem Bucer in den ersten Tagen
seines Augsburger Aufenthaltes Dry ander antwortete, ist aber in seinem Anlaß fast
nichtssagend: Bucer entschuldigt sich, daß er, länger als versprochen, Dryanders Pferd
benötigt hat. Doch kommt in diesem Brief so deutlich wie nirgends die Gemütsverfas-
sung Bucers zum Ausdruck. Seine Äußerungen über Papst und Kaiser können nur als
sarkastisch charakterisiert werden, und seine Beurteilung der kaiserlichen Interimspläne
ist von Grund auf kritisch: »Einige setzen sich inzwischen dafür ein, um in Bezug auf
die Rechtfertigungslehre, den Gebrauch des Sakraments und die Ehe gewisse Konzes-
sionen zu erringen«. Die Absichten der Päpstlichen gingen jedoch in eine ganz andere
Richtung5!
Das Schreiben stammt aus den ersten Tagen der Verhandlungen Bucers über das
Interim in Augsburg. Anfänglich rechnete Bucer damit, innerhalb von drei Tagen wie-
der entlassen zu werden. Als er aber zum zweiten Male zu den Kurfürsten gerufen
wurde, zerschlug sich diese Hoffnung. Auf Grund dieser in unserem Brief erwähnten
Fakten ist das Schreiben an Dryander auf den 3. April, d. h. auf den Tag nach Bucers
erstem Brief an die Kurfürsten zu datieren.
Die Anschrift steht am Fuß von f. 86: doctissimo et opt(imo) F[rancesco] Dryandro.
SfalutemJ.
f. 85 ist oben am Rand von Hand eines Archivars irrtümlich eingetragen: Theobald
Sebfastian] [Schwarz?] Dryandro [Nr.] 29.
1. Zu Dryander s. RE 18, S. 580-587 (Spanien, reformatorische Bewegung), bes. S. 58if.
E. Boehmer: Bibliotheca Wiffeniana. Spanish Reformers of two centuries 1-3. Straßburg
1874-1904.
2. Vgl. ]. Rott: Correspondance de Martin Bucer. Liste alphabetique des correspondants. Asso-
ciation des Publications de la Faculte de Theologie Protestante de l’Universite des Sciences Hu-
maines de Strasbourg. Bulletin 1. Strasbourg 1977. S. 28.
3. Brief vom 19. Febr. 1548; Adam, Inventaire, Sp. 198; vgl. Handschriftenproben 2, Nr. 84.
4. Scribes ergo per hunc copiose omnia, ubi sit, quid agat, et quando domum reversus putatur,
ubi libentius eum esse intelligerem, quam in eo quo nunc est loco (a.a.O.).
5. dominii restitutionem postulant. S. unten, S. 356.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften