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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 17): Die letzten Strassburger Jahre: 1546 - 1549 — Gütersloh, 1981

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https://doi.org/10.11588/diglit.30258#0198
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DIE LETZTEN STRASSBURGER JAHRE 1546-1549

ten, als die heiliger vnnd beßer weren dann sie, sonder sie werden vil mehr anfengklich;
so offt vnd sie der großen gnaden vnd Barmhertzigkeit, so jnnen widerfaren, eingedenck
werden, Gott dem herren dafür ewigs lob vnnd danck sagen vnd weiter bitten, das er sie
jnn solcher seiner erkantnus wolle gnedigklich erhaltten vnd täglich jmmer mer vnd mer
laßen darin furtfaren vnd zunemmen. Werden jn auch daneben on vnderlaß bitten, das 5
er auch die andern, so noch nit sein wort recht erkent haben, wolle erleuchten vnd herzu
bringen, damit sie vnsere wäre brueder vnd Schwestern jnn aller Rechter gemeinschafft
der kirchen seyen vnnd also einhelligklich jm dienen vnd sein lob vnd Rhüm verkündi-
gen mugen.
Fürs dritt, so haben sich, die noch drussen sind, nichts ab vns zubeklagen vß dreyer- 10
ley vrsachen: Die erst, das wir sie wider jren güthen willen gar nit begeren zu zwingen,
vnserer meinung vnnd Verstands züsein, sonder sie dem herren vnnd an seiner statt der
welttlichen Oberkeit beuelhen, die vber sie zürichten vnd zu gebiethen haben. Die
ander, das jnen zu jeder zeit, so sie erleuchtet werden vnd zu erkantnus jrer sunden
körnen vnnd sich jnn die gehorsame der kirchen mit uns mit rechtem ernst zübegeben 15
begeeren, frey ist, jnn vnser gemeinschafft zükommen, vnd wir auch sie mit großen
freuden als vnsere lieben brueder vnd Schwestern wollen vffnemmen vnd erkennen; die
Dritte, das wir vns gar nichtt wegern241, alle bürgerliche beschwerden242 als frome vnd
gehorsame burger mit jnnen zütragen, wie wir dann deßhalben durch den eidschwur243
zamen verbunden, vnserer von gott gesetzten Oberkeit gebott vnd verbott zügeleben. 20
Darumb sie dann auch aller liebe, truw244 vnnd freundschafft von vnns gewertig sein245
sollen nach dem gebott gottes: Was jhr wolt, das euch die menschen thuen, das thüt
jnnen auch etc.246.
Derhalben vff vnser seyten durch die gnade Gottes gar nicht befunden wirt einige
vrsach, die da zu ettwas vnradt247 anleitung geben möchte, wie vns dan felschlich von 25
vnsern mißgunnern248 zügelegt wurt. Das aber gleich wol wir | [d 6 b] | hiegegen von
jnnen geurteilt, verspottet vnd geschupffet249 werden, das müssen wir gestatten vnnd
zülaßen vnd vns trösten, das allwegen gleich von anfang der weltt also ergangen allen
Propheten, Christo selbs vnd seinen lieben Apostolen widerfaren. Ders vns zuuor
gesagt, das wirs nit beßer haben sollen, dann ers gehept hatt: Denn es ist ja der junger nit 30
vber seinen meister vnnd der knecht vber seinen herren etc.250 Wir mueßen aber darumb
nicht der weit zu lieb vnd dienst das vnderlaßen, das vnns Christus, vnser ewiger hei-
land, bey Verlust vnser ewigen seel Seligkeit gebotten vnnd befolhen hatt; auß disem nun
allem verhoffen wir, sey einem jeden güthertzigen leicht zuerkennen, daß dise vnserer

241. Weigern.
242. Lasten, Pflichten.
243. Bürgereid.
244. Treue.
245. Von uns erwarten.
246. Vgl. Mt7,i2.
247. Unheil, Schaden.
248. Mißgünstigen (Gegnern).
249. Fortgestoßen (abgewiesen).
250. Vgl. Mt 10,24.
 
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