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Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2020 — 2021

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D. Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses
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II. Das WIN-Kolleg
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Siebter Forschungsschwerpunkt „Wie entscheiden Kollektive?“
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Tagung „Entscheidung zur Heiligkeit? Autonomie und Providenz im legendarischen Erzählen vom Mittelalter bis zur Gegenwart“ (23. bis 25. September 2020)
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https://doi.org/10.11588/diglit.61621#0298
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D. Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses

gen eines biblischen Sünders in deutschen Legenden des Mittelalters“ ausführte,
wie unterschiedlich von den Entscheidungen erzählt wird, die zur Konversion
dieses großen Sünders führen. Von Sündhaftigkeit freigesprochen wird auch Karl
der Große nicht, wie Johannes Traulsen unter der Überschrift „Der Kaiser wird
zum Heiligen. Karl der Große als legendarische Figur zwischen Autonomie und
Providenz“ aufzeigte. Tim Lörke nahm in seinem Vortrag „Der Fels, die Kirche
und die Maus. Die affektive und pädagogische Vereinnahmung des Heiligen im
modernen Erzähltext“ Petrus-Figuren in Texten von Henryk Sienkiewicz, Else
Lasker-Schüler und C. S. Lewis in den Blick und verdeutlichte, auf welche Weise
das Heilige hier im Sinne ästhetizistischer und/oder kulturkritischer Intentionen
instrumentalisiert wird.
Die konfessionelle und kulturpolitische Dimension hagiographischen Er-
zählens war den Vorträgen der zweiten Sektion „Konfession und Politik“ ge-
mein, die Legitimations- und Plausibilisierungsstrategien der Hagiographie
gerade auch in Krisen- oder Umbruchszeiten zum Gegenstand hatte. Wie auto-
biographische Dokumente, die den „inneren“ Weg zur Heiligkeit dokumentie-
ren, derartige Funktionen erfüllen können, zeigte Marie Guthmüller in ihrem
Vortrag „Zwischen humilitas und superbia. Überlegungen zur Autohagiographie
im französischen 17. Jahrhundert“. Silke Horstkotte zeigte unter der Überschrift
„Legendenbildung. Martin Mosebachs Die 21 im Spannungsfeld religiöser und
politischer Vereinnahmungen“, welche politischen und religiösen Intentionen
Mosebach in seiner Darstellung der koptischen ,Märtyrer’ verfolgt und wie sein
Text wiederum von Vertretern der Neuen Rechten vereinnahmt wurde. Den
letzten Vortrag der Sektion hielt Joanna Nowotny, die unter dem Titel „Heilige
Einzelne, heiliges Kollektiv? Louis Ginzbergs Legenden der Juden (1909-1938)“
der Frage nachging, welche Bedeutung Figuren und Narrativen des Heiligen in
dieser für die westliche Welt bedeutendsten Sammlung jüdischen Erzählgutes
zukommt.
Die Vorträge der dritten Sektion „Poetologien des Heiligen in der Moder-
ne“ hatten moderne Adaptionen legendarischer Erzählungen zum Gegenstand.
Sie diskutierten anhand von literarischen Texten des 19. Jahrhunderts, welche
poetologischen, ästhetischen und politischen Funktionen Figuren des Heiligen in
(vermeintlich) säkularen Kontexten erfüllen können. Ulrich Port zeigte in seinem
Vortrag „Entscheidung zur Heiligkeit? Friedrich Schillers Die Jungfrau von Orleans,
die Ent- und die Repragmatisierung der Legende um 1800“, auf welche Weise
Schiller Heiligkeit als charismatisches Konzept neuinterpretiert und Johanna von
Orleans als nationale und politische Identifikationsfigur umfunktionalisiert. Un-
ter der Überschrift „»Elle voulut devenir une sainte.« Legendarisches Erzählen bei
Flaubert und Zola“ befasste sich Sabine Narr-Leute ebenfalls mit der Renaissance
der Legende im 19. Jahrhundert. Gustave Flaubert in Madame Bovary und Emile
Zola in Le Reue inszenierten die Protagonistinnen als Heilige und schrieben so

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