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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 17): Die letzten Strassburger Jahre: 1546 - 1549 — Gütersloh, 1981

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https://doi.org/10.11588/diglit.30258#0183
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i. VON DER KIRCHEN MENGEL VNND FÄHL

179

straffen vnd antasten145, so gadts doch niemands zu hertzen; vnnd dieweil dis Cristen-
lich verbannen nicht mehr gebrauchtt wurtt, iederman on all scheuhen vnnd hindersich
dencken146 jnn den großen grewlichsten lästern ligen, vnd das noch das aller erschrok-
kenlichst ist, solche sund begangen werden vnder dem schein vnnd namen des heben
5 Euangelij, vnnd von vnser sund wegen noch datzü der nam gottes muß entheyligett vnd
gelestertt werden. Der barmhertzig gott wolle hie selbs helffen, denn sonst ist das vbel
vil vil zu groß vnnd schweer.
Volgett nun der funfft vnd letst punct von Ordnung der außerlichenn Ceremonien. Es
spricht der h. Paulus zün Ephesern am 4. [8.11], das Christus sye vffgefaren in die höhe
10 vnnd habe das gefencknus gefangen gefueret vnnd den menschen gaben geben, ettliche
gesetzt zu Aposteln, ettliche zu propheten, ettliche zu Euangelisten, ettliche zu hirten
vnd lerern, damit er anzeigenn will, ob wir wol alle glider eins leibs seyen, so habe doch
vnser lieber herr Christus dißem seinem leib mancherley gaben gegeben, die aber mitt
vnderschid vnd güther Ordnung sollen noch eines jeden glids geschicklicheit jn der
15 kirchen gebrauchtt werden; vnnd das sollichs dester beßer | c 1 b | geschehen muge,
beschreibt er solche Ordnung an vil ortthen, sonderlich aber Rom 12. vnnd 1 Corinth 14
[40], da ers letstlich beschleußt noch langem erzölen mit solchen worthen: laßets alles
zuchtigklich vnd ordenlich zu gehen, denn so on Ordnung auch jnn andern zeittlichen
dingen nichts früchtbarlichs kan vßgerichtt werden, wie vil mehr in dißen hohen wichti-
2.0 gen Sachen, die das ewig leben belangen. Dannenher147 dann auch jn der ersten Chri-
stenheiten kirchen alles ist bester form besteh wordenw, Erstlich das die kirchen allent-
halben mitt ordenlichen, gutthen, treuwen dienern versehen weren, das rechte Ordnung
jm predigen gehakten, kommeliche148 vnd geschickte zeit vnd dag datzü erwehlett
wurden, da das volck möchte zusammen komen, gewiße lectiones vß der schrifft ver-
25 leßen wurden, auch gewiße stunde jm tag zu dem betten bestimptt. Zum andern hat man
ettliche allmusen pfleger erwehlett, die das almüsen vnd opffer der Christen vnd gleubi-
gen fleißig zusamen gesamlett vnd den durfftigen nach eines jeden notturfft vßgespen-
dett. Zum dritten sind auch sonst Ehesten besteh vnd geordnett worden, die neben den
pfarrherren vff die gantz gemeind ein vffsehen gehapt haben vnd doran gewesen, das
30 jedes zu seiner zeit geschehe, das die kinder vnd jugent recht vffertzogen in die kirchen
bracht wurden, den Catechismum zu lernen. Solche waren auch sonderlich gebraucht
zu der bruederlichen straff vnd Warnung, das die selbig recht gebrauchtt wurde.
Dagegen haltt man diße jetzige vnsere kirchen Ordnung149, so wirtt leicht abzünemen
sein, wie weit wir noch von einer rechten Christenlichen kirchen Ordnung seind, vnd
35 vnser ding mehr für ein sudlerey vnd confusion150 denn ein form der ersten Christenli-
chen kirchen zühaltten. Denn was Ordnung wirt doch in disen dreien stucken, die kir-
chenn Ordnung betreffende, gehakten?
w) folgt: ist.
145. Angreifen.
146. Ohne jede Hemmung und jedes Bedenken.
147. Daher. 148. Passende.
149. Straßburger Kirchenordnung von 1534, erneuert 1539. Vgl. uns. Ausg. Bd. 5, S. 24-41.
150. Pfuscherei und Durcheinander.
 
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