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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 17): Die letzten Strassburger Jahre: 1546 - 1549 — Gütersloh, 1981

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https://doi.org/10.11588/diglit.30258#0521
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io. GNAD, TROST VND STERCKE

517

| [231b] | So ist hie auch im 4. §121 als ein löbliche gewonheit der kirchen dargegeben,
das man niemand zu diesem Sacrament gohn lasse, der nit vor durch die büß gereiniget
seie, darin aber die heimliche beicht vnd erzelung der sinden begriffen würt. Nun ist
aber gewiß, das bey den alten kirchen die heimliche beicht nit so gemein gewesen ist,
5 noch weniger als nötig gehalten worden. Darumb darff auch diß ort einer Verwarnung.
Zu dem Articul von der Oelung122.
In dissem articul wirt gesetzet, das die oelung der krancken seie von vnserem herren
Christo gegründet Marcj 6 [13]; vnd wie man sie brauchen solle, das seie vom h. Jacobo
als einem legaten123 Christi außgesprochen, welches der herre welle so fest gehalten
10 haben, als hette ers selbs gethon. Darumb Christum selb vnd sein gnad verachten, die
dis Sacrament verachten etc.
Diß alles ist warlich wider die h. Schrifft, dan der herre Marei 6 [13] seinen Apostelen
nit ein solche gemeine Ölung der krancken, dauon hie geredt wirdt, sonder ein Ölung
befolhen hatt, damit sie die leüth solten als bald durch wunderwerck124 gesund machen;
15 vnd von deren redet auch sonder zwifel der h. Jacobus, dan der zeit wäre die krafft der
wunderwerck noch in der kirchen. So sagt er auch frey zu, daz Got dem krancken vff
daz gebet des glaubens vnd die Salbung von der kranckheit werde vffhelffen.
Vnd ob aber schon daz salben solte nit allein ein Zeichen vnd Sacrament des leiblich
gesundmachens sein, so ist doch gewiß, daz dies Zeichen weder bey den alten kirchen
10 noch auch bey den nochkommenden ie für notwendig ist gehalten worden. — Die aeti-
opischen kirchen125, die doch der Papst Catolisch erkennet, geprauchen"1 ir noch
nit -n. Darumb mage nit bestehn, das dise Ölung der gestalt befolhen seie, das der Chri-
stum vnd seine gnad verachten solte, der sie nit brauchet, welches aber nit brauchen der
gegenteyl vrtheylet, ein Verachtung sein dises Sacraments.
25 Zu dem XIX. Articul von der priester weihe126.
In disem Articul ist erstlich die wal der kirchen diener vnd bewehrung127, so vom volck
Christi geschehen solle, vmbgangen, welche doch das Gotliche Recht vnd alle alte
Canones als not wendig zu rechter einsetzung der kirchen diener erforderet.
Zum andern werden hie gepreuche der weyhen gemeldet, die man halten solle neben
30 dem hend vfflegen. Die sind aber zu examinieren: die, wie sie nun ein zeit gebrauchet
worden, vertragen sie sich nit mit Gottes wort, dan sie on verstand vnd besserung vnd
auch one einigen befelch Christi gebrauchet werden.
m) gebrauchet D, A, B, K. - n) Parenthesenschluß fehlt D, A, B.
121. Abs. 3 (nicht 4) von Art. 18 (Mehlhausen, S. 86f.).
122. IT, Art. 19 »Von der heilligen Ölung« (Mehlhausen, S. 8 8 ff.).
123. Gesandten, Apostel.
124. »Wunderwerk« bezeichnet sowohl die Tat als auch das Ereignis (Wundertun - Wunderge-
schehen).
125. Hinweis auf die koptische Kirche, die sich mehr zu Rom als zu Byzanz hielt.
126. IT, Art. 20 »Vom sacrament der priesterweihe« (Mehlhausen, S. 92f.).
127. Bestätigung, Erprobung.
 
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