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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 17): Die letzten Strassburger Jahre: 1546 - 1549 — Gütersloh, 1981

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https://doi.org/10.11588/diglit.30258#0246
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DIE LETZTEN STRASSBURGER JAHRE 1546-1549

242
vnd mit war vetterlichen trewen erkundigen vnd zur straffe furbringen sollen vnd mö-
gen.
Zu dem werck wirt man auch solche alte bewerte Herren ordnen müssen, welche man
vor Gott erkennen mage eines solchen eifers vnd glaubens zu Gott vnd gemeiner stat,
auch der müssigkeit von280 anderen geschefften, das inn der warheit zu verhoffen, das 5
solche dis werck mit allen trewen, kein person, kein gunst noch ongunst der weit drun-
der angesehen, Gott vnd der gemeind zu leisten willig vnd auch müssig sein werden.
| [31 b] | Dann immer muß man in diser Sachen bedencken, das Gott ein eiferer ist vnd
zum höhsten zürnet, wann einige fahrlessigkeit vnd onfleiß, geschwigen falsch oder
ontrew, auch in dem wolte mit einlauffen281, da man sich annimmet282, man wolle sich 10
recht zu jhm bekeren283 vnd sich erst recht jm zuv aller gehorsame verpflichten. Nun
were das aber ein offner falsch vnd ontrew, wa man wolte fil Zuchtordnungen setzen
vnd aber das halten nit auch zum besten versehen vnd bestellen. Sofil von dem erkundi-
gen vnd furbringen der straffbaren lästeren.
Zum fierden nun, das man die straffen auch, wie sie inn der Zuchtordnung gesetzet 15
werden, volziehe vnd in dem niemand uberal284 verschone; dazu wirt warlich zum
höhisten von nöten sein, das man das freuel gericht285 hiezu wol vnd mit besten trewen
besetze mit recht eiferigen, bewerten vnd ernsten Herren.
Dann das dis zuchtgericht dem gemeinen raht solte befolhen werden, wurde freilich
niemand rahtsam mögen erkennen jnn ansehung, das der raht one das mit seinen ordli- 20
chen geschefften, straffen vnd gerichten also beladen ist, das er die selbigen nachw
notdurfft nit verrichten kan, das man so fil klag von den parthen286 täglich höret.
| [32a] | Esx wirt aber das freuelgericht auch mit besonders bewerten vnd eiferigen
Herren - wie gesagt - müssen besetzet werden vnd die auch ein gute zeit daran bleiben
sitzen, damit sie die reudigen287 schaff, die man offt auch mit den gemeinen straffen von 25
lästeren nit abtreiben kan, kennen lernete vnd desto baß die notwendige artznei gegen
solcher verstocklichen ergernüssen fürwenden möchte. Auch die gemeinen gotsforchti-
gen burger, die gern zu der notwendigen artznei wider die läster mit gepürendem anzei-
gen wolten helffen, haben denen sie getrost vnd mit hoffnung der besserung die vor-
gohnden läster anzeigen dörffen. 30
Dann wa die personen solten alle vier wochen geendert vnd schlecht288 nach Ordnung
der rahtspersonen in dis gericht, wie bißhar beschehen, verordnet werden, so wirt

v) in B. — w) mit B.
x) gestr.: zu dem, so sind bishar üs mangel der leythen etwan personen in raht gesetzet worden,
die selb öffentlich inn straffbaren lästeren gelegen sind. [?]
280. Des Freiseins von, Zeithabens.
281. Dazukommen.
282. Sich vornimmt; beansprucht.
283. Constztfutio]. [Marg. von anderer Hand], - Fehlt B.
284. Ohne Ausnahme.
285. Zuchtgericht.
286. Parteien.
287. Räude = eine Krankheit (Schorf, Krätze).
288. Einfach, schlicht.
 
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