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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2020 — 2021

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C. Die Forschungsvorhaben
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II. Tätigkeitsberichte
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15. Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie (Freiburg i. Br.)
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https://doi.org/10.11588/diglit.61621#0240
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C. Die Forschungsvorhaben

Komödie des Hellenismus markiert (316 v. Chr.). Vielfach kann Mastellari zei-
gen, dass diese Dichter Komödien verfassten, die Spuren des Übergangs zwischen
der Alten, politischen Komödie des 5. und der „bürgerlichen“ Neuen Komödie
aufweisen.
Enzo Franchini legte den ersten Band von Komödien des Pherekrates vor
(FrC 5.3, 376 Seiten), eines älteren Zeitgenossen des Aristophanes. Pherekrates
vertrat offensichtlich, wie die antike Literaturkritik herausstreicht und wie es die
Fragmente und Titel nahelegen, eine besondere Entwicklungslinie der Komö-
die des 5. Jahrhunderts. Der unmittelbare, mit persönlichem Spott verbundene
Gegenwartsbezug scheint in seinen Stücken einer allgemeineren Thematik, ei-
ner märchenhaften Phantastik und einer Vorliebe für Charakterrollen Platz ge-
macht zu haben. Sein Werk ist ein Lehrbeispiel dafür, dass die Alte Komödie des
5. Jahrhunderts kein einhelliges, ,politisches’ Gepräge aufwies, sondern eine Viel-
falt gleichzeitig nebeneinander existierender und sich gegenseitig beeinflussender
Spielformen enthielt und durch individuelle Stile geprägt war. Zum Typus der
Unterweltskomödien zählen die Bergleute (Metalles); die Myrmekanthropoi (Ameisen-
menschen) verweisen auf einen zweigestaltigen Chor, wie wir ihn in den aristo-
phanischen Richterwespen vorfinden; bei dem Pseudherakles könnte es sich, dem
Titel nach zu schließen, um eine Figur drehen, die Herakles zu sein vorgibt und
vermutlich all den Aufgaben, die ihr zugemutet werden, im Unterschied zum He-
ros Herakles nicht gewachsen ist. Von besonderer Bedeutung für die Geschichte
der griechischen Musik ist der Cheiron. In einem 28 Verse umfassenden Fragment
beklagt sich die personifizierte Musik über all die Torturen und Vergewaltigungen,
die ihr von der musikalischen Avantgarde angetan wurden (Fr. 155, kommentiert
von Michele Napolitano, S. 242 — 294).
Andreas Bagordo arbeitete weiter an der Komplettierung der den Aristopha-
nes-Fragmenten gewidmeten Bänden. FrC 10.8 (258 Seiten) kommentiert sechs
Komödien des Aristophanes (Die Zeltplätze besetzenden Frauen, Die Bräter, Die Tele-
messer, Dreischwanz, Phönissen und Die Jahreszeiten). Die Ausführungen Bagordos,
insbesondere die minutiöse Erörterung der Titel, die oft rätselhaft sind, zeigen die
Breite der aristophanischen komischen Themen: Frauenstücke, Unterweltsschil-
derungen und Leben in einem utopischen Zustand, Obszönes und Tragödien-
parodie.
Christian Orth widmet sich in FrC 16.2 (485 Seiten) wie Virginia Mastellari
einer Reihe von poetae minores der Mittleren Komödie (Aristophon, Athenokles,
Augeas, Axionikos, Choregos oder Choregion, Demonikos, Dionysios, Diony-
sios II, Dioxippos, Dromon). Auch diese Autoren liefern wertvolle Einblicke in
die Entwicklung der Gattung im 4. Jahrhundert. Aristophons Fragmente zeigen
die Auseinandersetzung mit zeitgenössischer Philosophie (Platon und die Py-
thagoreer) mit interessanten Parallelen zu den Wolken des Aristophanes. Axio-

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