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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 17): Die letzten Strassburger Jahre: 1546 - 1549 — Gütersloh, 1981

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https://doi.org/10.11588/diglit.30258#0623
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i6. RHATSCHLAG/FERNERE ERCLÄRUNG

619
mundt nicht, das sie sich stercken mit der macht Pharao vnd sich beschirmen vnder dem
Schatten Egiptj/ Denn es soll euch die Stercke Pharao zur schände geraten vnd der
Schutz vnder dem Schatten Egiptj zum hohn etc.
Wir sehen ja dar vor äugen, wa Gott nit will seiner alten | 209b | grossen wunder
5 werckhen mit vns würckhen, das man allhie von reiner Religion Christ; in den kirchen
gar nichts würde mögen erhalten. Dann der Papst will alles haben, was des Herren
Christj ist, die kirchen, deren gütter vnnd alle menschen, damit er seinen Tittel Anti-
christ; gleichwol erfülle; das hat man jn handlung mit dem Bischoue genügsam gespüret.
So hat die Kay. Mt. jm furgeben des Interims zum vodristen begeret, das sich diese
10 Stende dem Paepstlichen thun sollen gantz wider ergeben, das achtet jr Mt. für das best,
jr selb, jren liebsten vnd iederman. Darumb kan sie auch mt vnderlassen, dasselbiged
jres besten ebey anderen6 zu beförderen, wie wenig dann deren sind, denenf das him-
lisch meer dann das zeitlich angelegen vnd den Göttlichen zorn meer dann menschli-
chen forchten. Item8 Wie hanreitzlich denh fleischlichen leuten seye das schon kirchen
15 geprenge des Papsts vnd wie fil mehr alle menschen zu den falschen dann zu den recht
Göttlichen Lehren vnd Ceremonien geneiget sind, Lehret vnd zeuget die erfarung.
Wer diß nun alles recht zu hertzen will füren vnnd bedenckhen, der hat gar leicht
zuerkennen, das one grosse merckliche wunderwerckh Gottes allhie nichts würd vberall
vom rechten dienst Christlicher Religion mögen erhalten werden; würdt dann dieser
20 dienst gar hingenommen107, zu was grewlichsten seelen mordt das muß gerathen bey so
fil grossem volckh jung vnd alten, das ist einem ieden verstendigen Christen erschröck-
lich zugedenken.
| 210a | Nach dem aber hie iedermann in den todt Christj getauffet ist108 vnd daher
alle schuldig sind1, alles zeitlich mit dem leben fil lieber dahinzugeben dann abstohn von
25 warer Christlichen Religion, dieweil in deren all vnser heil vnd ewigs leben staht vnd
V. G. H. allem volckh Christj hie mit trewem rath, ermanen vnd Exempel sollen vor-
gohn, wie das Dauid, Asa, Josaphat, Hiskiah, Josia, Nehemia vnd andere Gottseligen
Oberen haben gethon, vnd sie, v. gn. H., sich auch schwerlich schuldig machen an aller
deren verderben, die durch mangel Christlicher Lehr vom Herren Christo abgefüret
30 vnnd verderbet werden, wa sie etwas des vnderlassen, das jnen der Allmechtig Gott hat
dagegen furzunemen vnd zuwendenj gepotten.
Was dann der Allmechtige gerechte Gott trehwe durch die Widerwertigen mit jren
grewlichsten anfordrungen vnd Restitutionen109, welche wol ein gantze Stadt leicht
d) gestr.: auch. - e)-e) add. v. B. am Rand.
f) gestr.: die. - g) add. B.
h) -h) korr. aus: anreitzlichen dann.
i) add. v. B. — j) gestr.: hat.
107. Völlig beseitigt.
108. Vgl. Ro 6,3.
109. Die Prediger wie der Rat waren beunruhigt durch die immer wieder gestellten Forderungen
auf Rückgabe der Kirchengüter. An der Frage der Restitution waren ein Jahr zuvor (Februar 1548)
in Augsburg die Verhandlungen der paritätischen Interimskommission gescheitert. Aus den Ein-
künften der Kirchengüter wurden Prediger und Lehrer des jungen Kirchenwesens besoldet sowie
die Ausgaben für das Armenwesen bestritten.
 
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