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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 17): Die letzten Strassburger Jahre: 1546 - 1549 — Gütersloh, 1981

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https://doi.org/10.11588/diglit.30258#0614
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DIE LETZTEN STRASSBURGER JAHRE 1546-1549

ferben vnd die gesunde lehre zu widerfechten vnderstunden. Dan sie zu solichen iren
Sophistereyen 1 alwegen entweders zeugnuß der h. Schrifft oder der h. vetter mißbrau
chen, Vnd das sie dann, die diener | 207a | Christi, an gelegenen orten ire texten - die sie
da zu wol ongezwungen haben mögen, so reich die h. Schrifft ist an allen orten jn aller
alles guten vnd zu widerlegen alles argen - sich beflissen, erstlich den articel christlicher 5
lehre, den die widerwertigen wölten verkeren, einfeltig auß dem Gottes wort zu lehren
vnd zu erkleren, Vnd druff die soliche ire Schrifftliche lehre auch mit zeugnuß der h.
vetter zubestetigen, wie man dann deren zeugnuß zu allen würdigen articulen christli
cher lehre reihlich hat auß iren büchern furzubringen vnd zu deutten. Das sie einbrech-
ten auch die spruch der h. Schrifft oder der h. vetter, da mit der gegenteyl die warheyt 10
Christi vnderstaht zu widerfechten, vnd deren rechten natürlichen verstandt dartheten;
vnd das alles one streyten oder schelten, ia auch on allen gegensatz der widerwertigen,
Sonder schlecht lehrender weyß vnd per occupationem obiectionis quae cuilibet posset
occurrere vff solche weyß. Nun dagegen mochte einem einfallen: an dem oder jenem ort
saget der h. Geyst in seiner h. Schrifft oder der oder jener h. lehrer das oder das, welches 15
scheynet gegebner lehre entgegen sein. Da solle man aber vermercken, das die ort vnd
Spruche wider erklerete warheyt nit sind, dann sie den oder den verstandt haben etc.
| 207b | Alß exempli gratia: Die widerwertigen streyten furnemlich vmb fier ding: Vmb
iren ongemessen vnd onendtlichen gewalt vber die h. Schrifft, kirchen vnd alles; jtem für
alle ire mißbreuchen in lehre vnd ceremonien, die sie wider Gottes wort halten, vnd sie 20
wollen alle kirchen lehren vnd Ordnung sein; Vnd sonderlich für ir meß opfer vnd
gepreng mit irem vermeinten Sacrament; jtem wider die h. Eh vnd alle christliche fry-
heyt in leiplichen dingen.
So dann nun die widerwertigen wurden vnderstohn™, die leut von dem lesen vnd selb
erkennen vnd vrteylen der h. Schrifft abzuwenden, vnd wolten derhalben den gewalt 25
des Papsts vnd der Bischouen hoch vffmutzen 72 vnd darzu misbrauchen die ort der h.
Schrifften vnd h. vetter, die vom gewalt vnd befelch, dem h. Petro vnd den geystlichen
gegeben, reden, die leut darauß zu bereden, sie solten schlecht glauben, was inen der
Papst vnd die Bischoue zu dencken geputten 73 , vnd inen selb 74 der h. Schrifft halben nit
vertrawen; Vnd wa sie das nit theten, das sie nit ghorsame weren den fürgesetzten der 30
kirchen, ja weren schismatici vnd abtrinnige. Do gegen kondten die diener Christi
erstlich die ort der h. Schrifft nämlich 75 einbringen, die da lehren, | 208 a | das die Hey-
lige Schrifft, die doch ein sendtbrieue Gottes ist zu seiner creaturen, wie der h. Grego-
rius sagt 76 , solle allen kinderen Gottes zu bester erkandnuß gebracht vnd von iederman
gelesen vnd dorin getichtet werden tag vnd nacht. Denn auch etliche örter vnd spruch 35

1) Or.: Sophisteyen. — m) folgt Merkzeichen (eines Abschreibers?); siehe unten.
72. Aufbauschen, hochspielen.
73. Geböten.
74. Sich selbst.
75. Vorzugsweise.
76. Gregor der Große: Epistolarum Liber 4, Ep. 31 ad Theodorum medicum; MSL 77, Sp. 706:
Quid est autem Scriptura sacra, nisi quaedam epistola omnipotentis Dei ad creaturam suam?
 
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