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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2012 — 2013

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I. Das Geschäftsjahr 2012
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À l’usage des Dames: Akademiesalon 7. und 8. Juli 2012
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https://doi.org/10.11588/diglit.55656#0106
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7./8.Juli 2012 | 125

AKADEMIESALON
„A l’usage des Dames “
7. und 8. Juli 2012
Seit ihrer Begründung in der Antike waren Akademien Orte, an denen das gelehrte
Gespräch gepflegt wurde. Als der Akademiegedanke im 15. Jahrhundert in Italien
wiederentdeckt wurde, wuchs ihnen eine neue, zusätzliche Aufgabe zu: Abseits von
Zeremoniell oder gesellschaftlicher Rangordnung konnten Adlige und Bürger, Herr-
scher und Untertanen in zwangloser Runde über alle nur denkbaren Themen auf
Augenhöhe miteinander debattieren — über Astronomie oder Politik, Malerei oder
Mathematik, Musik oder Philosophie. Später, im 17. Jahrhundert, begannen Damen
der Gesellschaft, ihre Salons für gescheite Dispute zur Verfügung zu stellen. So ent-
stand ein weibliches Pendant zu den Akademien. In den Akademien wie auch in den
Salons wurde aber nicht nur debattiert, sondern auch musiziert: Die Musikgeschich-
te wäre ohne die kompositorischen Experimente, die dort in die Tat umgesetzt und
diskutiert wurden, eine andere. Mit ihrem neu gegründeten Akademiesalon wird
sich die Heidelberger Akademie der Wissenschaften in einer jährlich stattfindenden
Veranstaltung einer breiteren Öffentlichkeit präsentieren, in der nach Art der Akade-
mien und der Salons das gelehrte, zwanglose Gespräch eine ebenso wichtige Rolle
spielen soll wie die Musik.
Der erste Akademiesalon war dem Aufblühen einer spezifisch weiblichen Kul-
tur in Zeiten der Aufklärung gewidmet — einer Zeit, die Malerinnen wie Angelika
Kaufmann, Schriftstellerinnen wie Sophie von La Roche und sogar eine Ärztin wie
Dorothea Erxleben hervorbrachte. Der Titel „Ä l’usage des Dames“ bezog sich auf
eine 1765/66 veröffentlichte Sammlung von Claviersonaten Carl Philipp Emanuel
Bachs, die dieser speziell für Frauen komponiert hatte. Im Zentrum des Akademie-
salons 2012 stand Franziska Danzi, verehelichte Lebrun (1756-1791): Sie verkörpert
das aufstrebende Künstlertum von Frauen in der zweiten Hälfte des 18.Jahrhunderts
wie kaum eine andere. Mit 16 Jahren debütierte die Tochter des Mannheimer Hof-
cellisten Innozenz Danzi als Sängerin in der Schwetzinger Hofoper und wurde
fortan in ganz Europa als Primadonna gefeiert. Ihr von keinem Geringeren als Tho-
mas Gainsborough gemaltes Portrait gibt ein beredtes Zeugnis von ihrem Ansehen
als Künstlerin. In London trat sie auch als Komponistin hervor: 1778 veröffentlich-
te sie eine Reihe von Sonaten für Clavier mit obligater Violine, die sie für die Auf-
führung in einem Londoner Salon geschrieben hatte. Die Karriere Franziska
Lebruns sollte Anlass geben, über Bildung, gesellschaftliche Stellung und berufliche
Perspektiven von Frauen im 18. Jahrhundert nachzudenken.
Der Akademiesalon fand an zwei aufeinanderfolgenden Tagen und an zwei
verschiedenen Orten statt — am Samstag, dem 7. Juli in den Räumlichkeiten der
Heidelberger Akademie, und am darauffolgenden Sonntag in Schwetzingen. Das
musikalische Programm war an beiden Tagen gleich, die Salongespräche dagegen
führte Silke Leopold mit jeweils anderen Gesprächspartnern. Und es darf nicht uner-
 
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