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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 17): Die letzten Strassburger Jahre: 1546 - 1549 — Gütersloh, 1981

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https://doi.org/10.11588/diglit.30258#0474
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47°

DIE LETZTEN STRASSBURGER JAHRE 1546-1549

[137a] Durchleuchtiger1 2 3, Hochgeborner Churfurst, genedigster Herr! E. Churfl.
gn.b seyenc mehrung göttlicher gnaden vnnd segens jn allem vnd mein armes gebett
sampt meinen vnderthenigsten diennsten alzeit höchstes vleißd bereit zuuor. Nun
sechen E. Churfurstl. gn., gnedigster Herre, wie billich mir bey dem Interim ist so
anngst gewesen daher, das jch so gar nit hoffen khonde, das allein vnnsere Teutsche 5
genanten Bischoue, geschwigen per totam Europam - wie E. Churfl. gn. mir tröstung
gaben, als sie vileicht auch jr gegeben wäre1 -, wurden ettwas6 Christlicher verglei-
chungf vnnd gesonnder lehre annemen. Die leut haben leider zu lanng gar schwere
anzeig8 von sich gegeben, als ob der zorn des Herren seye endtlich vber sie khom-
men. 10
So es aber hnun, der gütig Gott erbarmsh, dahin khomen ist, das diese1 leuth mit so
vilen völckhern Christlichs namens sollen jn jren sok erschrockhlichen vnd offen-
baren1 verkherungen™ der lehre, ceremonien vnnd zücht Christi nit allein bleiben2,
sonnder darzw erst des" gelobt werden als die bisher die Ordnungen0 vnd sazungen
gemeiner Christlichen kirchen jnn dem gehalten haben, ja, auch durch der Kay. Mt. 15
ernstes gebott vnnd reichs Abscheid hierjnn zuuerharren, gesterckhet vndp mehr ver-
strickhet werden, Also, wo der Herre yemandt bessers zw erkhennen gebe, das er doch
sollichs desto weniger dörffte annemen, Was einiger vrsachen mögen dann erdacht
werden, darane sich die armen gewissen khönden steuren, sich jnn dis Interim einzu-
lassen vnnd etwas daraus5 für vnnsere kirchen vnnd gemeinden Christi1 anzunemen, 20
des man keinen beuelch gottes hatt vnnd dauon man nit allein kheine beforderung
einiges Christliches nuzes vnnd frommes55 hat zuerwarten, Sonnder nichts dann eitel1
greuliche3 anstos vnd ergernus, erschröckliche schmelherungv vnd schmache Gött-
licher Maiestet, schaden vnnd verderben der gemeinden Christi | [137 b] | bey vnns
Deutschen vnnd jn andern nationen? 2.5
Vnnd erstlich, was herzlicher betrubnus vnnd khummer wurde es doch vff vnserm
teil bringen3 bey so vilen tausenden recht waren Christen, waw sich die jm wenigsten
allein solten bey empfangner reiner lehre Christi vnnd dem brauch der H. Sacramenten
vnnd anderer Ceremonien, denn sie dieser lehre am nehisten so lanng jn gotseliger
vbung vnnd haltung haben, etwas schmuckhen4 müsten, man geschweige, dauon so weit 30
a) Durchleuchtigster L. - b) e. c. f. g. L. - c) sey L.
d) vleisses L. - e) etwan L. - f)-f) christliche Vergleichung L.
g) anzeigung L. - h)-h) nu (der gütig Gott erbarms!) L. - i) die B, L.
k) fehlt B, L. - 1) add.: missbreuchen vnd B, L. - m) vorkerung L.
n) das L. - o) Ordnung B, L. - p) add.: hinfur B; hinfort L.
q) add.; fehlt B, L. - r) fehlt L. - s) frommens L.
t) add. - u) grewlichste B. - v) schmehung B, L. — w) wo L.
1. Vgl. HZ 47, 1882., S. 334h
2. Aus diesen Worten klingt die Enttäuschung B.s darüber, daß die Mehrheit der katholischen
Stände, alle geistlichen Kurfürsten, die meisten Fürsten und einzelne Städte das Interim als für sie
unverbindlich erklärt und der Kaiser sich dieser Tatsache gebeugt hatte. Das bewies der Text der
kaiserlichen >Propositio< zum Interim.
3. Unsere Seite, d. h. bei den Protestanten.
4. Ducken, bemänteln (im Sinne von: verändern).
 
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