B. Die Mitglieder
Für die physikalisch-organische Chemie öffneten sich viele Möglichkeiten,
die von Huisgen reichlich und meisterhaft genutzt wurden. Er hat uns u. a. eine
Autobiographie hinterlassen (Rolf Huisgen, The Adventure Playground of Me-
chanisms and Novel Reactions) in der Leben und Werk umfassend beschrieben
sind. Exemplarisch seien seine Arbeiten über 1,3-dipolare Cycloadditionen näher
erläutert. In Einzelfällen waren entsprechende Reaktionen bereits bekannt, nicht
erkannt wurde vor Huisgen aber das Prinzip. Das Konzept entstand 1958 und wur-
de danach in großer Breite weiterentwickelt. Cycloadditionen sind Reaktionen,
bei denen zwei ungesättigte Moleküle oder Molekülbereiche zu einer cyclischen
Verbindung reagieren. Das bekannteste Beispiel ist die Diels-Alder-Reaktion, bei
der im einfachsten Fall aus Ethylen, einer 2jt-Elektronen-Komponente, und Buta-
dien, einer 4n-Elektronen-Komponente, der Sechsring Cyclohexen entsteht. Hu-
isgen erkannte, dass sich auch Fünfringe nach diesem Prinzip aus einem Olefin
wie Ethylen und einer 47t-Elektronen-Komponente mit nur drei Atomen aufbauen
lassen, wenn die letztere an den Enden eine positive und negative Formalladung
enthält. Derartige 1,3-Dipole lassen sich in großer Zahl vor allem mit stickstoffhal-
tigen Verbindungen realisieren und führten durch Reaktionen mit Alkenen oder
Alkinen zu zahlreichen neuartigen Heterocyclen.
Besonders stickstoffhaltige Heterocyclen sind oft interessante Pharmoko-
phore, was Interesse der Pharmaindustrie an den Huisgenschen 1,3-dipolaren
Cycloadditionen auslöste. Erhöhte Aufmerksamkeit erhielten derartige Reaktio-
nen neuerdings in der Molekularbiologie, nachdem Meldal sowie Sharpless und
Mitarbeiter gezeigt hatten, dass eine Kupfer-katalysierte 1,3-dipolare Cycloadditi-
on sich zur Ligation von Proteinen eignet (Click-Reaktion). Im Zuge dieser Ent-
wicklung wird es mehr und mehr üblich von Huisgen-Reaktion zu sprechen, was
vorher selten der Fall war.
Rolf Huisgen wurde 1988 emeritiert, seine Publikationstätigkeit erstreckte
sich noch bis zum Jahr 2012. Dem Institut blieb er auch danach durch regelmäßige
Teilnahme am Institutsleben verbunden. Die neue Muße nutzte er, um sich sei-
nen Interessen außerhalb der Chemie verstärkt zu widmen. Angeregt durch seinen
1944 im Kriegsdienst verunglückten Bruder Klaus, war er sehr an bildender Kunst
interessiert. Auswärtige wissenschaftliche Vorträge verband er in der Regel mit
Museumsbesuchen. Er war besonders fasziniert von deutschen Expressionisten,
wie etwa Ernst Ludwig Kirchner, Emil Nolde und Max Beckmann, und sammelte
Graphiken und Holzschnitte vor allem dieser Künstler.
Insgesamt wird die wissenschaftliche Bedeutung von Rolf Huisgen ersichtlich
aus der Tatsache, dass er im Zeitraum von 1960 bis 1976 der am meisten zitierte
deutsche Naturwissenschaftler war. Sein ca. 600 Publikationen umfassendes Oeu-
vre war eine Inspirationsquelle für Generationen von organischen Chemikern.
Anerkennung ist ihm durch Fachkollegen und Öffentlichkeit reichlich zuteil ge-
worden. So durch ordentliche und korrespondierende Mitgliedschaften in Aka-
128
Für die physikalisch-organische Chemie öffneten sich viele Möglichkeiten,
die von Huisgen reichlich und meisterhaft genutzt wurden. Er hat uns u. a. eine
Autobiographie hinterlassen (Rolf Huisgen, The Adventure Playground of Me-
chanisms and Novel Reactions) in der Leben und Werk umfassend beschrieben
sind. Exemplarisch seien seine Arbeiten über 1,3-dipolare Cycloadditionen näher
erläutert. In Einzelfällen waren entsprechende Reaktionen bereits bekannt, nicht
erkannt wurde vor Huisgen aber das Prinzip. Das Konzept entstand 1958 und wur-
de danach in großer Breite weiterentwickelt. Cycloadditionen sind Reaktionen,
bei denen zwei ungesättigte Moleküle oder Molekülbereiche zu einer cyclischen
Verbindung reagieren. Das bekannteste Beispiel ist die Diels-Alder-Reaktion, bei
der im einfachsten Fall aus Ethylen, einer 2jt-Elektronen-Komponente, und Buta-
dien, einer 4n-Elektronen-Komponente, der Sechsring Cyclohexen entsteht. Hu-
isgen erkannte, dass sich auch Fünfringe nach diesem Prinzip aus einem Olefin
wie Ethylen und einer 47t-Elektronen-Komponente mit nur drei Atomen aufbauen
lassen, wenn die letztere an den Enden eine positive und negative Formalladung
enthält. Derartige 1,3-Dipole lassen sich in großer Zahl vor allem mit stickstoffhal-
tigen Verbindungen realisieren und führten durch Reaktionen mit Alkenen oder
Alkinen zu zahlreichen neuartigen Heterocyclen.
Besonders stickstoffhaltige Heterocyclen sind oft interessante Pharmoko-
phore, was Interesse der Pharmaindustrie an den Huisgenschen 1,3-dipolaren
Cycloadditionen auslöste. Erhöhte Aufmerksamkeit erhielten derartige Reaktio-
nen neuerdings in der Molekularbiologie, nachdem Meldal sowie Sharpless und
Mitarbeiter gezeigt hatten, dass eine Kupfer-katalysierte 1,3-dipolare Cycloadditi-
on sich zur Ligation von Proteinen eignet (Click-Reaktion). Im Zuge dieser Ent-
wicklung wird es mehr und mehr üblich von Huisgen-Reaktion zu sprechen, was
vorher selten der Fall war.
Rolf Huisgen wurde 1988 emeritiert, seine Publikationstätigkeit erstreckte
sich noch bis zum Jahr 2012. Dem Institut blieb er auch danach durch regelmäßige
Teilnahme am Institutsleben verbunden. Die neue Muße nutzte er, um sich sei-
nen Interessen außerhalb der Chemie verstärkt zu widmen. Angeregt durch seinen
1944 im Kriegsdienst verunglückten Bruder Klaus, war er sehr an bildender Kunst
interessiert. Auswärtige wissenschaftliche Vorträge verband er in der Regel mit
Museumsbesuchen. Er war besonders fasziniert von deutschen Expressionisten,
wie etwa Ernst Ludwig Kirchner, Emil Nolde und Max Beckmann, und sammelte
Graphiken und Holzschnitte vor allem dieser Künstler.
Insgesamt wird die wissenschaftliche Bedeutung von Rolf Huisgen ersichtlich
aus der Tatsache, dass er im Zeitraum von 1960 bis 1976 der am meisten zitierte
deutsche Naturwissenschaftler war. Sein ca. 600 Publikationen umfassendes Oeu-
vre war eine Inspirationsquelle für Generationen von organischen Chemikern.
Anerkennung ist ihm durch Fachkollegen und Öffentlichkeit reichlich zuteil ge-
worden. So durch ordentliche und korrespondierende Mitgliedschaften in Aka-
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