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Orth, Christian; Nicochares
Fragmenta comica (FrC) ; Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie (Band 9,3): Nikochares - Xenophon: Einleitung, Übersetzung, Kommentar — Heidelberg: Verlag Antike, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.52132#0096
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Λήμνιαι (fr. 15)

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οίον steht in den Etymologica oft direkt vor wörtlichen Zitaten, zu der
Stellung zwischen Stellenangabe und wörtlichem Zitat vgl. z. B. Et. gen. oc
179,2 (ώς παρ’ Αίσχύλω έν τη Πηνελόπη, οίον· ... [fr. 187 R.]).
Textgestalt Der überlieferte Text ist nicht weiter problematisch. In Frage
gestellt wurde allerdings das Imperfekt έπλέομεν (schließlich sind die Argo-
nauten zu der Zeit, als sie nach Lemnos gelangen, immer noch auf dem
Weg nach Kolchis), und Hemsterhuis schlägt eine Korrektur zum Präsens
πλέομεν vor. Allerdings lässt sich auch das Imperfekt rechtfertigen (vgl. zur
Interpretation).
Unklar ist die genaue Position des Fragments im Vers. Bei einer Deutung
als Teil eines iambischen Trimeters ergeben sich die folgenden Möglichkeiten:
έπλέομεν, ώ κόρη, ’πί κώς } (ohne klare Zäsuren; möglich wäre eine
Ergänzung des Reiseziels am Versende, z.B. εις Κολχίδα), } έπλέομεν, ώ
κόρη, ’πί κώς } (mit Penthemimeres), y έπλέομεν, ώ κόρη, ’πί κώς
(mit Hephthemimeres); möglich wäre auch (bei Aufteilung auf zwei Verse)
έπλέομεν, ώ κόρη, / έπί κώς (mit Wortende in der Versmitte im ersten Vers).
Interpretation Der Sprecher ist, wie der Plural έπλέομεν zeigt, einer der
Argonauten (vielleicht lason), der sich hier an eine der Lemnierinnen wen-
det (die wahrscheinlichste Kandidatin ist Hypsipyle, die zum Zeitpunkt der
Begegnung mit lason noch Jungfrau ist).* * 113 Eine mögliche Erklärung für
das Imperfekt ist, dass damit eine Hintergrundhandlung beschrieben wird,
während der dann ein im Aorist dargestelltes Ereignis geschah (z.B. Mangel
an Wasser oder Nahrung, ein Sturm, oder die bei Ap. Rhod. 1,604-8 geschil-
derte Windstille, welche die Argonauten dazu veranlasste, nach Lemnos zu
rudern). Der Vers könnte Teil eines Dialogs sein, in dem Hypsipyle die gerade
in Lemnos angekommenen Argonauten befragt (zu einer ähnlichen Szene
vgl. z.B. Eur. IT 479-575). Vgl. in der Komödie Cratin. fr. 151,4 πλέομεν δ’ αμ’
Όδυσσέι θείω (aus den Odysses; oft dem Ende des Stücks zugewiesen, aber
vielleicht wahrscheinlicher aus dem Prolog, vgl. Kassel/Austin ad L).
ώ κόρη Exakt dieselbe Anrede ist einmal in der Tragödie (Aesch. Prom.
739) und mehrmals in der Komödie bezeugt, und zwar jeweils in Stücken
mit mythologischem Titel oder in paratragischen Versen (Antiph. fr. 176 [aus
der Omphale], Philetaer. fr. 11,1 [aus dem Meleagros], Alex. fr. 242,9 [para-

haben (vgl. die Ableitung von δειπνεΐν aus δει πονεΐν im Et. Sym. δ 101 Baldi),
würde sicherlich eine genauere Überpüfung verdienen.
113 So schon Hemsterhuis 1811, 57 und K. O. Müller 1820, 302 Anm. 6, und zuletzt PCG
VII46. Vorsichtiger Schmid 1946,167 Anm. 9: „fr. 12 spricht ein Argonaute zu einer
Lemnierin (Hypsipyle?)“.
 
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