12. Mai 2012 | 39
GRUSSWORT DES PRÄSIDENTEN DER LEOPOLDINA
PROF. DR. DR. H.C. MULT. JÖRG HACKER
Sehr geehrter Herr Kollege Hahn,
sehr verehrte Mitglieder der Heidelberger Akademie,
hebe Kolleginnen und Kollegen,
verehrte Gäste!
Die Heidelberger Akademie pflegt seit langem gute Kontakte mit der Deutschen
Akademie der Naturforscher Leopoldina, und dies hat sich auch mit der Ernennung
der Leopoldina zur Nationalen Akademie der Wissenschaften nicht verändert. Ich
möchte mich daher — auch im Namen des Präsidiums der Leopoldina - sehr herz-
lich für Ihre Einladung bedanken, heute ein Gruß wort an Sie zu richten zu dürfen
und hierdurch die freundschaftliche Beziehung unserer Akademien dokumentieren
zu können.
Enge freundschaftliche Beziehungen zwischen den Wissenschaftsakademien zu
pflegen, ist gegenwärtig wichtiger denn je. Traditionell verstehen wir uns als Gelehr-
tensozietäten, in denen Wissenschaftler mit herausragender Reputation den freien
Austausch über Gegenstände ihrer Wahl pflegen und ihre Leistungen in Form von
Auszeichnungen würdigen. Wir bemühen uns, darin auch immer stärker junge viel-
versprechende Forscher einzubinden — wie die vier Preisverleihungen, denen wir
gleich beiwohnen werden, beweisen. Wissenschaftsakademien sind heutzutage aber
mehr als Gelehrtensozietäten. In der modernen Wissensgesellschaft oder — wie ich
gerne zuspitze — in unserer heutigen Wissenschaftsgesellschaft nehmen sie zuneh-
mend die Rolle von verlässlichen Partnern im Dialog der Wissenschaft mit Politik
und Gesellschaft wahr. Die damit einhergehende Steigerung ihrer öffentlichen Wert-
schätzung ist das deutlichste Anzeichen einer Entwicklung, die ich geradezu als
„Renaissance der Wissenschaftsakademien“ bezeichnen möchte.
Dass Hamburg im Jahre 2004 eine eigene Akademie gegründet hat; dass die
Leopoldina im Jahre 2008 zur Nationalen Akademie der Wissenschaften ernannt
wurde; und dass im selben Jahr aus dem Konvent für Technikwissenschaften der
Union der deutschen Akademien der Wissenschaften die Deutsche Akademie der
Technikwissenschaften acatech entstand — dies sind weitere äußere Anzeichen dieser
Renaissance. Was aber ist das eigentliche Movens für diese meines Erachtens unein-
geschränkt begrüßenswerte Entwicklung?
Angetrieben wird sie von einer national wie international ständig wachsenden
Nachfrage nach politisch und wirtschaftlich unabhängiger Beratung zu drängenden
gesellschaftlichen Problemen. Diese Probleme sind immer häufiger aufs engste mit
wissenschaftlichen Entwicklungen verwoben und können daher auch nur von sol-
chen Institutionen kompetent analysiert werden, in denen sich wissenschaftliche
Expertise hochgradig bündelt. Denken Sie nur an die Herausforderungen des Klima-
wandels und der Energiewende, an ethische und juristische Aspekte des biotechno-
logischen Fortschritts oder an die Sicherung der wichtigsten Voraussetzung für das
Wohlergehen einer Wissenschaftsgesellschaft, nämlich des bestmöglichen Bildungs-
GRUSSWORT DES PRÄSIDENTEN DER LEOPOLDINA
PROF. DR. DR. H.C. MULT. JÖRG HACKER
Sehr geehrter Herr Kollege Hahn,
sehr verehrte Mitglieder der Heidelberger Akademie,
hebe Kolleginnen und Kollegen,
verehrte Gäste!
Die Heidelberger Akademie pflegt seit langem gute Kontakte mit der Deutschen
Akademie der Naturforscher Leopoldina, und dies hat sich auch mit der Ernennung
der Leopoldina zur Nationalen Akademie der Wissenschaften nicht verändert. Ich
möchte mich daher — auch im Namen des Präsidiums der Leopoldina - sehr herz-
lich für Ihre Einladung bedanken, heute ein Gruß wort an Sie zu richten zu dürfen
und hierdurch die freundschaftliche Beziehung unserer Akademien dokumentieren
zu können.
Enge freundschaftliche Beziehungen zwischen den Wissenschaftsakademien zu
pflegen, ist gegenwärtig wichtiger denn je. Traditionell verstehen wir uns als Gelehr-
tensozietäten, in denen Wissenschaftler mit herausragender Reputation den freien
Austausch über Gegenstände ihrer Wahl pflegen und ihre Leistungen in Form von
Auszeichnungen würdigen. Wir bemühen uns, darin auch immer stärker junge viel-
versprechende Forscher einzubinden — wie die vier Preisverleihungen, denen wir
gleich beiwohnen werden, beweisen. Wissenschaftsakademien sind heutzutage aber
mehr als Gelehrtensozietäten. In der modernen Wissensgesellschaft oder — wie ich
gerne zuspitze — in unserer heutigen Wissenschaftsgesellschaft nehmen sie zuneh-
mend die Rolle von verlässlichen Partnern im Dialog der Wissenschaft mit Politik
und Gesellschaft wahr. Die damit einhergehende Steigerung ihrer öffentlichen Wert-
schätzung ist das deutlichste Anzeichen einer Entwicklung, die ich geradezu als
„Renaissance der Wissenschaftsakademien“ bezeichnen möchte.
Dass Hamburg im Jahre 2004 eine eigene Akademie gegründet hat; dass die
Leopoldina im Jahre 2008 zur Nationalen Akademie der Wissenschaften ernannt
wurde; und dass im selben Jahr aus dem Konvent für Technikwissenschaften der
Union der deutschen Akademien der Wissenschaften die Deutsche Akademie der
Technikwissenschaften acatech entstand — dies sind weitere äußere Anzeichen dieser
Renaissance. Was aber ist das eigentliche Movens für diese meines Erachtens unein-
geschränkt begrüßenswerte Entwicklung?
Angetrieben wird sie von einer national wie international ständig wachsenden
Nachfrage nach politisch und wirtschaftlich unabhängiger Beratung zu drängenden
gesellschaftlichen Problemen. Diese Probleme sind immer häufiger aufs engste mit
wissenschaftlichen Entwicklungen verwoben und können daher auch nur von sol-
chen Institutionen kompetent analysiert werden, in denen sich wissenschaftliche
Expertise hochgradig bündelt. Denken Sie nur an die Herausforderungen des Klima-
wandels und der Energiewende, an ethische und juristische Aspekte des biotechno-
logischen Fortschritts oder an die Sicherung der wichtigsten Voraussetzung für das
Wohlergehen einer Wissenschaftsgesellschaft, nämlich des bestmöglichen Bildungs-