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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2012 — 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.55656#0256
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Das WIN-Kolleg

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dem Alter beobachten werden. tNAA ist fast ausschließlich in Neuronen lokalisiert
nnd wird daher als Marker der neuronalen Integrität verwendet. Neuere Hypothe-
sen vermuten jedoch, dass tNAA an weiteren komplexen Funktionen wie der
Myelin-Lipid-Synthese beteiligt ist. Dagegen ist ml hauptsächlich in Gliazellen
vertreten und wird als Glia-Marker betrachtet. tCr dient als Energiepuffer für den
Kreatin-Kinase-Zyklus in Neuronen; tCho kann als Maß für den Phospholipid-
Metabolismus herangezogen werden. Analog zu den Zielregionen der fMRT fokus-
sierte die 1H-MRS den Hippokampus und die frontale weiße Substanz (,frontal
white matter1; FWM), wobei die Messvolumina im Hippokampus und der FWM
„absolut“ quantifiziert wurden (indem auf das im Volumen gemessene Wasser und
nicht auf Kreatin normiert wurde).
Für die FWM zeigten sich eine stark negative Korrelation der tNAA-Konzen-
tration sowie eine positive Korrelation zwischen ml und dem Lebensalter der Pro-
banden. Für tCr zeigte sich tendenziell eine Erhöhung mit ansteigendem Lebens-
alter. Neben den Veränderungen der Metabolitenkonzentration im Alter zeigte sich
auch eine Veränderung der T2-Relaxationszeit des Gehirnwassers (T2 BW) in der
FWM. Diese T2-Relaxationszeit ist eine Eigenschaft des Wassers, welches sich
sowohl im Gehirngewebe als auch in den Liquorräumen (CSF) befindet und nach
unseren Ergebnissen im Alter zunimmt.
Analog zu den strukturellen Befunden konnten im Hippokampus keine Ver-
änderungen in den Metabolitenkonzentrationen mit ansteigendem Lebensalter
beobachtet werden, auch nicht für tNAA und ml. Lediglich eine bedeutsame
Erhöhung der T2-Relaxationszeit des Gehirnwassers wurde festgestellt.
Genetische Modulation der Gedächtnisleistung
Zwillingsstudien legen nahe, dass bis zu 30 % der Varianz in der kognitiven Leis-
tungsfähigkeit auf erbliche Einflüsse zurückgehen können. Jedoch wurden bisher
nur wenige Gene in Bezug auf altersassoziierte kognitive Leistungsveränderungen
untersucht. Dabei ergab sich für die Apolipoprotein E 4 (LlPOEN)-Variante bislang
die eindeutigste Befundlage. Ein weiteres Gen, dessen Mutation in Zusammenhang
mit neuropsychiatrischen Erkrankungen wie Autismus und Epilepsie, insbesondere
dem Dravet-Syndrom genannt wird, ist die SCN1A-Variante rsl0930201. SCN1A
ist ein hoch konserviertes Gen, welches für die zentrale Untereinheit des Natrium-
kanals kodiert und damit essentiell für die Bildung und Weiterleitung von Aktions-
potentialen ist. Für einige mit SCN1A assoziierte Erkrankungen wurden kognitive
Defizite nachgewiesen und das C-Allel der SCN1A-Variante rsl0930201 scheint bei
gesunden Personen mit einer schlechteren Gedächtnisleistung sowohl bei jüngeren
als auch älteren Personen verbunden zu sein. Vor diesem Hintergrund untersuchten
wir den rs 10930201-Genotyp auf Zusammenhänge mit altersassoziierten mnesti-
schen Leistungsveränderungen sowie strukturellen, funktionellen und metabolischen
Veränderungen im Gehirn.
In den strukturellen Analysen wurde ein Haupteffekt des Genotypen in drei
Gehirnregionen gefunden. In diesen Regionen [(a) eine Region, welche die rechte
 
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