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Orth, Christian; Nicochares
Fragmenta comica (FrC) ; Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie (Band 9,3): Nikochares - Xenophon: Einleitung, Übersetzung, Kommentar — Heidelberg: Verlag Antike, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.52132#0103
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98

Nikochares

1-2 άντί ραφάνων έψήσομεν/βαλάνιον Zu ähnlichen Aussagen mit
άντί + Genitiv, in denen (oft in einer Notlage) ein Gegenstand anstelle eines
anderen nicht verfügbaren verwendet wird, vgl. in der Komödie z. B. Pherecr.
fr. 48, Ar. Eq. 606, Vesp. 878, Thesm. 773, Eccl. 1111, Plut. 540-6.
ράφανος ist die übliche attische Bezeichnung für „Kohl“ (vgl. Orth 2013
(FrC 9.1), 118 ad Ale. com. fr. 24). Zu Komödienbelegen zum Kochen von Kohl
vgl. ebd. 117 (wo das Fragment des Nikochares hinzugefügt werden sollte).
βαλάνιον ist eine Deminutivform zu ή βάλανος („Eichel“; auch in Bezug
auf andere Früchte verwendet, vgl. z. B. Xen. An. 2,3,15 αί βάλανοι των
φοινίκων).122 βάλανοι spielten in der Ernährung in klassischer Zeit kei-
ne wichtigere Rolle (Hom. Od. 241-3 und Arist. HA 603b31-2 nennen die
Eichel als Nahrung von Schweinen), doch werden sie (besonders in späteren
Quellen) immer wieder als Nahrung genannt, auf die Menschen in Notlagen
ausweichen (vgl. mit ausführlichen Belegen West 1978, 214-5 ad Hes. Op.
232-3). So berichtet z. B. App. BC 1,50 von Personen, die in einer Gegend ohne
Feldfrüchte βαλανηφαγούντες zugrunde gehen, und Verg. Georg. 1,159 nennt
als Schicksal eines erfolglosen Bauern das Essen von Eicheln im Wald. Die
Vorstellung der Eichel als Urnahrung vor Erfindung des Ackerbaus123 ist ab
Theophrast belegt (vgl. Bömer 1958, 242-3 ad Ov. Fast. 395-6), doch werden
βάλανοι (neben einer weiteren Eichelart und wilden Birnen) auch schon in
Pherekrates’ Agrioi („Die Wilden“) genannt (fr. 13 καί τάς βαλάνους καί τάς
άκύλους καί τάς άχράδας περιόντας). Zu der Frage, inwieweit Eicheln in
der Antike tatsächlich als Nahrung für Menschen dienten, und zu der Art
der Zubereitung vgl. Mason 1995. Die Wirkung gekochter βάλανοι (vgl. auch
Dalby 2003, 2) auf die Verdauung thematisiert Hp. Vict. 2,55 vol. VI p. 564,14-5
Littre.
2 ίνα νων έξάγη τήν κραιπάλην Zum Kohl (κράμβη / ράφανος) als
Gegenmittel gegen die Folgen der Trunkenheit am nächsten Tag (beson-
ders Kopfschmerzen) vgl. Athen, epit. l,34c-e (wo auch das Fragment des
Nikochares zitiert wird) mit Anaxandr. fr. 59 εάν λούσησθε νϋν / ράφανόν
τε πολλήν έντραγήτε, παύσεται / τό βάρος, διασκεδα τε τό προσόν νυν νέ-
φος / επί τού μετώπου, Eub. fr. 124 γύναι, / ράφανόν με νομίσασ’ εις έμέ
σύ τήν κραιπάλην / μέλλεις άφεΐναι πάσαν, ώς έμοί δοκεΐς, Alex. fr. 287
(wo ausdrücklich von gekochtem Kohl die Rede ist) έχθές ύπέπινες, είτα νυνί

122 Die Wiedergabe des Worts mit „decoction of acorns“ in LSJ ist allein aus Nikochares
erschlossen.
123 Vgl. z. B. auch Phil. Praem. 8 vol. V p. 337,23-4 Cohn-Wendland, der Triptolemos als
Erfinder des Ackerbaus nennt, der die Menschen von der früheren βαλανοφαγία
befreit habe.
 
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