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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 17): Die letzten Strassburger Jahre: 1546 - 1549 — Gütersloh, 1981

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https://doi.org/10.11588/diglit.30258#0203
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2. ERRINNERUNG DER PREDIGER

199

ten vnnd auch mit ewerem exempel befordret werden vnnd doch einmal ein solch allge-
meines Fasten vnnd Betten angestellet werde, wie vns der H. geist des sein gepott vnd
exempel furhaltet jn seiner göttlichen Schrifft, das nemlich alles volck vor jm jn seiner
gemeinden mit grossem ernst versamlet vnd da seiner sünden vnnd der gnaden Gottes in
5 vnserem herren Jesu Christo vffs hertzlichest erinneret werde, sein gepott mit warer
vnnd gemeiner andacht zu Gott zuthun vmb gnaden, rath vnd Hülff in disen höchsten
nötten. Dann bißher haben sich gar fil, auch vff die grossen bettag, filer schweren Ver-
achtung gottes vnnd seiner gemeinden vnnd auch vnzucht beflissen, so ist auch ein
grosser theil volcks in die gemeinden Gottes nit khommen. Dagegen E. G. warlich
10 schuldig sind, das furzu- | [za] | nemen vnnd zuhandlen, das die Alten Göttlichen obren
bey den jren in dem furgenomen vnd gehandlet haben, wie wir die exempel haben am
Mose, Dauide, Asa, Josaphat, Hiskie, Daniel, Esra, Nehemiah vnnd anderen fürsten
Gottes. Not, angst vnnd gefahr ist allen for, darumb sie auch alle mit gröstem ernst Gott
vmb gnad zuflehen angehalten werden.
15 Vnnd so man die gemeinen wochlichen bettag haltet, wie wurde es so ein fruchtbar
exempel seih, wan E. G. auch bey dem gepett erschinen. Jm anfang des kriegs haben
E. G. die bettstund derhalben vff die neune vhr verruckhet, damit ein erbar Rath auch
zum gepett konde kommen, das aber gar selten geschehen; dagegen man wol sagt,
gericht vnnd rath vben seye auch ein gut werck; jst wahr, es soll aber dennoch diesem
20 werck des gepetts jn solchen engsten vnd notten, als wir yetzund stecken, weit nachge-
setzet9 werden, wiewol mans so wol hie als anderswa konde anschicken10, das ein erbar
rath den tag bey dem gepett were vnnd dennoch gericht vnd recht hielte. Freylich wenig
Herren sind, die nit zu funff vhren herfor sein11, darumb man die Bettstunde wol
| [zb] | halten mochte von funffen biß sechse oder von sechsen biß siben, vnnd darnach
2.5 nicht destweniger rath vnd gericht halten, wie jn ettlichen anderen Stetten teglich ge-
schieht. Gott zürnet ernstlich, vnnd wir haben das fil zu fil wol verdienet. Darumb will
er auch ernstlich gepetten sein, vnnd von allem volck, vnnd will auch, das die Obren jn
dem den vnderthanen vorgangen12 vnnd jnen ein gut exempel geben, sie auch durch das
ampt jrer Oberkeit darzuhalten, wie die Alten göttlichen Obren so vleyssig gethon.
30 Denn ob man sich wol zu deren gepett nit vil zugetrösten13 hat, welche betrachtung
gegenwertiger angst vnnd nott so wenig darzu treibet, das man sie erst mit gewalt darzu
anhalten muß; je doch, dieweil Gott diß vonb seinen dieneren, die er seinem volck zu
Obren vorsetzet, fordret, so gibt er auch das gedeyen darzu vnnd machet, das fil, wen
sie jn die gemeinde kommen, recht betten, die sich von jnen14 selb darzu nit getrieben
35 hetten. Wenn auch die gantze menge also zum gepett versamlet vnnd gehalten vnnd das
wort Gottes da ernstlich getribenn vnnd niemandt daruon zupleiben gestadtet wurt, cso
b) gestr.: den. - c)-c) add. am Rand.
9. Hintangestellt, nachgeordnet.
10. Einrichten.
11. Das Rathaus verlassen, den Dienst beendet haben.
12. Vorangehen.
13. Zu vertrauen, zu erwarten.
14. Sich.
 
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