Metadaten

Orth, Christian; Nicochares
Fragmenta comica (FrC) ; Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie (Band 9,3): Nikochares - Xenophon: Einleitung, Übersetzung, Kommentar — Heidelberg: Verlag Antike, 2015

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.52132#0243
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
238

Philyllios

das Fragment der Auge zu. Eine Zugehörigkeit zu diesem Stück wäre durchaus
möglich, gegen Bergks Korrektur spricht aber, dass der Satz in diesem Fall mit
neuen Informationen überladen wirkt (während in der überlieferten Fassung
αυτήν ein rückbezügliches Element ist, das den Satz an den vorausgehenden
Kontext anschließt).
Interpretation Der Sprecher beschreibt, bei welcher Tätigkeit er/sie selbst
(oder mehrere andere Personen, wenn man κατέλαβον als 3. Person Plural
interpretiert) eine Frau angetroffen hat (höchstwahrscheinlich in ihrem Haus,
wo Frauen üblicherweise Wollarbeiten wie Spinnen und Weben ausführten).
Zur Syntax vgl. unten zu αυτήν κατέλαβον.
τό κάταγμα Vor dem eigentlichen Spinnen wurde durch Ausziehen der
gekrempelten Wolle ein Vorgarn hergestellt, das sog. κάταγμα (Soph. Trach.
695, Ar. Lys. 583. 584, Plat. Pol. 282e, Phot, λ 65; vgl. Blümner 1912, 112 mit
Anm. 5, Forbes 1964,153.164-5);334 das Ausziehen des Fadens wurde κατάγειν
genannt (Pherecr. fr. 51, Epig. fr. 7, Plat. Soph. 226b, und vgl. auch Hesych. κ
1195 κατάκτρια· έριουργός; vgl. Blümner 1912,126 mit Anm. 4). Vgl. Pekridou-
Gorecki 1989, 16-20 (mit Abbildungen).
κροκυδίζουσαν Das von κροκός „Wollflocke“ (vgl. Frisk s. v. κρέκω) ab-
geleitete Verb bezeichnet nach der Erklärung im Zitatkontext des Pollux das
Aussortieren oder Beseitigen von Verdickungen, offenbar direkt aus dem noch
nicht gesponnenen Vorgarn (κάταγμα). Es wird allgemein auf das Abbeißen
von Unebenheiten des Fadens mit dem Mund bezogen (so z. B. Blümner 1912,
129, D. Müller 1974, 214), was aber erst beim oder nach dem Spinnen geschah
(vgl. dazu Catull. 64,315 und Blümner 1912, 133 Abb. 50). Vielleicht könnte
man auch an ein Abzupfen von Unebenheiten beim Vorgarn mit der Hand
noch vor dem Spinnen denken. In medizinischen Texten der Kaiserzeit wird
κροκυδίζειν offenbar in der Bedeutung „ausrupfen“ verwendet: So erscheint
das Verb bei Galen mehrfach zusammen mit καρφολογέω („Haare ausrupfen“)
in Bezug auf Kranke im Delirium (De loc. aff. vol. VIII p. 227,3. 330,15, Meth.
med. vol. X p. 928,7, In Hipp. Prorrhet. vol. XVI p. 565,10. 14-5, In Hipp. Epid.
I vol. XVIIa p. 215,17-6,1, In Hipp. Progn. vol. XVIIIb p. 74,4 Kühn), und vgl.
daneben Aret. CA 1,1 [CMG II 91,23] (über die Behandlung von Patienten im
Delirium) έν ψιλοισι τοΐσι στρώμασι, ώς μή κροκυδίζειν ύπόμνησις έοι („auf
glatten Matratzen, damit sie nicht auf die Idee kommen, etwas auszurupfen“).
αυτήν κατέλαβον Ein ähnliches Trimeterende bei Men. Sam. 39 (αϋτάς
κατέλαβον). Vgl. (jeweils mit καταλαμβάνω + Akkusativ und Partizip) Ar.
Lys. 720-3, Plut. 297, Eub. fr. 88,3, Nicostr. fr. 26, Alex. fr. 125,1-2, Men. Dysc.

334

Vgl. das lat. tractum (Varr. Men. 325, Tib. 1,6,80) mit Maltby 1999, 244.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften