Metadaten

Orth, Christian; Nicochares
Fragmenta comica (FrC) ; Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie (Band 9,3): Nikochares - Xenophon: Einleitung, Übersetzung, Kommentar — Heidelberg: Verlag Antike, 2015

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.52132#0090
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Λήμνιαι

85

Lemniae (CRF3 p. 111-3, Rychlewska p. 27-9), die auf eine typische Palliata
im Stil der griechischen Neuen Komödie deuten (vgl. Ribbeck 1898, 111 und
Arnott 1996, 403).
Inhalt Dass sich Nikochares’ Lemniai auf den Aufenthalt der Argonauten
bei den Lemnierinnen bezogen, geht aus fr. 15 έπλέομεν, ώ κόρη, ’πί κώς
hervor, wo einer der Argonauten (vielleicht Jason) zu einem Mädchen (viel-
leicht Hypsipyle) über das Ziel der Fahrt der Argonauten, die Suche nach dem
goldenen Vlies spricht.104 Inwieweit bei Nikochares die mythische Handlung
abgewandelt wurde, und wie der Mythos im einzelnen dargestellt wurde, ist
unbekannt. Für eine Komödie besonders geeignete Elemente sind sicher-
lich die erotische Beziehung der Lemnierinnen zu den Argonauten und die
Darstellung eines Frauenstaats (vgl. neben Aristophanes’ Ekklesiazusen z.B.
auch die Komödien des Amphis und Alexis mit dem Titel Γυναικοκρατία).
Denkbar ist auch ein direkter Bezug auf eine Tragödie (wobei nach Titel
und Inhalt besonders Sophokles’ Lemniai in Frage kommen)105 oder eine di-
rekte Auseinandersetzung mit einem komischen Vorbild wie Aristophanes’
Lemniai (vgl. auch zur Datierung).
Datierung Für die Datierung der Lemniai fehlen jegliche Hinweise.106
Interessant wäre insbesondere, wie sich Nikochares’ Stück zeitlich zu der
gleichnamigen Komödie des Aristophanes verhielt: Wenn Ar. fr. 373 auf die
Etymologie von Ihoas’ Namen bei Eur. IT 30-3 anspielt, dann ergibt sich für
Aristophanes’ Komödie ein terminuspost quem von 412 v. Chr.; und wenn diese
(wie Geißler 1925, 55 suggeriert) umgekehrt nicht sehr lange nach 412 v.Chr.
aufgeführt wurden, dann ist sie höchstwahrscheinlich früher entstanden als
die des so früh noch nicht nachweisbaren Nikochares.

104 So schon Hemsterhuis 1744, 57.
105 Schmid 1946, 167 denkt neben Sophokles’ Lemniai (ähnlich vermutet er für Niko-
chares’ Kretes einen Bezug auf die gleichnamige Tragödie des Euripides) auch an
Euripides’ Hypsipyle. Dagegen spricht, dass diese Tragödie nicht die Begegnung
von Jason und Hypsipyle auf Lemnos, sondern spätere Ereignisse in Nemea be-
handelte (vgl. Collard/Cropp 2008b, 250-5).
106 Ganz unsicher sind die Vermutungen von Edmonds I 932-3 Anm. a, der in fr. 15
ein Spiel mit dem Namen der Insel Kos vermutet und an die Zeit um 393 v. Chr.
denkt, als sowohl Kos als auch Lemnos erneut Teil des athenischen Einflussbereichs
wurden.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften