B. Die Mitglieder
tion führen würde. Irgendwann traf ich Klaus Müller auf einer Konferenz in den
USA, der mir ins Gewissen redete. Er schlug vor, dass sein damaliger Chef, Stefan
Jähnichen, mich an der TU Berlin promovieren könne. Der Kontakt wurde her-
gestellt, und in der Doktorprüfung lernte ich Stefan kennen. Er bot mir eine Stelle
in Berlin an, die ich direkt nach der Dissertation antrat. In Berlin arbeitete ich mit
Klaus und Alex Smola zusammen. Letzteren hatte ich bei einem Italienischkurs
der Studienstiftung kennengelernt und dann zuerst zu den Bell Labs und später
nach Berlin vermittelt. In Berlin kam mir auch die Idee, dass man die Kernfunk-
tionen, die ich bei Vapnik im Kontext der Mustererkennung kennengelernt hatte,
auch in der Hauptachsentransformation und vielen anderen Bereichen einsetzen
konnte. Dies führte zur Entstehung eines neuen Forschungsfeldes, das man heute
Kern-Methoden oder Kern-Maschinen nennt.
Ein paar Jahre später, ich war inzwischen in Cambridge (UK), kam ein An-
ruf von Heinrich Bülthoff. Er bot an, mich für eine Max-Planck-Direktorenstelle
vorzuschlagen. Er sagte dazu, dass es riskant sei - ich war erst 32 - aber es war ein
Angebot, das man nicht ablehnen konnte. Ich schloss mich dann in der Zwischen-
zeit noch einem Startup in New York an - vielleicht war die Vorstellung, den Rest
meiner Karriere in Tübingen zu verbringen, in dem Moment etwas viel für mich.
Dies fiel in die Zeit um den 11. September 2001, und da unser Office nicht weit
vom World Trade Center war, mussten wir die Katastrophe mit eigenen Augen
verfolgen.
Ein Jahr später fing ich dann bei Max-Planck an und fand mich in der gro-
tesken Situation wieder, dass jemand, der nach der 11. Klasse Biologie abgewählt
hatte, nun Direktor an einem Hirnforschungsinstitut war. Für mich war dies ein
riesiger Vertrauensbeweis und es führte zu einer großen Loyalität gegenüber der
Max-Planck-Gesellschaft und dem Forschungsstandort Deutschland.
Die Arbeit entwickelte sich positiv, und etwa zehn Jahre später ergab sich die
Chance, das MPI für Intelligente Systeme zu gründen. Unser Akademiemitglied
Hans Burkhardt hat hierbei in der Gründungskommission wesentlich beigetragen
und überzeugend das Potenzial dieses Feldes beschrieben, als andere sich noch
nicht ausmalen konnten, welche Entwicklung auf uns zurollen sollte.
Meine Arbeit hat im Lauf der Jahre einige Felder besucht, in denen maschi-
nelles Lernen eingesetzt wird - zu meiner großen Freude insbesondere die Astro-
nomie, was zur Entdeckung des Exoplaneten K2-18b führte. Gleichzeitig hat sie
sich methodisch noch weiter den Grundlagen zugewandt. Mir ist klar geworden,
dass statistisches Lernen sich mit Epiphänomenen befasst, indem es statistische
Abhängigkeiten erkennt, die letztlich von zugrundeliegenden kausalen Struktu-
ren erzeugt werden. Dies funktioniert aber nur dann, wenn sich an einem System
zwischen Training und Test nichts verändert. Wenn wir robust bezüglich Verän-
derungen sein möchten und Vorhersagen wollen, wie Systeme auf Interventionen
reagieren, dann reicht die statistische Sicht nicht.
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tion führen würde. Irgendwann traf ich Klaus Müller auf einer Konferenz in den
USA, der mir ins Gewissen redete. Er schlug vor, dass sein damaliger Chef, Stefan
Jähnichen, mich an der TU Berlin promovieren könne. Der Kontakt wurde her-
gestellt, und in der Doktorprüfung lernte ich Stefan kennen. Er bot mir eine Stelle
in Berlin an, die ich direkt nach der Dissertation antrat. In Berlin arbeitete ich mit
Klaus und Alex Smola zusammen. Letzteren hatte ich bei einem Italienischkurs
der Studienstiftung kennengelernt und dann zuerst zu den Bell Labs und später
nach Berlin vermittelt. In Berlin kam mir auch die Idee, dass man die Kernfunk-
tionen, die ich bei Vapnik im Kontext der Mustererkennung kennengelernt hatte,
auch in der Hauptachsentransformation und vielen anderen Bereichen einsetzen
konnte. Dies führte zur Entstehung eines neuen Forschungsfeldes, das man heute
Kern-Methoden oder Kern-Maschinen nennt.
Ein paar Jahre später, ich war inzwischen in Cambridge (UK), kam ein An-
ruf von Heinrich Bülthoff. Er bot an, mich für eine Max-Planck-Direktorenstelle
vorzuschlagen. Er sagte dazu, dass es riskant sei - ich war erst 32 - aber es war ein
Angebot, das man nicht ablehnen konnte. Ich schloss mich dann in der Zwischen-
zeit noch einem Startup in New York an - vielleicht war die Vorstellung, den Rest
meiner Karriere in Tübingen zu verbringen, in dem Moment etwas viel für mich.
Dies fiel in die Zeit um den 11. September 2001, und da unser Office nicht weit
vom World Trade Center war, mussten wir die Katastrophe mit eigenen Augen
verfolgen.
Ein Jahr später fing ich dann bei Max-Planck an und fand mich in der gro-
tesken Situation wieder, dass jemand, der nach der 11. Klasse Biologie abgewählt
hatte, nun Direktor an einem Hirnforschungsinstitut war. Für mich war dies ein
riesiger Vertrauensbeweis und es führte zu einer großen Loyalität gegenüber der
Max-Planck-Gesellschaft und dem Forschungsstandort Deutschland.
Die Arbeit entwickelte sich positiv, und etwa zehn Jahre später ergab sich die
Chance, das MPI für Intelligente Systeme zu gründen. Unser Akademiemitglied
Hans Burkhardt hat hierbei in der Gründungskommission wesentlich beigetragen
und überzeugend das Potenzial dieses Feldes beschrieben, als andere sich noch
nicht ausmalen konnten, welche Entwicklung auf uns zurollen sollte.
Meine Arbeit hat im Lauf der Jahre einige Felder besucht, in denen maschi-
nelles Lernen eingesetzt wird - zu meiner großen Freude insbesondere die Astro-
nomie, was zur Entdeckung des Exoplaneten K2-18b führte. Gleichzeitig hat sie
sich methodisch noch weiter den Grundlagen zugewandt. Mir ist klar geworden,
dass statistisches Lernen sich mit Epiphänomenen befasst, indem es statistische
Abhängigkeiten erkennt, die letztlich von zugrundeliegenden kausalen Struktu-
ren erzeugt werden. Dies funktioniert aber nur dann, wenn sich an einem System
zwischen Training und Test nichts verändert. Wenn wir robust bezüglich Verän-
derungen sein möchten und Vorhersagen wollen, wie Systeme auf Interventionen
reagieren, dann reicht die statistische Sicht nicht.
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