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TÄTIGKEITSBERICHTE
(Palermo, Italien), Luigi Lombardo (Palermo, Italien), Reza Zakerinejad (Teheran,
Iran), Dr. Silvia Angileri (Palermo, Italien), Enqu Wondimu Negash (Addis Ababa,
Äthiopien), Dr. Jesus Rodriguez Mendez (Burgos, Spanien), Dr. Claudio Tennie
(Leipzig, Deutschland), Prof. Dr.Volker Gerhardt (Berlin, Deutschland)
Inhaltliche Schwerpunkte
Schwerpunkte des fünften Jahres der Forschungsstelle waren die Weiterentwicklung
von theoretischen Grundlagen und Methoden zur Erfassung der drei für das Projekt
zentralen Expansionsbereiche der raum-zeitlich-taxonomischen Ausdehnung
(Range), des Lebensraums (Ecospace) und der kulturellen Kapazitäten (Cultural
Capacities). Exemplarisch können hier für die ersten beiden Bereiche die Entwick-
lung eines Referenzmodells für pleistozäne Hominidenhabitate im subsaharischen
Afrika anhand spezialisierter Herbivorengemeinschaften (Herder) genannt werden
sowie die Quantifizierung offener Landschaften, die Identifizierung quantitativer
Ecospace-Parameter (Bruch) und geographische Landschaftsrekonstruktionen
(Märker). Das im letzten Jahr vorgestellte Modell der Expansionen der kulturellen
Kapazitäten wurde erweitert und in Vorstudien auf thematische Fragen wie kausale
Kognition, Sprachentwicklung, Entwicklung Kreativität/künstlerischer Ausdruck
und Feuernutzung angewandt (Haidle).
Desweiteren beschäftigten sich die Mitarbeitenden der Forschungsstelle in
unterschiedlicher, disziplinenübergreifender Zusammensetzung mit verschiedenen
Fragen zu den drei Expansionsbereichen. Untersuchungen zu Werkzeugdiversität,
Rohmaterialtransport, kulturelle Kapazitäten sowie Klima- und Umweltrekonstruk-
tionen waren Teil eines großmaßstäblichen Ansatzes auf der Basis von ROAD zum
Verständnis des Middle Stone Age im südlichen Afrika (alle). Die Überprüfung einer
Kernhypothese des Projektes, dass Expansionen der kulturellen Kapazitäten bzw. Per-
formanzen Homo sapiens eine zunehmende Flexibilität der Landnutzungsstrategien
erlaubt, steht damit vor einem ersten regional-chronologischen Ergebnis. Umwelt-
und Landschaftsrekonstruktionen im Lake Manyara-Gebiet in Nord-Tanzania
(Herder, Märker, Queneherve) und ein Projekt zu geomorphologischen Prozessen
im Äthiopischen Hochland (Märker) tragen zur Klärung der Frage bei, inwieweit
Veränderungen der kulturellen Kapazität frühen Menschenformen nach 2 Millionen
Jahren vor heute die Ausweitung des Lebensraums über die subtropische Umwelt
hinaus erlauben. Mit den Umweltbedingungen früher pleistozäner Expansionen
außerhalb Afrikas beschäftigten sich Arbeiten in Spanien und dem Kaukasus (Bruch,
Herder), während Feld- und Materialstudien in Italien, Süddeutschland, der ost-
mediterranen Levante und in Armenien vor allem die mögliche Erweiterung der
kulturellen Kapazitäten am Übergang vom Mittel- zum Jungpaläolithikum zum
Inhalt hatten (Bolus, Kandel, Malina, Märker).Veränderungen der Lebensraumpräfe-
renzen von Prä-Neandertalern, frühen und klassischen Neandertalern und damit der
Frage nach kulturellen Beschränkungen, die die Ausdehnung dieser Menschenform
auf Gebiete nördlich und östlich des Mittelmeers begrenzen, gingen Märker und
Bolus nach. Gleichzeitig wurden Modelle zur Vorhersage von Neandertaler-Fund-
TÄTIGKEITSBERICHTE
(Palermo, Italien), Luigi Lombardo (Palermo, Italien), Reza Zakerinejad (Teheran,
Iran), Dr. Silvia Angileri (Palermo, Italien), Enqu Wondimu Negash (Addis Ababa,
Äthiopien), Dr. Jesus Rodriguez Mendez (Burgos, Spanien), Dr. Claudio Tennie
(Leipzig, Deutschland), Prof. Dr.Volker Gerhardt (Berlin, Deutschland)
Inhaltliche Schwerpunkte
Schwerpunkte des fünften Jahres der Forschungsstelle waren die Weiterentwicklung
von theoretischen Grundlagen und Methoden zur Erfassung der drei für das Projekt
zentralen Expansionsbereiche der raum-zeitlich-taxonomischen Ausdehnung
(Range), des Lebensraums (Ecospace) und der kulturellen Kapazitäten (Cultural
Capacities). Exemplarisch können hier für die ersten beiden Bereiche die Entwick-
lung eines Referenzmodells für pleistozäne Hominidenhabitate im subsaharischen
Afrika anhand spezialisierter Herbivorengemeinschaften (Herder) genannt werden
sowie die Quantifizierung offener Landschaften, die Identifizierung quantitativer
Ecospace-Parameter (Bruch) und geographische Landschaftsrekonstruktionen
(Märker). Das im letzten Jahr vorgestellte Modell der Expansionen der kulturellen
Kapazitäten wurde erweitert und in Vorstudien auf thematische Fragen wie kausale
Kognition, Sprachentwicklung, Entwicklung Kreativität/künstlerischer Ausdruck
und Feuernutzung angewandt (Haidle).
Desweiteren beschäftigten sich die Mitarbeitenden der Forschungsstelle in
unterschiedlicher, disziplinenübergreifender Zusammensetzung mit verschiedenen
Fragen zu den drei Expansionsbereichen. Untersuchungen zu Werkzeugdiversität,
Rohmaterialtransport, kulturelle Kapazitäten sowie Klima- und Umweltrekonstruk-
tionen waren Teil eines großmaßstäblichen Ansatzes auf der Basis von ROAD zum
Verständnis des Middle Stone Age im südlichen Afrika (alle). Die Überprüfung einer
Kernhypothese des Projektes, dass Expansionen der kulturellen Kapazitäten bzw. Per-
formanzen Homo sapiens eine zunehmende Flexibilität der Landnutzungsstrategien
erlaubt, steht damit vor einem ersten regional-chronologischen Ergebnis. Umwelt-
und Landschaftsrekonstruktionen im Lake Manyara-Gebiet in Nord-Tanzania
(Herder, Märker, Queneherve) und ein Projekt zu geomorphologischen Prozessen
im Äthiopischen Hochland (Märker) tragen zur Klärung der Frage bei, inwieweit
Veränderungen der kulturellen Kapazität frühen Menschenformen nach 2 Millionen
Jahren vor heute die Ausweitung des Lebensraums über die subtropische Umwelt
hinaus erlauben. Mit den Umweltbedingungen früher pleistozäner Expansionen
außerhalb Afrikas beschäftigten sich Arbeiten in Spanien und dem Kaukasus (Bruch,
Herder), während Feld- und Materialstudien in Italien, Süddeutschland, der ost-
mediterranen Levante und in Armenien vor allem die mögliche Erweiterung der
kulturellen Kapazitäten am Übergang vom Mittel- zum Jungpaläolithikum zum
Inhalt hatten (Bolus, Kandel, Malina, Märker).Veränderungen der Lebensraumpräfe-
renzen von Prä-Neandertalern, frühen und klassischen Neandertalern und damit der
Frage nach kulturellen Beschränkungen, die die Ausdehnung dieser Menschenform
auf Gebiete nördlich und östlich des Mittelmeers begrenzen, gingen Märker und
Bolus nach. Gleichzeitig wurden Modelle zur Vorhersage von Neandertaler-Fund-