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Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2020 — 2021

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A. Das akademische Jahr 2020
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I. Wissenschaftliche Vorträge
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Berg, Manfred: Von Andrew Jackson zu Donald Trump: Zur Kontinuität des Populismus in der Geschichte der USA: Sitzung der Philosophisch-historischen Klasse am 24. Januar 2020
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https://doi.org/10.11588/diglit.61621#0020
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I. Wissenschaftliche Vorträge

Gesellschaftsmodcll der USA. Vor dem Hintergrund der ideologischen Kon-
frontation des Kalten Krieges richtete sich das Misstrauen nicht mehr gegen die
Wirtschaftsführer, sondern gegen liberale, intellektuelle Eliten in Politik und Kul-
tur, die verdächtigt wurden, mit dem Kommunismus zu sympathisieren. Bei der
insbesondere von Senator Joseph McCarthy aus Wisconsin geschürten antikom-
munistischen Hysterie des frühen Kalten Krieges ging es nur vordergründig um
Spionage und nationale Sicherheit. Im Kern handelte es sich um einen populisti-
schen Kulturkampf des patriotischen, gottesfürchtigen Middle America.
Auch die Neue Linke der Sechzigerjahre bekämpfte das liberale „Establish-
ment“ unter dem Schlachtruf „Power to the People!“ und forderte eine „partizipato-
rische Demokratie“. Ihr Anspruch, für das Volk zu sprechen, war jedoch fragwürdig.
Gerade die weißen Arbeiter- und Mittelschichten zeigten sich für die rechtspopulis-
tischen Botschaften von George Wallace, des Ex-Gouverneurs von Alabama, emp-
fänglich, der kompromisslos die Rassentrennung verteidigte und gegen die liberale
Elite polemisierte. Auch der republikanische Präsidentschaftskandidat Richard Ni-
xon hofierte bei den Wahlen 1968 die „schweigende Mehrheit“, die ihr sauer ver-
dientes Geld nicht für teure Sozialprogramme verschwenden wollte und angesichts
der rasant steigenden Kriminalität mehr Polizei und sichere Straßen forderte.
Nach Nixons Sieg diagnostizierte der republikanische Stratege Kevin Phillips
„eine populistische Revolte [...] gegen die Kaste der Mandarine des liberalen Esta-
blishments“ und empfahl seiner Partei, auf die „negrophoben Weißen“ des Südens
zu setzen. Diese „Südstaatenstrategie“ trug in den kommenden Jahrzehnten reiche
Früchte. Seit den Siebzigerjahren gewannen die Republikaner die Vorherrschaft im
Süden und wurden zum Sammelbecken all derjenigen weißen Amerikanerinnen
und Amerikaner, die glaubten, die Fortschritte der nichtweißen Minderheiten gin-
gen auf ihre Kosten. Zugleich befeuerte die Partei die „Kulturkriege“ über Schul-
gebet, Abtreibung, Homosexualität, Waffenbesitz und Minderheitenförderung.
Auch die Demokraten veränderten ihr Gesicht. Zunehmend bildeten Minder-
heiten und liberale Weiße das Rückgrat ihrer Wählerkoalition, der allein aufgrund
der demografischen Entwicklung die Zukunft gehören würde. Die Wahlsiege des
ersten afroamerikanischen Präsidenten Barack Obama 2008 und 2012 schienen
dies eindrucksvoll zu bestätigen. Bis 2016 das böse Erwachen kam, als die Staaten
des rüst beit den Ausschlag zugunsten Donald Trumps gaben. Traditionelle New
Deal-Liberale hatten seit Langem gewarnt, die Demokratische Partei kümmere
sich zu viel um ethnische und sexuelle Minderheiten und zu wenig um ihre blue
m//flr-Stammwählerschaft.
Es wäre allerdings irreführend, Trumps Erfolg allein auf den wirtschaftlichen
Niedergang der sogenannten Globalisierungsverlierer und die wachsende Un-
gleichheit zurückzuführen. Die meisten Analysen zum Populismus sehen kulturel-
le Uberfremdungsängste und Masseneinwanderung als ebenso starke Triebkräfte.
Die demografische Transformation der westlichen Gesellschaften - seit 1960 ist in

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