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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 17): Die letzten Strassburger Jahre: 1546 - 1549 — Gütersloh, 1981

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https://doi.org/10.11588/diglit.30258#0175
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i. VON DER KIRCHEN MENGEL VNND FÄHL

171
die, die es wißentlich vnwirdigen reichen, nach dem gebott Christi: jhr solt die perlen
nicht den sewen vnnd das heiligthumb nicht den hunden furwerffen84. Darumb solli-
cher jamer billich allen gottsforchtigen zu hertzen gehn soll vnnd sollen mit höchstem
vermugen dran sein, damit sollichem mißbrauch der heiligen Sacrament, wie jnn dißem
5 andern85 86 puncten angetzeigt, gewert werde.
Nun von dem dritten vnnd vierdten puncten sollen ja alle guthertzigen on vnderlaß
vnnd bitterlichen weinen, das wir solche puncten nitt allein jnn vnsern kirchen nicht
haben, sonder auch datzü kommen ist, das jhre nammen verdampt vnd verworffen
werden vnnd jnn der Christlichen gemeind mitt großer gefehrlicheit85 muß dauon
jo geredt werden. Denn ob wol nichts lieblichers vnnd tröstlichers jnn der gantzenn heyli-
gen geschrifft gelesen würt denn vom gewalth der schlußel, als der der recht kern ist, So
lauth doch nichts heßlicher vnnd vnlieplicher jnn der zühörer oren, denn wan man vom
gewalth der schlußel, der absolution oder Excumunication, anfacht züpredigen; vnd das
auß der vrsach, das der Bapst solchen gewalth mißbraucht hat, nit Content87 gewesen,
15 das gewißen mit gottes wort züregieren, sonder vnder dem schein der schlußel so weit
komen, das er nit allein aller anderer oberkeit sich selbs vnnd die seinen entzogen,
sonder noch wol datzü | b ib | Aller weit herr worden ist. Wievol nun solcher miß-
brauch billich züschelten vnnd zuuerwerffen, so soll doch darumb die kirch Christi nit
jhres geburenden gewalts, so sie von jhrem gespons88 entpfangen, beraubet sein, sonder,
20 gleich wie jnn allen andern dingen diße Regel gehaltthen wirt, das eines jeden dings
mißbrauch allein abgethon vnnd sein rechter brauch, datzü es denn verordnet ist, gehal-
ten wirtt, Also auch hierin geschehenn soll, das des Bapsts jrthumb abgeschafft vnnd
gestrafft werde, aber doch gleich wol also, das der Recht wahr brauch der schlußel dan-
eben der kirchen vnuerseret pleib; sonst mueste die kirch nitt allein dißes jhres gewalts
25 berauben sein, sonder auch der vorgohnden zweyen puncten manglen, Dieweil der
Bapst nichts greuwlichers verkeret vnnd niergendt mitt89 größere abgötterey dann mitt
dem wort Gottes vnnd den heyligen Sacramentenn getribben hatt.
Das man aber sagen wolt, wir konden vnns der absolution halben nit beklagen, die-
weil doch die selbig alle Sontag vast in allen kirchen geuebett werde, Wann nach der
30 öffentlichen beichtt jederman jnn gemein die absolution gegeben wurt, daruff antworten
wir, das wir solche absolution, wie sie genent wirt, wol laßen ein stuck des ersten punc-
ten, der lehr göttlichs worts, sein gleich wie andere gepett vnnd vermanungen, aber das
sie die absolution sey, dauon Christus sonderlich jm euangelio redett, Sprechende: Wem
ihr die sund vergebett, dem sollen sie vergeben sein etc.90, Das gestehn wir nitt91.
35 Denn es ist ia gewiß, das dise wort vnsers herren Christi Marei am letsten [16,15]:
Geht hin jnn alle weit vnd prediget das Euangelium allen Creaturen etc., vnnd diße

84. Vgl. Mt 7,6.
85. Zweiten.
86. Ernst, Dringlichkeit.
87. Damit zufrieden.
88. Bräutigam (Christus).
89. Mit nichts.
90. Vgl. Jo 20,23.
91. Gestehen wir nicht zu.
 
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