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Poliochos
Interpretation Eine von mehreren Komödienstellen besonders in der spä-
teren Komödie, in denen der Sprecher sich gegen eine zu gesuchte, poeti-
sche, verrätselte oder aus anderem Grund unpassende Ausdrucksweise eines
Gesprächspartners wendet.* * * * * * * * * * * * 391 Vgl. Antiph. fr. 55.169, Alex. fr. 148, Strato com.
fr. 1, Euphr. fr. 3; Kassel/Austin ac/Strato com. fr. 1,3 und ad Antiph. fr. 55. Der
Angesprochene könnte ein Sklave oder (aufgrund der kulinarischen Thematik
noch wahrscheinlicher) ein Koch sein (vgl. zur oft dithyrambisch-verrätsel-
ten Sprache von Sklaven und Köchen in der späteren Komödie Nesselrath
1990, 255-63). Vgl. auch die Diskussion zwischen Dionysos und Xanthias zu
Beginn von Aristophanes’ Fröschen, wo Dionysos seinem Sklaven die vulgä-
ren Sklavenscherze anderer Komödiendichter verbietet (vgl. mit ähnlicher
Formulierung wie bei Poliochos besonders 7-8 μόνον έκεϊν’ όπως μή ’ρεΐς ... /
μεταβαλλόμενος τάνάφορον δτι χεζητιας).
Das Wort λευκομαινίς ist sonst nicht belegt (vgl. unten zum Lemma), und
klingt schon aufgrund der Zusammensetzung viel „dithyrambischer“ als das
einfache (an vulgär-pejorative Bildungen erinnernde) βοάξ.
1 όπως σε πείσει μηδέ εις Vgl. Plat. Charm. 157b όπως, εφη, τω
φαρμάκω τούτω μηδείς σε πείσει τήν αύτοΰ κεφαλήν θεραπεύειν, δς αν μή
(...). Zu Aufforderungen und Warnungen mit όπως (μή) mit Indikativ Futur
ohne übergeordneten Hauptsatz vgl. KG II 376 (vgl. in der Komödie das von
Kassel/Austin genannte Arar. fr. 17 όπως τε τήν νύμφην, έπειδάν καιρός ή, /
μετέωρον έπι τό ζεύγος άναθήσεις φέρων). Häufiger ist die Wendung μηδείς
σε πείση (o.ä.), mit der dringend von einer Sache abgeraten wird („niemand
in Frage, denn es geht wohl kaum darum, ob ein anderer dazu bereit ist, den
Angesprochenen zu überzeugen), und die Doppelkürze an der von Richards ange-
nommenen Stelle ist im trochäischen Tetrameter extrem selten (White 1912, 100
nennt nur Ar. Av. 285 [emendiert]. 341. 353). Gegen van Herwerdens έσθης (vgl.
auch van Herwerden 1903, 199) spricht, dass es üblicherweise in der Komödie
nicht die speisenden Gäste, sondern die Köche sind, die andere Personen mit ihrer
gesuchten Ausdrucksweise langweilen (vgl. zur Interpretation). Die Vorschläge von
Blaydes 1896, 260 (öcv ποτ’ ώνή, αν ποτέ σχής, öcv σε πείθη) entfernen sich zu weit
von der Überlieferung, doch zeigen besonders die beiden ersten schön den hier zu
erwartenden Sinn der Stelle (den vielleicht auch die überlieferte Textfassung, öcv
ποτ’ έλθη haben kann; vgl. unten zum Lemma); mit öcv σε πείθη entsteht dagegen
eine unmotivierte - und zugleich sinnwidrige - Wiederholung von πείσει in Vers 1.
391 Anders Casaubon 1600, 343,23-4 („videntur alicui dicta ista, cui pro bocibus, pisci-
bus satis magnis, minuti pisciculi leucomaenides exhibebantur“) und A. Marchiori,
in: Ateneo II (2001) 758 Anm. 4 („La battuta significha: ‘fa’ attenzione ai dettagli’:
solo un occhio esperto sa distinguere le boghe dalle menole“).
Poliochos
Interpretation Eine von mehreren Komödienstellen besonders in der spä-
teren Komödie, in denen der Sprecher sich gegen eine zu gesuchte, poeti-
sche, verrätselte oder aus anderem Grund unpassende Ausdrucksweise eines
Gesprächspartners wendet.* * * * * * * * * * * * 391 Vgl. Antiph. fr. 55.169, Alex. fr. 148, Strato com.
fr. 1, Euphr. fr. 3; Kassel/Austin ac/Strato com. fr. 1,3 und ad Antiph. fr. 55. Der
Angesprochene könnte ein Sklave oder (aufgrund der kulinarischen Thematik
noch wahrscheinlicher) ein Koch sein (vgl. zur oft dithyrambisch-verrätsel-
ten Sprache von Sklaven und Köchen in der späteren Komödie Nesselrath
1990, 255-63). Vgl. auch die Diskussion zwischen Dionysos und Xanthias zu
Beginn von Aristophanes’ Fröschen, wo Dionysos seinem Sklaven die vulgä-
ren Sklavenscherze anderer Komödiendichter verbietet (vgl. mit ähnlicher
Formulierung wie bei Poliochos besonders 7-8 μόνον έκεϊν’ όπως μή ’ρεΐς ... /
μεταβαλλόμενος τάνάφορον δτι χεζητιας).
Das Wort λευκομαινίς ist sonst nicht belegt (vgl. unten zum Lemma), und
klingt schon aufgrund der Zusammensetzung viel „dithyrambischer“ als das
einfache (an vulgär-pejorative Bildungen erinnernde) βοάξ.
1 όπως σε πείσει μηδέ εις Vgl. Plat. Charm. 157b όπως, εφη, τω
φαρμάκω τούτω μηδείς σε πείσει τήν αύτοΰ κεφαλήν θεραπεύειν, δς αν μή
(...). Zu Aufforderungen und Warnungen mit όπως (μή) mit Indikativ Futur
ohne übergeordneten Hauptsatz vgl. KG II 376 (vgl. in der Komödie das von
Kassel/Austin genannte Arar. fr. 17 όπως τε τήν νύμφην, έπειδάν καιρός ή, /
μετέωρον έπι τό ζεύγος άναθήσεις φέρων). Häufiger ist die Wendung μηδείς
σε πείση (o.ä.), mit der dringend von einer Sache abgeraten wird („niemand
in Frage, denn es geht wohl kaum darum, ob ein anderer dazu bereit ist, den
Angesprochenen zu überzeugen), und die Doppelkürze an der von Richards ange-
nommenen Stelle ist im trochäischen Tetrameter extrem selten (White 1912, 100
nennt nur Ar. Av. 285 [emendiert]. 341. 353). Gegen van Herwerdens έσθης (vgl.
auch van Herwerden 1903, 199) spricht, dass es üblicherweise in der Komödie
nicht die speisenden Gäste, sondern die Köche sind, die andere Personen mit ihrer
gesuchten Ausdrucksweise langweilen (vgl. zur Interpretation). Die Vorschläge von
Blaydes 1896, 260 (öcv ποτ’ ώνή, αν ποτέ σχής, öcv σε πείθη) entfernen sich zu weit
von der Überlieferung, doch zeigen besonders die beiden ersten schön den hier zu
erwartenden Sinn der Stelle (den vielleicht auch die überlieferte Textfassung, öcv
ποτ’ έλθη haben kann; vgl. unten zum Lemma); mit öcv σε πείθη entsteht dagegen
eine unmotivierte - und zugleich sinnwidrige - Wiederholung von πείσει in Vers 1.
391 Anders Casaubon 1600, 343,23-4 („videntur alicui dicta ista, cui pro bocibus, pisci-
bus satis magnis, minuti pisciculi leucomaenides exhibebantur“) und A. Marchiori,
in: Ateneo II (2001) 758 Anm. 4 („La battuta significha: ‘fa’ attenzione ai dettagli’:
solo un occhio esperto sa distinguere le boghe dalle menole“).