Rainer Helmig
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Beim zweiten Versuch, der nach drei Wochen anberaumt wurde und der gefühlt sehr
viel besser verlief, wurde mir dann gleich eine Hiwi-Stelle angeboten. Durch die
Überzeugungskraft und die Motivationskünste von Erwin Stein war ich während
meiner ganzen Studienzeit von dem Fach Mechanik und im Besonderen der nume-
rischen Mechanik fasziniert. Zum Ende des Studiums kamen mir aber immer
größere Zweifel: Ist das das Richtige, was ich studiert habe? Wo sind die hehren
Ziele, die ich mal formulierte hatte bezüglich meines Beitrags zu einer besseren
Umwelt? Nach einem Angebot zur Promotion entschied ich mich daher dafür, doch
etwas „Richtiges“ zu machen und zum Landschaftsverband Westfalen-Lippe zu
gehen. Nach einem halben Jahr kam dann aber erneut die Einsicht, die mir Herr
Stein schon vorher prophezeit hatte: zu forschen und an neuen Dingen zu arbeiten
ist doch einfach viel, viel spannender.
Die Frage war, soll man mit dreißig Jahren noch promovieren, und wo finde
ich eine Stelle, die die Möglichkeit gibt, Umweltfragen mit numerischen Methoden
und, wenn möglich, noch mit der Mechanik zu kombinieren. Nach einem Tipp von
Erwin Stein, der Kollege Werner Zielke am Nachbarinstitut für Strömungsmechanik
und elektronisches Rechnen mache so was, und nach gutem Zureden meiner Frau
habe ich mich dann 1988 erfolgreich dort auf eine Promotionsstelle beworben.
Zu dieser Zeit nahm die Bedeutung von numerischen Modellen, die z.B. die
Wärme- oder Schadstoffausbreitung in Flüssen oder im Grundwasser berechnen
können, immer mehr zu. Im Rahmen einer DFG Forschergruppe hatte ich die
Möglichkeit, neue Modellkonzepte zur Simulation von Mehrphasen- und Mehr-
phasen-Mehrkomponenten-Strömungen, die ursprünglich im Wesentlichen von der
Petroleumindustrie entwickelt und angewendet wurden, auf umweltrelevante Frage-
stellungen zu übertragen und weiterzuentwickeln. Im Rahmen meiner Promotion
konnte ich mich erfolgreich um ein Auslandsstipendium bewerben. So ging ich 1991
für neun Monate an die University of California in Berkeley, wo ich das große Glück
hatte, mit Karten Pruess, einem der bedeutendsten Wissenschaftler auf der Gebiet der
Mehrphasenströmungen in porösen Medien, zusammenzuarbeiten.
Im Anschluss an meine Dissertation im Jahr 1993 wechselte ich von Hannover
nach Stuttgart, wo ich am Lehrstuhl von Professor Kobus am Institut für Wasserbau
die Gelegenheit erhielt, eine eigene Gruppe aufzubauen, die sich mit numerischen
Verfahren für Mehrphasenströmungen auseinandersetzen sollte. In diese Zeit (1993
bis 1997) fällt auch die Gründung der Versuchseinrichtung zur Grundwasser- und
Altlastensanierung (REGAS). Viele Forschungsfragestellungen, die VEGAS bearbei-
tete, profitierten von grundlegenden physikalisch-mathematischen Analysen, was
wiederum für meine weiteren Forschungsarbeiten ein großer Gewinn war.
Ein weiterer glücklicher Umstand war, dass Helmut Kobus ein für diese Zeit
ungewöhnliches Verständnis von „früher wissenschaftlicher Selbstständigkeit“ hatte
und mir in der ersten Woche sofort berichtete, dass es da Überlegungen zu einem
neuen SFB „Mehrfeldprobleme in der Kontinuumsmechanik“ gäbe und ich doch
bitte zum ersten Treffen gehen sollte. Die Kollegen, im Besonderen der spätere
langjährige Sprecher Wolfgang Wendland, haben mich sehr herzlich aufgenommen
und in jeder Hinsicht tatkräftig unterstützt. Wolfgang Wendland hat durch seine
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Beim zweiten Versuch, der nach drei Wochen anberaumt wurde und der gefühlt sehr
viel besser verlief, wurde mir dann gleich eine Hiwi-Stelle angeboten. Durch die
Überzeugungskraft und die Motivationskünste von Erwin Stein war ich während
meiner ganzen Studienzeit von dem Fach Mechanik und im Besonderen der nume-
rischen Mechanik fasziniert. Zum Ende des Studiums kamen mir aber immer
größere Zweifel: Ist das das Richtige, was ich studiert habe? Wo sind die hehren
Ziele, die ich mal formulierte hatte bezüglich meines Beitrags zu einer besseren
Umwelt? Nach einem Angebot zur Promotion entschied ich mich daher dafür, doch
etwas „Richtiges“ zu machen und zum Landschaftsverband Westfalen-Lippe zu
gehen. Nach einem halben Jahr kam dann aber erneut die Einsicht, die mir Herr
Stein schon vorher prophezeit hatte: zu forschen und an neuen Dingen zu arbeiten
ist doch einfach viel, viel spannender.
Die Frage war, soll man mit dreißig Jahren noch promovieren, und wo finde
ich eine Stelle, die die Möglichkeit gibt, Umweltfragen mit numerischen Methoden
und, wenn möglich, noch mit der Mechanik zu kombinieren. Nach einem Tipp von
Erwin Stein, der Kollege Werner Zielke am Nachbarinstitut für Strömungsmechanik
und elektronisches Rechnen mache so was, und nach gutem Zureden meiner Frau
habe ich mich dann 1988 erfolgreich dort auf eine Promotionsstelle beworben.
Zu dieser Zeit nahm die Bedeutung von numerischen Modellen, die z.B. die
Wärme- oder Schadstoffausbreitung in Flüssen oder im Grundwasser berechnen
können, immer mehr zu. Im Rahmen einer DFG Forschergruppe hatte ich die
Möglichkeit, neue Modellkonzepte zur Simulation von Mehrphasen- und Mehr-
phasen-Mehrkomponenten-Strömungen, die ursprünglich im Wesentlichen von der
Petroleumindustrie entwickelt und angewendet wurden, auf umweltrelevante Frage-
stellungen zu übertragen und weiterzuentwickeln. Im Rahmen meiner Promotion
konnte ich mich erfolgreich um ein Auslandsstipendium bewerben. So ging ich 1991
für neun Monate an die University of California in Berkeley, wo ich das große Glück
hatte, mit Karten Pruess, einem der bedeutendsten Wissenschaftler auf der Gebiet der
Mehrphasenströmungen in porösen Medien, zusammenzuarbeiten.
Im Anschluss an meine Dissertation im Jahr 1993 wechselte ich von Hannover
nach Stuttgart, wo ich am Lehrstuhl von Professor Kobus am Institut für Wasserbau
die Gelegenheit erhielt, eine eigene Gruppe aufzubauen, die sich mit numerischen
Verfahren für Mehrphasenströmungen auseinandersetzen sollte. In diese Zeit (1993
bis 1997) fällt auch die Gründung der Versuchseinrichtung zur Grundwasser- und
Altlastensanierung (REGAS). Viele Forschungsfragestellungen, die VEGAS bearbei-
tete, profitierten von grundlegenden physikalisch-mathematischen Analysen, was
wiederum für meine weiteren Forschungsarbeiten ein großer Gewinn war.
Ein weiterer glücklicher Umstand war, dass Helmut Kobus ein für diese Zeit
ungewöhnliches Verständnis von „früher wissenschaftlicher Selbstständigkeit“ hatte
und mir in der ersten Woche sofort berichtete, dass es da Überlegungen zu einem
neuen SFB „Mehrfeldprobleme in der Kontinuumsmechanik“ gäbe und ich doch
bitte zum ersten Treffen gehen sollte. Die Kollegen, im Besonderen der spätere
langjährige Sprecher Wolfgang Wendland, haben mich sehr herzlich aufgenommen
und in jeder Hinsicht tatkräftig unterstützt. Wolfgang Wendland hat durch seine