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Orth, Christian; Nicochares
Fragmenta comica (FrC) ; Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie (Band 9,3): Nikochares - Xenophon: Einleitung, Übersetzung, Kommentar — Heidelberg: Verlag Antike, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.52132#0303
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Polyzelos

kehrt er nach Sparta zurück. Aus der Ehe mit Leda gehen u. a. die Dioskuren
Kastor und Pollux sowie Helena und Klytaimnestra hervor, von denen jedoch
Helena regelmäßig und die Dioskuren (oder nur Polydeukes allein) oft als
Kinder von Zeus und Leda gelten (vgl. dazu mit einzelnen Belegen Gantz
1993, 318-20). Die in den Kypria (fr. 10 Bernabe) beschriebene Geburt der
von dem in einen Schwan verwandelten Zeus gezeugten Helena aus einem Ei
ist ein beliebtes Motiv in der Komödie (vgl. Kratinos’ Nemesis mit fr. 114-6,
dazu Bakola 2010, 220-2, und einen apulischen Glockenkrater [datierbar auf
375-50 v.Chr.], dazu Taplin 1993, 82-3 mit plate 19.20, Storey, FOCIII444), und
Leda spielte in der Komödie auch in Eubulos’ Λάκωνες ή Λήδα und Sophilos’
Τυνδάρεως ή Λήδα eine Rolle. Die zahlreichen Freier der Helena (vgl. Hes.
fr. 196-204 M.-W. = 154-6 Most) verpflichtet Tyndareos, gemeinsam jeden,
der Helena gewaltsam rauben würde, zu bekämpfen (Hes. fr. 204,78-85 -
155,78-85 Most; vgl. Stesich. PMGF 190, Eur. IA 49-71, Apollod. 3,129-32 -
3,10,8-9); auch diese Episode wurde in der Komödie behandelt (vgl. Alexis’
Ελένης Μνηστήρες mit Arnott 1996, 199-200). Nachdem seine Söhne Kastor
und Polydeukes göttlichen Status erlangt haben, übergibt Tyndareos Menelaos
die Herrschaft über Sparta (Apollod. 3,137 = 3,11,2, Paus. 3,1,5). Während
des Trojanischen Krieges gibt er Helenas Tochter Hermione Orestes zur Frau
(so in Sophokles’ Hermione, vgl. Eust. in. Od. 1479,10, Schol. Hom. Od. 4,4;
Radt, TrGF IV (1977) 192-3), doch fordert er in Euripides’ Orestes nach der
Ermordung seiner Tochter Klytaimnestra durch Orestes dessen Bestrafung
(Eur. Or. 470-629, Apollod. Epit. 6,25).
Nach Panyassis fr. 26 vol. I p. 184 Bernabe wurde Tyndareos von Asklepios
von den Toten wiederaufgeweckt, wofür dann Asklepios von Zeus mit einem
Blitz erschlagen worden sei (vgl. auch Plin. NH 29,1,3, Luc. 45,45 και την
Τυνδάρεω άνάστασιν και τήν Διός επί τούτω κατ’ Ασκληπιού οργήν, Sud. α
1806). In Sparta wurde Tyndareos als Gott verehrt (Paus. 3,17,4).
Die Bedeutung des Tyndareos beruht hauptsächlich auf seinen Kindern,
und so erscheint er auch auf Bilddarstellungen besonders in Verbindung mit
den Dioskuren (LIMC Nr. 9-10), dem Ei, aus dem Helena schlüpfen wird (LIMC
Nr. 1-4), oder Helena selbst (LIMC Nr. 5-8); vgl. Kahil 1997, 147.
Die beiden erhaltenen Fragmente aus Sophokles’ Τυνδάρεως (fr. 646-7
R.) thematisieren ein Unglück am Ende des Lebens (fr. 646) und die Schwäche
der Augen im Alter (fr. 647), und es ist vermutet worden, dass in dem Stück
Tyndareos als alter Mann dargestellt wurde (vgl. z.B. Pearson 1917, II 2 68).440

440 Skeptisch äußert sich Lloyd-Jones 1996, 311, der aber dennoch interessante Mög-
lichkeiten in dieser Richtung aufzeigt: „It has been argued that the Fragments
indicate that the play was about the sad old age of Tyndareos. But there is no
 
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