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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 17): Die letzten Strassburger Jahre: 1546 - 1549 — Gütersloh, 1981

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https://doi.org/10.11588/diglit.30258#0401
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■$. BRIEFMEMORANDUM

397

Sachen seind, die iederman gleich belangen vnd zum höchsten 279 . So wurde auch das
volck allenthalben durch die es besonders vor äugen hat vnd denen es am besten trawet,
in allen Sachen so vil leichter berichtet werden, das es sich gmeiner Ordnung
| [ioo] | gern begebe. Da sehe man dan, das man sich im Herren durch einander also
5 berichte vnd vergleiche, das die lehr, die Sacrament, Ceremonien vnd die zücht der
kirchen werde nach der lehr der Justification mit warem ernst vergleichen 280 , so weit es
dieser lehr immer mehr möge befurderlich sein. Man sucht ja ein recht Christliche
Vergleichung vnd einigkeit der kirchen. Die kan man warlich anders nitt wider anrich -
ten, als mans auch hievor nit anders hat mögen anrichten vnd verbesseren, dann durch
io mittel solcher Synoden vnd handlungen, wie das die Gotliche Schrifft vnd aller alten
heyligen Concilien vnd vätter, Acta, Canones vnd lere zeugen. Was leib vnd gut belan
get, da kan mans mit Edicten wol außrichten, dan ein ieder darin mit Got mehr thun,
geben vnd leiden kan, dan man mit recht von im fordren mag.
Aber das kan man in Gottes Sachen nit thun, das Eer vnd gebott muß man allem
15 fursetzen, auch seinem eigen leben.
Der gutte Hirt, vnser Herr Jesus Christus, erbarme sich vnser vnd samle selb seine
arme zerstreuheten schaflin vnd helffe inen zu seiner weiden vnd friden jnn jm vnd gebe,
das alle die, die in dieser Sachen sollen rathen, recht dem Herren beuelhen, was zu allen
teilen gefehlet ist, vnd das nit in einigen weg erhalten oder beschonen, sonder allein
2.0 dahin sehen vnd trachten, die vnser lieber Her Christus bei vns zu allen teilen gentzliche
regiere vnd | [101] | sein wort vnd befelch, aller Ordnung vnd gesetzen der kirchen, die
im als seinem gemahel sol vnderthan sein, vnd der lehr des H. Geists, aller väter gut-
duncken furgesetzet werden vnd die einigheit der kirchen für allen dingen in den haupt
vnd wesenlichen stucken Christlichs glaubens gesuchet vnd angerichtet, so wurdt es sich
2.5 mit dem anderen selb fein schicken. Darbey man doch die freyheit Jesu Christi vber
alles eusserlich nicht verletzen nach einziechen solle. Der Geist des fridens vnd der
warheit geleit vnd fure vns alle in die warheit vnd zu wahrer bestendiger hertzlicher
einigheit in vnserem Herren vnd Heiland Jesu Christo. Amen.
Kirche (Reformatio Ecclesiae im Reichstagsabschied von Augsburg) nicht einmal der Zustimmung
seiner sechs Kurfürsten, geschweige denn der Fürsten und Städte sicher. Um wieviel mehr galt das
von dem, was er sich anfangs vom Interim erhofft hatte, von einer gemeinsam erfolgenden Über
windung der Glaubensspaltung. War B.s Vorschlag, zu diesem Zweck Regionalsynoden zu halten,
mehr als eine Flucht in die kirchenpolitische Taktik? Man wird diese Frage nicht beantworten
können, wenn man nicht den Hintergrund der für die Protestanten verzweifelten politischen Lage
im Auge behält. Es ist wohl doch zu einfach, nur vom »Territorial-Egoismus« der protestantischen
Kurfürsten und Fürsten zu sprechen. Die meisten Reichsstädte jedenfalls erhielten durch den
Augsburger Reichstagsabschied und die erzwungene Einführung des Interims eine Wunde, von der
sie sich im Grunde nicht mehr erholt haben.
279. In gleicher Weise und in den wichtigsten Dingen betreffen.
280. Werde ... verglichen.
 
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