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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2012 — 2013

DOI chapter:
I. Das Geschäftsjahr 2012
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À l’usage des Dames: Akademiesalon 7. und 8. Juli 2012
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https://doi.org/10.11588/diglit.55656#0107
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VERANSTALTUNGEN

wähnt bleiben, dass manche der Räumlichkeiten in Heidelberg wie in Schwetzin-
gen zum ersten Mal überhaupt musikalisch genutzt wurden, obwohl sie sich schon
immer gleichsam dafür angeboten hatten.
Der Salon in Heidelberg begann bei strahlender Sonne im Innenhof der
Akademie mit Harmoniemusik — einer spezifischen Form höfischer Unterhaltungs-
musik, die unter freiem Himmel gespielt wurde und mit entsprechenden Instru-
menten, d.h. mit klanglich durchsetzungsstarken Bläsern, besetzt war. Das Carl-
Theodor-Quintett spielte drei Bläserquintette von Franz Danzi, dem Bruder Fran-
ziska Danzi Lebruns, anspruchsvolle, teilweise sehr virtuose Musik, die dennoch
ihren Unterhaltungscharakter nicht verleugnete. Nach dieser musikalischen Einstim-
mung an einem Ort, der noch nie für Musik genutzt worden war, und nach einer
Pause mit Erfrischungen wurde es im Sitzungszimmer im ersten Stock, der Bel Etage
des Akademiegebäudes mit ihren klassizistischen Stukkaturen, Wandgemälden und
Kachelöfen, der für den Anlass mit Stühlen und kleinen Tischen in einen Salon ver-
gangener Zeiten zurückverwandelt worden war, leiser. Katharina Olivia Brand
(Hammerflügel) und Hans Joachim Berg (Barockvioline) spielten mehrere der Sona-
ten von Franziska Danzi. Katharina Brand steuerte außerdem einen Satz aus der
Sammlung „A l'usage des Dames“ sowie einen umfangreichen Variationensatz von
Margarethe Marchand, der Ehefrau Franz Danzis bei. Dazwischen führte Silke
Leopold Salongespräche mit zwei Expertinnen für die Person Franziska Danzis und
ihr kulturelles Umfeld. Brigitte Höft, Autorin aus Mannheim, der unter anderem die
Identifizierung Franziska Danzis auf dem Gainsbrorough-Gemälde zu verdanken ist,
skizzierte die Lebensgeschichte der Komponistin, darunter so ausgefallene Details
wie die Tatsache, dass sie sich als junge Sängerin ihre Aussteuer selbst verdienen
wollte und später als europaweit gefeierte Primadonna deutlich mehr verdiente als
ihr Ehemann. Vera Nünning, Anglistik-Professorin der Universität Heidelberg, ent-
warf dagegen ein Bild jener spezifisch englischen Bildungskultur, die es jungen
Mädchen ermöglichte, an der Ausbildung ihrer Brüder beim häuslichen Unterricht
teilzunehmen und auf diese Weise kluge und engagierte Frauen hervorbrachte —
Schriftstellerinnen wie Frances Burney, die Tochter des europaweit berühmten
Musikgelehrten Charles Burney, oder eben auch jene Lady Louisa Clarges, die für
die Druckkosten der Violinsonaten von Franziska Danzi aufkam und die Komposi-
tionen der Mannheimerin in ihrem Londoner Salon aufführen ließ.

Vera Nünning (1.)
 
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