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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2012 — 2013

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I. Das Geschäftsjahr 2012
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https://doi.org/10.11588/diglit.55656#0209
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TÄTIGKEITSBERICHTE

riantsfor Robust Character Extraction front Irregulär Polygon Mesh Data 2012 eine vom
Forschungsstellenleiter mitbetreute Dissertation an der Universität Heidelberg vor-
gelegt.
Der Forschungsstellenleiter Stefan Maul erarbeitet gemeinsam mit dem Heidel-
berger Mathematiker Prof Dr. Björn Ommer (IWR, Computer Vision) Verfahren, die
langfristig die digitale Erkennung von Keilschriftzeichen ermöglichen sollen. Die
Zusammenarbeit wurde durch einen Workshop angeregt, den das IWR mit Kolle-
gen der Hebrew University im Mai 2012 in Jerusalem organisierte. Dabei entstand
auch eine Kooperation mit dem Physiker des Weizman-Institute of Science Prof. Dr.
Uzy Smilanski. In einem gemeinsamen Vorhaben werden auf der Grundlage von
3D—Scans Griffelspuren aufTontafeln untersucht.
Tontafeln aus dem sog. Haus des Beschwörungspriesters, die heute im Irak-Museum
aufbewahrt werden
Walter Andrae, der zu Beginn des 20. Jh. (von 1903 bis 1914) Ausgrabungen in Assur
durchführte, hatte nur einen kleinen Teil des sog. Haus des Beschwörungspriesters
freigelegt, obgleich er dort auf die für die Geistesgeschichte des Alten Orients so
eminent wichtige Tontafelbibliothek einer assyrischen Gelehrtenfamilie gestoßen
war. In den Jahren 1979 und 1982 nahm der irakische Antikendienst die Grabungen
wieder auf. Dabei gelang es, den verbliebenen Rest der Gelehrtenbibliothek zu ber-
gen. Die Funde gelangten ordnungsgemäß in das Irakische Nationalmuseum.
Im Verlauf des Jahres 201 I ist es dem Forschungsstellenleiter gelungen, sowohl
mit der Universität Bagdad als auch mit dem Irakischen Nationalmuseum Koopera-
tionsverträge zu schließen, die sicherstellen, dass die sehr wichtigen Texte unter der
Ägide der Heidelberger Forschungsstelle bearbeitet werden.
Für das Kooperationsvorhaben ist als Mitarbeiter auf der irakischen Seite Herr
Dr. des. Anmar Fadhil vorgesehen, der sich in seiner Heidelberger Dissertationsschrift
mit literarischen Keilschrifttexten aus Assur befasst hat.
Herr Fadhil hielt sich im Auftrag des Forschungsstellenleiters mehrere Wochen
im Irakischen Nationalmuseum in Bagdad auf. Er hatte Zugang zu den Tontafel-
archiven und den zugehörigen Dokumentationen und konnte einen ersten Über-
blick über die in Bagdad aufbewahrten Tontafelbestände verschaffen, die aus dem
sog. Haus des Beschwörungspriesters stammen. Von einem Drittel der vermutlich
insgesamt mindestens 300 (teilweise sehr großen) Tafeln konnte er insgesamt ca.
2.500 hervorragende Digitalfotos anfertigen, die uns mehr oder minder unabhängig
von der ansonsten notwendigen Autopsie der Originale machen.
Durch die Förderung durch die Heidelberger Akademie war es möglich, dass
Herr Fadhil in Kooperation mit dem Forschungsstellenleiter die erreichbaren Stücke
sichten und klassifizieren konnte. Darunter findet sich — neben wichtigen bisher
unbekannten medizinischen, religiösen, astronomischen und lexikalischen Texten —
ein Satz von elf mehrheitlich recht gut erhaltenen Tafeln des Gilgamesch-Epos, die
uns zahlreiche bislang unbekannte Passagen dieses wichtigsten Werkes der altorien-
talischen Literatur erstmals zugänglich machen.
 
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