Metadaten

Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 17): Die letzten Strassburger Jahre: 1546 - 1549 — Gütersloh, 1981

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30258#0496
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
45^

DIE LETZTEN STRASSBURGER JAHRE 1546-1549

kleideren vnd des leibs ergetzlichkeiten bey vns vernommen58 vnnd der so grewlichen
vnzucht mitt dem vberdrincken, spielen, huren vnd Eebruch mit warem ernst nit allain
gewehret, sonder auch vorkommen59 werde.
Das auch andere lieb zur warhait vnd dem rechten vnd nitt so schweres liegen, triegen
vnd affterreden bey vns vernommen werde. 5
In Sümma: gott vnd die menschen forderen ein solche policey vnd kirchenzucht60
von vns, als denen der Almechtige das Reich seines Suns vor anderen hatt geoffenbaret
vnd zugesand, wie vns die gott in seiner hailigen schrifft gepotten vnd furgeschriben
hatt, vnd wie die alle recht gottseligen obren, Könige vnd gemeinden gottes, die vns der
Almechtig darumb zum exempel in seiner schrifft hatt vorgestellet, jn jren Reformatio- 10
nen angerichtet vnd in jren Regierungen haben durch gottes hilff wol gehalten vnd vns
dadurch alle vrsachen vnd endschuldigung der vnmuglichkait benommen61 haben. Dan
der gott, der jnen darzu geholffen, der wurdt vns auch, wo wir selbs wolten, dazu wol
helffen. Es ist ein gottf vnd allzeit gleicher gnaden, wo man die allain annemen wille.
| [221b] | War ist esg leider, so wol hatt es bey den menschen nach Adams fall nie 15
gestanden. Der Satan hat noch allzuvil vnkrauts vnder den waitzen gottes geseet62; noch
wan die policey vnd kirchenzucht werden angericht vnd gehalten, wie das gott gepotten,
die souil gotseliger obren vnd gemeinden angericht vnd gehalten haben, so werden nicht
so fil einfeltiger verergeret vnd wurdt gottes zorn nit so schwerlich vber das gantze
volck angezündet, wie geschieht, wan man dem argen nicht so trewlich begegnet vnd 20
das gutt nitt so eiffrig befordret, wie vns das gott gepotten vnd wol zuthun verleyhen
will, wie er das dem alten volck verlawhen63 hat, wan wir in allein recht darumb bitten
vnd darnach in der warhait eyffren.
So lang wir vns auch dahin nitt von gantzen hertzen richten, bede, in der gmainen
Regierung vnnd kirchenzucht, vnd die waren frucht der Christlichen Religion bey vns 25
nitt besser dan bißher gesehen werden, so bleiben die Kay. vnd Kön. Mten. vnd andere
gewaltigen jn jr achtung von vns, es seien nur vergebne wort, was wir vns vff das wort
gottes berieffen; dieweil dem bei vns noch so grewlich entgegen gelept vnd gehandlet
wurdt jn Religion vnnd Bürgerlichen Sachen, halten jre Religion so fil desto besser,
dieweyll dieselbige doch, als sie meinen, alt seye vnd jrem volck algemein vnd niemand 30
bei jnen zugesehen wurdt, die zu meiden oder zu lesteren, meynen sie dan, sie thuen in
dem einen grossen gottesdienst, das sie vns zu derselbigen mit gewalt wider treiben.
Der almechtig gott hatt vns auch das so vilfaltig in seiner schrifft getrewen64, wan wir
f) fehlt A, B, F. — g) es es (Duplographie) D.
58. Wahrgenommen.
59. Zuvorgekommen.
60. Sittenzucht durch die weltliche und die geistliche Obrigkeit. Bei B. gehört beides eng zusam-
men, sowohl Rat als auch die Gemeinde üben »Kirchenzucht«. Die Grenzen, innerhalb derer beide
Seiten zu verfahren haben, sind von ihm in den Kirchenzuchtsbedenken der Jahre 1546/47 immer
genauer abgesteckt worden.
61. Genommen, weggenommen.
6z. Mti3, 24ff.
63. Verliehen.
64. Angedroht.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften