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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 17): Die letzten Strassburger Jahre: 1546 - 1549 — Gütersloh, 1981

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https://doi.org/10.11588/diglit.30258#0187
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i. VON DER KIRCHEN MENGEL VNND FÄHL

183

der kirchen vnd, das sie sich straffen vnnd warnnen laßen woltten, zügesagt; derhalben
sie auch vnder dem bande166 vnd straff der kirchen nit sind, wie man dann bald sollichs
mitt jhnen erfarenn wurde, wann sie von jemands auch nur freuntlicher weiß gestrafft
soltthen werden, Das sie vmb straffen vnd bannen nitt allein nichts geben wurden,
5 sondern noch wol dartzü es gar nichttt wollen vergüt haben167 vnd böser werdenn denn
vorhin mitt fluchen, treuwen168, verachtenn, schmehen vnd der gleichen vnd, wann sie
vor169 wenig jnn die predig gangen, jetzt gar nit mehr komen würden. Darumb so müß
hie für allen dingen darnach getrachttet werden, das man leuth habe, die sich vngezwun-
gen, allein vß bewegung Gottlichs worts, freywillig inn die gehorsame der kirchen
10 begebenn vnd alle freuntliche warnung vnd vnderweisung zü gütt vffnemmen170 wollen.
Sollichs nün, souil den anfang dißer Sachen belangt, mag am aller geschicksten durch die
pfarrher vnd Seelsorger jn allen kirchspillen hin vnnd wider geschehen. Erstlichen das
sie von der kantzel fleißig vnd ernstlichen dem volck allen mangel vnd fehl, so bißher jn
den funff obertzölten171 puncten gewesen sindt, antzeigen vnd dabey | c 4b | Verma-
15 nen, jnn was großer gefahr wir seyen, wo solchs alles nit verbeßertt werde, das wir
nichts zü erwarthen haben denn die straff vnd zorn Gottes, wie man dann schon für
äugen sehe etc. Zürn andern demnoch die höchste vnd gröste verwandtnus172 sein soll
zwischen einem pfarrer vnd seinen pfarrkindern, also das ein jeder seel sorger, seiner
schefflin halb173, vnserm aller Obristen Ertzhirtten Christo jhesu wirtt mueßen rechen-
20 schafftt geben, vnnd dagegen auch schuldig seindt die pfarrkinder, gleich wie allen
menschen, also auch furnemlich jrem hirtten jres glaubens rechenschafftt zügeben; vnnd
zü dem rechtschafne prediger es nit dabey pleiben laßen, das sy nür jr ampt vff der
Cantzel mitt vleißigem ermanen außrichten vnnd also jhre vertrawte schefflin alle jn
gemein weiden, sonder handlen auch hierin wie ein trewer, güther hirtt, der zü allen
25 seinen schefflin jn Sonderheit sichtt vnd, was einem jeden jnn Sonderheit mangeltt oder
fähltt, jm noch gestaltt der Sachen hilff thüt; also besuchen vnd ansprechen sie auch alle
jre pfarrkinder sonderlich vnnd befleißen sich, die mengel vnd fehl, so sie befinden, nach
jrem vermugen zuuerbeßeren, wie wir denn solcher sonderlicher sorg vnd pfleg gegen
den gleubigen feine herrliche Exempel haben jn dem heiligen Paulo vnd andern, Wie er
30 denn von sich selbs, Siluano vnd Timotheo zeugett, da er den Theßalonichern [iThess
1,11.12] also schreibet: jhr wißent, das wir als ein Vatter seine kinder einen jegklichen
vnder euch ermanett vnd getröstett vnd betzeugett haben, das jhr wandlen soltthen
würdigklich vor Gott, der euch berüffen hatt zü seinem reich vnnd zü seiner herrligkeit.
Vnnd zü den Ephesern: Ihr wißent, wie jch euch nichts verhaltthen hab, das da nützlich
35 ist, das jch1™ euch nichtt verkundigett hette vnd euch gelehrett öffentlich vnnd zü hauß
166. Bann.
167. Nicht für gut halten (im Sinne von: sie lehnen sich gegen jede Zuchtübung auf).
168. Drohen.
169. Zuvor.
170. Als recht anerkennen, in gutem.
171. Oben auf gezählten.
172. Verbundenheit.
173. Wegen seiner Schäflein (Gemeindeglieder).
174. act. 20 [18.20.21.31]. [Marg.J.
 
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