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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2012 — 2013

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I. Das Geschäftsjahr 2012
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Lachmann, Renate: Aleksandr Puškin Eugen Onegin und dessen Nachgeschichte im Werk Vladimir Nabokovs: Festrede
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https://doi.org/10.11588/diglit.55656#0031
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50 | JAHRESFEIER



A. C. flyuiKHH. Ekjct paßoTH K. B. Ehtbab
(fhiic). 1837.

Abb. 1

Abb. 2

stellt wurden. Das zur Sowjetzeit in Leningrad vor dem Russischen Museum errich-
tete Puskin-Standbild mit wegweisend ausgestrecktem rechten Arm und wehendem
Mantelschoß scheint eine von Lenindenkmälern bekannte Geste zu wiederholen
(Abb. 4). Aber es waren die Porträts russischer Maler des 19. Jahrhunderts, die das
Puskin-‘Bild’ geprägt haben (Abb. 5). Auch Puskin hat mit zahlreichen Selbstdarstel-
lungen zu diesem Bild beigetragen, indem er die Spuren der urgroßväterlich ererb-
ten afrikanischen Gesichtszüge hervorzuheben oder zu kaschieren wusste. Ein ein-
drucksvolles Beispiel ist das mit Federkiel und Feder, mit den eigenen Produktions-
mitteln, hergestellte Selbstbildnis (Abb. 6).
Nabokovs Bild hingegen ist von Photographien geprägt, die ihn in allen
Lebensphasen dokumentieren, in häufig wiederholten charakteristischen Posen.
(Abb. 7; Abb. 8).
Wie lassen sich die beiden Autoren zusammensehen? Nabokov selbst hat an
Analogien und Parallelismen gearbeitet, die eine Verwandtschaft versprechen. Hun-
dert Jahre nach Puskins Krim-Besuch verfasst Nabokov ein „Krim“ betiteltes
Gedicht, in dem Puskin neben dem lyrischen Ich auftaucht: „Vdrug Puskin vstal so
mnoju ijadom/ I jasno ulybnulsja mne“. („Plötzlich stand Puskin neben mir und
lächelte mir leuchtend zu“).3 Nabokov hat diese imaginäre Begegnung, der sein
Gedicht Sprache und Rhythmus verliehen hat, seinen Lesern als Ermunterung zur

3 Vladimir Nabokov, Collected Poems, aus dem Russischen übers, von Dmitri Nabokov, London

2012, S.53
 
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