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Orth, Christian; Nicochares
Fragmenta comica (FrC) ; Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie (Band 9,3): Nikochares - Xenophon: Einleitung, Übersetzung, Kommentar — Heidelberg: Verlag Antike, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.52132#0318
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Δημοτυνδάρεως (fr. 2)

313

Die Nachricht lässt sich bis zu Thuc. 2,15,5 zurückverfolgen (der bereits den
jüngeren und den älteren Namen der Quelle nebeneinander nennt).461
Meineke II.2 868 vermutet (unter Hinweis auf Callim. fr. 601 Pf. έν Δίη-
τό γάρ έσκε παλαίτερον σύνορα Νάξω), dass ή πρότερον Καλλιρόη εσκεν in
den Etymologica ein Rest eines Dichterzitats ist.462 Denkbar wäre etwa ein
Hexameter (mit Penthemimeres) ή πρότερον Καλλιρρόη εσκεν
(allerdings ist πρότερον als Adverb im Epos erst in der Kaiserzeit bezeugt).
Textgestalt Kein Grund besteht zu einer Änderung von τόπον zu ποτόν (so
Meineke II.2 868 im Kommentar und Ed. min. I 477 im Text), da εύυδρος auch
sonst regelmäßig mit Orten verbunden wird (vgl. unten zu εύυδρον τόπον).
Interpretation Der Sprecher gibt einer anderen Person Anweisungen für
eine Reise nach (oder durch) Athen (vgl. zu der Formulierung Theopomp. com.
fr. 18 ϊξη δε Μήδων γαΐαν, ένθα καρδάμων / πλείστων ποιείται καί πράσων
άβυρτάκη, und zu einer Reise nach Athen auch Timocl. fr. 16. 17), bei der er
(auch) zur Enneakrunosquelle kommen wird; der Schauplatz ist in diesem
Moment also wahrscheinlich außerhalb Athens (denkbar wäre aber auch,
dass hier einem Fremden, der gerade in Athen angekommen ist, genauere
Hinweise gegeben werden). Die Erwähnung einer Quelle mit gutem Wasser
ist für Reisende von offensichtlicher praktischer Bedeutung; ob hier damit
noch weitere Assoziationen verbunden werden (z. B. die Bedeutung einer
Quelle für die Gründung einer Siedlung, oder die Verwendung des Wassers
der Enneakrunos-Quelle bei Hochzeiten [vgl. unten zu προς Έννεάκρουνον]),
muss offenbleiben. Eine Möglichkeit wäre, dass hier Tyndareos angesprochen
wird (wenn dieser in Polyzelos’ Komödie nach Athen kommt, oder ihm zumin-
dest eine solche Reise prophezeit wird). Trotz der Verwendung des neueren
Namens Enneakrunos bleibt unklar, ob die Szene, zu der das Fragment gehört,
in der Gegenwart des späten 5. Jh. oder einer mythischen Vorzeit spielt; aller-
dings ist in einer Komödie mit dem Titel Δημοτυνδάρεως ohnehin keine klare
Trennung dieser beiden Ebenen zu erwarten.

461 Die bei Harpokration anschließende Bemerkung, dass Komödiendichter den Brauch
erwähnen, bei Hochzeiten aus der Enneakrunos Wasser zu holen (14 μέμνηνται δέ
τοϋ έθους οί κωμικοί), bezieht sich vermutlich auf Stellen in der Neuen Komödie
wie Men. Sam. 124 επί λουτρ’ έπεμπον τάς γ[υναΐκας] und 729-30 τό λοιπόν έστι
λουτρά μετιέναι· / Χρυσί, πέμπε τάς γυναίκας, λουτροφόρον, αύλητρίδα (vgl. zu
dem Brauch mit weiterer Literatur Arnott 2000a, 602-3 Anm. 1).
462 Theodoridis 1982, xlix (der sich für eine Abhängigkeit des Et. Gen. von Photios
ausspricht, s.o.) vermutet einen Zusatz des bei Photios fehlenden εσκεν aus „einer
dichterischen Quelle des Etym. Genuinum“.
 
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